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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ahnung. Und jetzt hört damit auf, mich mit Fragen zu löchern.«
    Rafe drehte sich zu den beiden um. Ursprünglich wollte er die Mutter mit einem strengen Blick zum Schweigen bringen. Aber die schien am Ende ihrer Kräfte zu sein und hielt sich nur noch wegen ihres Sohnes aufrecht. Auch Charley schleppte sich ermattet dahin. Rafe brauchte ihm nur ins Gesicht zu schauen, um sofort zu wissen, wie es dem Kleinen ging.
    So etwas, ging ihm durch den Kopf, hatte er noch nie getan ...
    Nach kurzem Zögern nahm er beide Reisetaschen in den einen Arm und zog mit dem anderen den Knaben zu sich hoch. Wie leicht der Junge doch war. Und wie vollkommen vertrauensselig. Er schmiegte sich sofort an Rafe. Der Captain spürte seltsame, bislang unbekannte Gefühle in sich aufwallen. Als er bemerkte, dass Corrine ihn ansah, fühlte er sich unbehaglich.
    »Mr. Moore, erlaubt mir wenigstens, Euch noch eine Frage zu stellen.« Sie sah ihn ruhig an, und er betrachtete sie. Corrine war gewiss keine strahlende Schönheit, aber sie hatte interessante Augen. Und sie wirkte grundehrlich.
    Als er nickte, fuhr sie fort: »Ich finde es unbeschreiblich nett von Euch, dass Ihr mir und Charley helfen wollt.
    Aber ich verstehe Eure Beweggründe nicht. Warum habt Ihr Euch überhaupt veranlasst gesehen, vorhin einzugreifen?«
    Tja, wenn er das wüsste. Er verdrehte die Augen, aber die junge Frau machte den Eindruck, als wolle sie nicht lockerlassen, bis sie eine Antwort erhalten hatte. »Nun, weil... na ja, eben weil... Ach, verdammt, weil ein Kind niemals von seiner Mutter verlassen werden darf, ganz gleich, aus welchem Grund!« Was hatte er da gesagt? War das wirklich aus seinem Mund gekommen? Mit diesen Worten hatte er Corrine Brewer mehr von sich preisgegeben als jedem anderen Menschen auf der Welt.
    Ihr Blick zeigte ihm, dass sie ihn verstand, und ihre Miene drückte Mitgefühl aus. Sie streckte eine Hand aus, um ihn zu berühren, aber nach all den neuen und ungewohnten Erfahrungen des heutigen Tages konnte er nichts mehr verkraften.
    So kehrte Captain Rafe Mortmain ihr abrupt den Rücken zu, setzte sich mit den Koffern in dem einen und Charley auf dem anderen Arm in Bewegung und ließ Corrine Brewer keine andere Wahl, als ihm zu folgen.

Hewlett-Packard
    9
    Valentine stieg langsam aus dem Zweispänner und stützte sich schwer auf den Gehstock. Einer der Stallknechte von Burg Leger eilte herbei und kümmerte sich um Vulkan. Das alte Ross war es nicht gewöhnt, angebunden an einen Wagen hinterherzulaufen. Aber Valentine hatte sich heute Morgen nicht in der Lage gesehen, selbst bei seinem alten Reittier aufzusitzen.
    Was für ein trauriger Unterschied zum gestrigen Tag, als er auf dem feurigen Hengst über den Strand galoppiert war. Er würde Sturm wohl nie wieder besteigen können. Das Wunder hatte sein Ende gefunden, die Magie war vorüber. In den langen Nachtstunden hatte er sich das klar gemacht und sich damit abgefunden. Nur eine Schwierigkeit blieb ihm noch: Wie sollte er das Kate beibringen?
    Aber warum denn? So muss es nicht sein, du kannst alle Wunder zurückhaben. Leg nur die Kette mit dem Kristallsplitter wieder an ...
    Die Stimme redete mit viel Überzeugungskraft auf ihn ein. Der Splitter ruhte in seiner Westentasche - dort, wo sich eigentlich die Uhr befinden sollte. Ja, es wäre wirklich ganz einfach.
    Nein! Der Arzt zog die Hand zurück, die sich schon auf halbem Weg zur Westentasche befunden hatte. Die ganze Nacht hindurch hatte der Splitter ihn zu locken versucht. Und jetzt schien er schon wieder damit zu beginnen ... Der Kristall konnte einen süchtig machen - fast so stark wie Opium. Je eher er ihn dem rechtmäßigen Besitzer, seinem Bruder Lance, zurückgab, desto besser. Valentine humpelte auf das neue Areal des Anwesens zu. Normalerweise hatte ihn dieser Anblick von fünfhundert Jahren Geschichte stets mit Stolz erfüllt. Aber heute bedrückte ihn die Historie dieses Ortes. Er eilte, so gut es ging, durch den Garten und entdeckte seine Mutter Madeline, die trotz der frühen Stunde bereits in den Blumenbeeten arbeitete.
    Madeline St. Leger hatte noch nie zu den Frauen gehört, die den lieben langen Tag auf einem Diwan ruhten und alle Arbeiten dem Dienstpersonal überließen. Besonders um den Garten hatte sie sich immer selbst gekümmert.
    Sie trug den gewohnten blauen Kittel und den Strohhut, den sie sich mit einem Schal am Kopf festgebunden hatte. Das flammende Rot ihres Haars war in den letzten Jahrzehnten verblasst, hatte

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