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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit Liebe und Wärme behandeln wird.«
    »Den Teufel wird sie tun. Ich habe in den Gesichtern einiger Geier mehr Mitgefühl gesehen als in ihrem.« Die Alte stand kurz vor einem Erstickungsanfall: »W-wie könnt Ihr es wagen ...«
    »Wenn diese Base zweiten Grades so freundlich ist, wie Ihr meint«, fuhr Rafe aber schon fort, »warum verlangt sie dann Geld dafür, Euren Sohn zu nehmen? »Na ja, nun, ich konnte doch wohl schlecht ... erwarten ...«, stammelte Corrine.
    »Und warum nicht?«, entgegnete Mortmain. »Sie scheint doch ein deutlich besseres Auskommen zu haben als Ihr.« »Ich bin nicht so reich«, plusterte sich Mrs. Macauley jetzt auf, »um jedem dahergelaufenen, bedürftigen Verwandten Großzügigkeit erweisen zu können. Kleine Jungen können nämlich sehr teuer sein!« »Das deckt sich leider nicht mit meiner Erfahrung«, gab Rafe giftig zurück. »Eigentlich scheinen sie sehr, sehr billig zu sein, sonst würden sie nicht von so vielen für entbehrlich gehalten werden.«
    Er bereute seine bitteren Worte sogleich, denn darunter zuckte nicht etwa der alte Drache zusammen, sondern nur Corrine.
    Mit hängendem Kopf sagte die Mutter: »Ich wollte meinen Sohn nicht loswerden, Mr. Moore. Aber mir blieb leider keine andere Wahl.«
    »Jetzt reicht's mir aber endgültig, Corrine!«, schimpfte Mrs. Macauley. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, hier herumzustehen, während Ihr mit diesem sauberen Mr. Moore ein Schwätzchen haltet. Entscheidet Euch: Soll ich den Knaben für Euch übernehmen oder nicht?« »Ja«, antwortete Corrine. »Nein«, entgegnete Mortmain.
    Die Mutter starrte ihn an, weil sie nicht wusste, was der Mann mit seiner ständigen Einmischung bezweckte. Mrs. Macauley faltete die Arme vor der mageren Brust. »Ich verstehe allmählich, Corrine. Eure Vermählung mit diesem dahergelaufenen Seemann war schon schlimm genug. Aber jetzt scheint Ihr einen weiteren Mann von solch niederer Güte gefunden zu haben.« »N-nein!«, stammelte Corinne Brewer und lief rot an. »Mr. Moore ist nicht... ich versichere Euch ...« »Nun, meine Liebe, diesmal braucht Ihr nicht mit meinem Mitgefühl zu rechnen.«
    »Gern, solange Ihr nicht mit Corrines Geld rechnet«, ent gegnete Rafe und riss der Frau rasch die kleine Börse aus der Hand.
    Mrs. Macauley schoss Mortmain einen vernichtenden Blick zu, stürmte ins Haus zurück und warf hinter sich die Tür ins Schloss.
    Alle Befriedigung darüber, der bösartigen alten Vettel die Suppe versalzen zu haben, verging Rafe, als er Corrines Gesicht sah. Sie drohte jeden Moment in Ohnmacht zu fallen.
    »Ach, Mr. Moore, was habt Ihr mir da nur angetan?« »Nichts«, antwortete er knurriger als beabsichtigt. »Euch davor bewahrt, einen schlimmen Fehler zu begehen.« »Aber Olivia ist meine einzige Verwandte! Bei wem soll ich Charley denn jetzt unterbringen?« Darüber hatte Mortmain noch nicht nachgedacht. Da schob sich eine kleine, warme Hand in die seine. Charley strahlte ihn wie einen Helden an. Rafe wusste nicht, wie viel der kleine Junge von dem verstanden hatte, was hier gerade vor sich gegangen war. Aber zumindest hatte er begriffen, dass er nicht bei Mrs. Macauley bleiben musste.
    »Wie geht es Rufus, Sir?«, fragte der Knabe und wischte sich die letzten Tränen von den sommersprossigen Wangen.
    Rafe konnte sich nicht entsinnen, wo er den Klepper gelassen hatte. Vermutlich einem Pferdemetzger verkauft. »Äh, dem geht es gut. Er steht im Stall, bei ... bei ...«In seiner Not drückte er die Hand des Kleinen in die seiner Mutter. »Bitte sehr, Euer Sohn.«
    »Und wohin soll ich ihn bringen?« Corrine lachte schrill. »Den Hof besitze ich nicht länger. Den haben nun die Gläubiger meines Mannes ... Ach, ich hatte es alles so gut vorbereitet. Olivia mag ja nicht die Güte in Person sein, aber sie wohnt in einem schönen Haus. In meiner neuen Stellung bekomme ich gutes Geld, und ich brauche selbst nur wenig. Da hätte ich etwas beiseite legen können. Damit Charley einmal in die Schule kann ... damit eines Tages aus ihm ein Gentleman werden wird ... Vielleicht sogar ein Arzt oder ein Anwalt...«
    Mortmain sah die Mutter ernst an: »Glaubt Ihr, Euren Charley dränge es nach einem schönen Haus, einer Schule oder Euren ehrgeizigen Plänen. Glaubt Ihr wirklich, etwas davon könne das wettmachen, was ihm -« Er unterbrach sich, weil ihm rechtzeitig eingefallen war, dass er nicht seine eigene Mutter vor sich hatte. Mit seinem Ausbruch erreichte er nicht mehr, als Charley zu

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