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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber nichts von seiner Ausstrahlung verloren.
    Madelines Schönheit würde niemals vergehen, und ihre Augen strahlten immer noch mit ihrer eigenen Kraft. Als sie ihren Sohn kommen sah, richtete sie sich auf. »Valentine!«
    Obwohl sein Bein das sofort mit Schmerzen quittierte, vollführte er eine höfische Verbeugung. So hielten er und Lance es schon seit der Kindheit, als sie Ritter der Tafelrunde gespielt hatten und natürlich allen Damen mit ausgesuchter Höflichkeit begegnet waren. »Gott zum Gruße, Euer Hoheit!«
    »Auch Euch, Sir Galahad.« Madeline ließ sich sofort auf das Spiel ein, nannte ihn bei seinem Ritternamen und grüßte ihn mit einem Hofknicks. Doch als Valentine ihre Hand an seine Lippen führen wollte, zog sie die rasch zurück und wischte sie sich an der Schürze ab. »O nein, mein Lieber, wie dein Vater sich auszudrücken beliebt, habe ich den ganzen Morgen im Dreck herumgewühlt.«
    Doch dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Dabei betrachtete sie ihn genau. Eigentlich war sein Vater Anatole derjenige, der mit seinen besonderen St.-Leger-Gaben den Menschen ins Herz schauen konnte. Aber seine Mutter hatte einen verteufelt guten Blick und bemerkte oft genug einiges, das Val lieber für sich behalten hätte.
    Er entzog sich ihren prüfenden Blicken, indem er ihren Korb hochhob. Auch das bestrafte sein Knie sofort. Verdammt, mit dem Bein wurde es immer schlimmer. Mit zusammengebissenen Zähnen reichte er Madeline den Korb. Ob sie das bemerkte oder nicht, sie war auf jeden Fall klug genug, keine Bemerkung darüber zu machen.
    »Wie schön, dich wiederzusehen, Valentine. Dein Vater hat sich erst gestern beschwert, dass du überhaupt nicht mehr herkommst, weil du so weit fortgezogen bist.« Der Arzt seufzte. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, und sein Bein schmerzte wie die Hölle. Da bedurfte es all seiner Kraft, geduldig zu bleiben: »So weit fort, Mutter? Aber ich bin doch nur ans andere Ende des Dorfes gezogen!«
    »Nun, mein Lieber, du kennst doch deinen Vater.« »Ja. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er seine ganze Familie auf Burg Leger eingesperrt und wie ein grimmiger Drache bewacht. Deswegen ist er auch nach
    Norden gereist, um nämlich Feuer auf Marius zu spucken, bis dieser hierher zurückkehrt.«
    »Das könnte durchaus sein. Die beiden sind immer schon wie Brüder gewesen. Marius freut sich bestimmt, ihn wiederzusehen, auch wenn er faucht und Feuer spuckt.« Das Kichern erstarb auf ihren Lippen und machte einer sehnsuchtsvollen Miene Platz.
    »Dein Vater ist erst einen Tag fort, und schon vermisse ich ihn fürchterlich.«
    Valentine wusste, wie nahe die beiden sich auch noch nach einunddreißig Ehejahren standen. Sie lebten die Sage der St. Legers und hatten nur Augen füreinander. Der Weiseste aller neueren Brautsucher, Septimus Fitzleger, hatte hier wirklich eine hervorragende Wahl getroffen. Das Gleiche konnte man auch von Valentines Zwillingsbruder Lance und seiner Rosalind sagen. Oder von Vetter Caleb und dessen Braut. Und von den vielen weiteren glücklichen St. Legers...
    Verstörende Gedanken befielen ihn, und er rieb sich die müden Augen.
    »Valentine? Was ist mit dir, mein Lieber. Irgendetwas stimmt doch nicht.« Seine Mutter sah ihn besorgt an. »Nein, es ist nichts«, antwortete er etwas zu rasch und fügte hinzu: »Ich bin heute nur etwas müde und noch nicht richtig wach.«
    Aber seine Gedanken nahmen eine so schwarze Färbung an, dass er selbst darüber erschreckte. Fast glaubte er, den Steinsplitter zu spüren, der ihn mit unterdrückter Wut erfüllte. Er musste das verdammte Ding so schnell wie möglich loswerden.
    »Mama, weilt Lance heute auf der Burg?«
    »Ja, er müsste in seinem Arbeitszimmer sein.«
    »Fein, ich will nämlich etwas mit ihm bereden.« Er küsste seine Mutter auf die Stirn und humpelte dann eilig davon, ehe sie all die Fragen stellen konnte, die sich bereits hinter ihrer Stirn zusammenballten.
    Madeline sah ihm lange hinterher. Für eine Mutter ist es nicht recht, ein Kind den anderen vorzuziehen. Und sie liebte ihren wilden Sohn Lance und ihre drei Töchter abgöttisch. Aber für den ruhigen Valentine hatte sie immer besonders viel übrig gehabt. Vielleicht, weil er schon seit frühester Jugend die Liebe zu den Büchern mit ihr geteilt hatte, vielleicht auch wegen seiner Sanftheit und seinem grenzenlosen Mitgefühl.
    Sie beide hatten sich immer sehr nahe gestanden. Und heute hatte er sie zum ersten

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