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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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und flüsterte ihm etwas zu.
    Die andere Frau kam die Vortreppe herunter: »Um der liebe Gottes willen, Corrine, lasst uns dem ein Ende machen. Gebt mir das Geld, und dann geht.« Die Mutter richtete sich wieder auf, und Charley klammerte sich mit beiden Händen an den Saum ihrer Stola. Sie reichte der Frau eine kleine Geldbörse. Was, zum Henker, ging dort vor?, fragte sich Rafe.
    Corrine beugte sich hinab, um ihren Sohn zum Abschied zu küssen. Aber nun verlor die andere Frau jede Geduld und entriss den Knaben seiner Mutter. Corrines Wehklagen ging in Charleys Geschrei unter. Er streckte beide Hände nach ihr aus und wurde doch immer weiter von ihr fortgezogen.
    Der schwarz gekleidete Drachen zerrte Corrines Sohn hinter sich her.
    »Was geht das dich an?«, fragte sich Rafe murmelnd. Doch er konnte sich einfach nicht abwenden und weitergehen. Corrine starrte ihrem Sohn hinterher. Doch mehr noch als ihre Miene wurde Rafe Charleys Gesichtsausdruck unerträglich: zu Tode geängstigt, verletzt und im Vertrauen zutiefst getäuscht.
    Das Schluchzen des Knaben riss in Rafe Wunden auf, die er längst vernarbt geglaubt hatte. Noch ehe ihm bewusst wurde, was er tat, stürmte er los, an Corrine vorbei und auf die andere Frau zu. »Lasst sofort den Jungen los!«
    Sein Befehlston ließ beide Frauen zusammenfahren und stehen bleiben. Sogar Charley verstummte und starrte Mortmain an. »Hä?«, machte die Alte.
    »Ich habe gesagt, Ihr sollt den Jungen loslassen!« Sie schaute ihn verwundert an, und Rafe bemerkte beim Näherkommen, dass diese Frau n ur wenig Angenehmes an sich hatte. Früher mochte sie einmal ganz hübsch gewesen sein, aber das musste schon lange her sein. Mittlerweile waren ihr Blick und ihre Züge kalt und erbarmungslos - eine Miene, wie Rafe sie nur zu gut kannte. Sie erholte sich rasch wieder von ihrem Schrecken und entgegnete: »Ihr seid wohl übergeschnappt, was?« Gut möglich, sagte sich Rafe; denn sein merkwürdiges
    Verhalten konnte er nun nicht mehr auf den Kristallsplitter zurückführen.
    »Lasst den Jungen los, damit er wieder zu seiner Mutter kann.«
    »Von allen unverschämten -«, fauchte die Alte, fuhr dann aber streng fort: »Verzieht Euch, Sir, sonst rufe ich den Schutzmann!«
    Die Drohung mit der Polizei hätte Rafe zur Vernunft bringen sollen. Aber bevor er nachdenken konnte, tauchte Corrine schon neben ihm auf und zog ihn am Ärmel. »Bitte, Sir. Vielen Dank für Euer Einschreiten, aber Ihr versteht nicht. Diese Lady dort stiehlt mir nicht meinen Sohn und tut auch nichts -«
    »Himmel noch mal, Corrine!«, fuhr die Alte dazwischen. »Es besteht wohl kaum Anlass für Euch, dem da Eure Beweggründe zu erklären. Er ist doch nichts weiter als ein Fremder.«
    »Nein, ist er nicht!«, rief Charley mit seiner hellen Stimme. Er riss sich von der Frau los, rannte zu seiner Mutter und sah sie mit tränenfeuchten Augen an: »Das ist doch Mr. Moore!«
    Rafe fuhr zusammen, als er den Knaben seinen falschen Namen nennen hörte. Er hätte nie geglaubt, dass jemand ihn ohne Vollbart wiedererkannte. Spätestens jetzt bereute er, sich eingemischt zu haben. Doch da sah ihn Corrine mit ihren großen, staunenden Augen an. »Mr. Moore?«
    Nun schämte er sich dafür, in ihrer Scheune so schmutzig, zerlumpt und ungepflegt erschienen zu sein. Deswegen nickte er nur kurz zur Antwort.
    »Es freut mich, Euch so wohlauf zu sehen, Sir. Als Ihr unsere Farm verlassen habt, wirktet Ihr so krank, dass ich mir große Sorgen um Euch machte.«
    Sie hatte sich um ihn Sorgen gemacht? Sogar große? Er runzelte die Stirn und schämte sich noch mehr - weil er nach dem Fortritt keinen Gedanken mehr an sie verschwendet hatte.
    »Und wer soll das sein, dieser Mr. Moore?«, verlangte die Alte argwöhnisch zu erfahren.
    »Der Gentleman, der uns unseren Wallach abgekauft hat!«, strahlte Corrine.
    »Er scheint sich ja wirklich sehr für Euch zu interessieren ... ungewöhnlich bei einer so kurzen Bekanntschaft.« »Etwas mehr Interesse an Eurer Umwelt könnte Euch auch nicht schaden. Darf ich fragen, wer, zum Donnerwetter, Ihr seid?«
    Die Alte keuchte empört, und so übernahm Corrine rasch das Antworten: »Eine Base zweiten Grades, Mrs. Olivia Macauley. Ich habe eine Stellung als Kindermädchen bei einer Kaufmannsfamilie hier in Falmouth angenommen. Die erlaubt mir aber natürlich nicht, auch Charley mitzubringen. Olivia hat sich freundlicherweise bereit erklärt, den Jungen bei sich aufzunehmen, 'und ich bin mir sicher, dass sie ihn

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