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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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ängstigen und Corrine in neue Tränenausbrüche zu treiben.
    So beendete er den Satz versöhnlicher: »Alles, was der Junge will, ist, mit Euch zusammen zu sein.« »Wo denn? Im Armenhaus? Oder im Schuldturm?« Sie sank auf die erste Stufe und ließ den Kopf hängen. Rafe erkannte an ihren Schultern, dass sie schluchzte. Das erschreckte den Knaben, und er schlang seiner Mutter die dünnen Arme um den Hals. »Weine doch nicht, Mama, alles wird gut werden. Ich kümmere mich um dich, denn ich kann fest arbeiten!« Doch die Worte ihres Sohnes lösten nur noch mehr Tränen bei der jungen Frau aus, und bald weinten beide gemeinsam.
    Rafe wich einen Schritt zurück. Er hatte noch nie gewusst, wie er mit einer heulenden Frau umzugehen hatte, und sie deshalb stets fortgeschickt.
    Aber jetzt sollte wohl besser er von hier verschwinden. Hatte er denn noch nicht genug Schaden angerichtet? Und schlimmer noch, er konnte sich nicht erklären, was ihn überhaupt zum Eingreifen bewogen hatte. Seit wann spielte er sich zum Beschützer von Witwen und Waisen auf? So etwas hatte er bislang lieber solchen Trotteln wie Valentine St. Leger überlassen. Der würde ja selbst noch seinem schlimmsten Feind beistehen ... Rafe erhielt eine neue Erinnerung: Er lag auf dem Boden eines Hauses und litt Todesschmerzen. Dr. St. Leger beugte sich über ihn und tat irgendetwas ... Mortmain wusste, dass Valentine besondere Heilkräfte nachgesagt wurden. Offenbar hatte Lance' Bruder ihm in jener Nacht nicht nur die Krankheit, sondern auch all das Gift aus der Seele genommen.
    Erschüttert wollte Rafe nur noch davonlaufen. Er murmelte eine Entschuldigung, aber Corrine hörte ihn kaum. Der Captain rannte los und fand den Handkoffer, den er bei seinem Anfall von Menschlichkeit vorhin fallen lassen hatte. Was für ein Glück, dass man ihn noch nicht gestohlen hatte. Und nun nichts wie fort zum Hafen und zur geistigen Gesundheit.
    Corrine würde sich und ihren Sohn schön irgendwie durchbringen. Vielleicht versöhnte sie sich ja mit Olivia wieder. Wie dem auch sei, das Ganze ging Rafe nichts mehr an.
    Aber während er tüchtig ausschritt, überkam ihn immer stärker der Drang, sich noch einmal nach den beiden umzusehen. Und sei es nur ein flüchtiger Blick über die Schulter.
    Verdammt, die beiden hockten immer noch wie zwei Häufchen Elend auf der untersten Stufe. Und auf der würden sie auch im übertragenen Sinn landen, wie Rafe aus eigener Erfahrung nur zu gut wusste.
    Seine Schritte wurden langsamer. Er warf einen verzweifelten Blick auf den Hafen, wo Schiffsmasten, Meer und die Ferne lockten - das Leben, das er sich immer gewünscht hatte.
    Er wäre ein Narr, wenn er auf all das verzichten und zu der Mutter und ihrem Sohn zurückkehren würde. »Ach, zur Hölle!« Rafe musste vollkommen den Verstand verloren haben. Oder Valentine hatte ihn in jener Nacht verzaubert und der Besessenheit übergeben. Ein letzter Blick zum Hafen, zu Freiheit und Abenteuer... »Hört auf zu weinen!«, raunzte er Corrine in dem rauen Tonfall an, mit dem er an Bord eines Schiffes Befehle gab. »Solche Katzenmusik hilft nämlich nie weiter.« Die Mutter schien zu derselben Schlussfolgerung gelangt zu sein. Sie blickte zu Rafe auf, hatte einen Arm um ihren Sohn gelegt und wischte sich mit der freien Hand die Tränen fort.
    Warum haben weinende Frauen eigentlich nie ein Taschentuch dabei?, fragte er sich, als sie sich die Augen mit einem Stolaende abtupfte. Aber dann reichte er ihr das seine, das sie auch dankbar entgegennahm. Der Captain nahm ihre Reisetasche und seinen Handkoffer und sagte: »Dann los, wir gehen.« »Gehen? Wohin denn?«
    »Ihr könnt doch nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag auf der Treppe Eurer Base zweiten Grades hocken bleiben.« Damit setzte er sich in Bewegung, und diesmal sah er sich nicht um, ob sie ihm folgten. Dafür hörte er bald, wie Corrine, den Jungen an der Hand, herangelaufen kam. »Mr. Moore, wartet bitte. Ich verstehe nicht so recht, was Ihr vorhabt.«
    »Dann macht Euch auf eine Überraschung gefasst: Ich auch nicht!«
    »Wohin führt Ihr uns denn?« »Das wüsste ich auch gern.«
    »Ich soll mich heute noch im Haus von Mr. Robbins melden, um meinen Dienst antreten zu können.« »Vergesst das mal ganz schnell. Das war sowieso keine gute Idee von Euch, den eigenen Sohn wegzugeben und sich stattdessen um die missratene Brut von jemand anderem zu kümmern. Wir werden uns etwas Neues für Euch einfallen lassen.« »Aber was denn?«
    »Keine

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