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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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dann schaute er ihm in die Augen und konnte es nicht tun. Stattdessen streichelte Mortmain dem Gaul über die Nüstern und redete beruhigend auf ihn ein.
    »Alles ist gut, Rufus. Du brauchst keine Angst zu haben. Dieses kleine Sturmwindchen ist doch gar nichts. Soll ichdir mal von den Unwettern erzählen, durch die ich gesegelt bin ...«
    Rafe konnte nicht glauben, dass er es war, der so zu einem Tier sprach. Doch nun trottete der Klepper bis zum Gasthof gehorsam hinter ihm her.
    Eigentlich hatte er Rufus längst zum Schlachter bringen wollen, aber das schob er immer weiter auf. Zunächst wollte er dem Tier hier einen guten Platz zu verschaffen. Er rieb den Gaul ab und gab ihm eine zusätzliche Portion Futter. Als er dem Pferd dann einen Klaps gab und sich umdrehte, hätte er schwören können, tiefste Dankbarkeit in den Tieraugen zu sehen.
    Was war nur mit ihm geschehen? Noch nie hatte er das Vertrauen eines Rosses gewinnen können. Und erst recht nicht das von einer Witwe und ihrem minderjährigen Sohn. Er begab sich zu Corrine und Charley, die ein Zimmer im obersten Stockwerk des Gasthofs bewohnten. Nicht gerade das erste Haus am Platz, aber er war schon schlimmer abgestiegen.
    Im Innenhof blickte er nach oben und sah den Schein einer Kerze hinter dem Fenster. Wie der Lichtstrahl eines Leuchtturms, der ihn nach Hause leitete. Zuhause... Rafe wunderte sich, dass ihm ein solches Wort überhaupt in den Sinn kam. Nie zuvor hatte er so etwas wie ein Heim gekannt. Warum sollte ihm dann ausgerechnet eine Kammer in einem heruntergekommenen Hotel als Heimstatt erscheinen?
    Er nahm auf dem Weg nach oben zwei Stufen auf einmal und versuchte sich einzureden, dass er nur dem einsetzenden Regen entkommen wollte.
    -
    Rafe stieß, ohne anzuklopfen, die Tür auf, und im nächsten Moment erkannte er, dass die Witwe nicht abgeschlossen hatte, obwohl er ihr das fest aufgetragen hatte.
    Er sah sich rasch um. Ein munteres Feuer brannte im Kamin und erfüllte die Kammer mit Wärme. Von Corrine war nichts zu sehen, aber der Junge hatte sich im Sessel zusammengerollt.
    »Charley, ich habe Rufus in den Stall gebracht und versorgt -« Der Knabe hörte ihn nicht, denn er schlief tief und fest.
    Zu seiner eigenen Überraschung war Rafe enttäuscht. Er rüttelte Charley ohne Erfolg an der Schulter und hörte dann ein leises Kichern.
    Als er sich umdrehte, sah er in der Tür zum Schlafzimmer Corrine stehen. »Ich fürchte, nur ein Kanonenschuss könnte Charley wecken. Den ganzen Tag hat er am Fenster gesessen und auf Eure Rückkehr gewartet. Wir haben uns Sorgen gemacht, dass Ihr in den Sturm geraten könntet.« »Tut mir Leid«, hörte er sich zu seiner eigenen Verwunderung entgegnen, »aber was ich zu erledigen hatte, zog sich doch länger hin, und ...«
    Seine Stimme erstarb, als die Witwe auf ihn zukam. Sie hatte sich die Haare gewaschen, und sie fielen ihr feucht über die Schultern.
    Bislang hatte er sie nur in Haube gesehen und sich deswegen nie vorstellen können, ihr Haar könne so lang und seidig sein.
    Rafe hatte weit verführerische Frauen als Corrine erlebt.
    Warum aber versetzte ihn ihr Anblick in solche Erregung, dass er sogar den Blick abwandte?
    »Wenn der Junge so erschöpft ist, sollten wir ihn ins Bett tragen.«
    Seine Mutter nickte und wollte ihn aus dem Sessel heben. Das aber ließ Rafe nicht zu. Außerdem hatte er so wenigstens etwas anderes zu tun, als Corrine anzustarren. Der Junge war federleicht und wachte auch nicht auf, als Rafe ihn auf die Arme nahm. Er beneidete Charley. Wann hatte er selbst jemals so tief, fest und angstfrei schlafen können?
    Er hielt den Knaben schützend fest, als er ihn auf das Bett hinabließ und zudecken wollte. Corrine folgte den beiden mit einer Kerze.
    Sie hielt ihn zurück und bedeutete ihm, dass der Knabe erst umgezogen werden müsse. Er trat zurück und überließ der Mutter die Tätigkeit, die er selbst noch nie ausgeführt hatte.
    Doch als Rafe den Raum verlassen wollte, hielt die Witwe ihn zurück. »Bitte, Mr. Moore, Charley hat sich gewünscht, dass Ihr ihn heute Nacht zudeckt.« »Aber er schläft doch tief und fest. Wie sollte er den Unterschied merken?«
    »Er wird mich morgen fragen, und ich kann ihn doch nicht anlügen.«
    Natürlich nicht. Rafe bezweifelte, dass Corrine je in ihrem Leben die Unwahrheit gesagt hatte. Er tat ihr den Gefallen und bemerkte, dass sie ihn im Auge behielt. Für seinen Geschmack beobachtete sie ihn überhaupt viel zu häufig.
    Als er Charley

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