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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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stehen und Däumchen drehen?
    Kate lief die wenigen Stufen zu dem kleinen Portal hinauf. Sie öffnete die schwere Tür. Das Innere der Kirche wirkte nicht sehr einladend auf sie.
    An einem Abend mit Unwetterwarnung sah die Kirche ganz anders aus als an einem Sonntagmorgen, wenn sich hier die ganze Gemeinde versammelte. Altar, Kanzel, Taufbecken und sogar das prachtvolle Relief an der gegenüberliegenden Wand verloren sich in den Schatten. »Val?«, rief Kate leise.
    Sie erhielt nur schwer lastendes Schweigen zur Antwort. Die junge Frau wollte schon wieder gehen, als ein Blitz über den Himmel zuckte und sie in dessen Licht Val entdeckte.
    Er kniete mit gesenktem Kopf in der ersten Bankreihe. Sie glaubte, er bete dort, und eilte zu ihm, doch im Näherkommen entdeckte sie, dass ihr Liebster die Fäuste gegeneinander presste und am ganzen Körper zitterte. »Val?« Sie berührte ihn leicht an der Schulter. Er zuckte zurück, als hätte sie ihn ins Gesicht geschlagen. Mit seiner bleichen Gesichtsfarbe und den tief in den Höhlen liegenden Augen wirkte er wie jemand, der große Angst litt. Dabei war gerade er immer so mutig und auch in der größten Gefahr ruhig geblieben. »Was ist mit dir?«, fragte sie besorgt. »Fehlt dir etwas?«
    Er murmelte kaum hörbar ihren Namen, schlang die Arme um ihre Hüfte und vergrub sein Gesicht in ihrem Umhang. Val hielt sie so fest, als stellte sie seinen einzigen Halt in einer Welt des Wahnsinns dar. Kate strich ihm übers Haar und versuchte ihn zu beruhigen, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was ihm eigentlich widerfahren war.
    Endlich ließ er sie wieder los, und Kate setzte sich neben ihn auf die Bank. Sie strich ihm die Strähnen aus dem Gesicht und beobachtete seine Miene genau. »Mein Gott, Val, bist du krank?« »Nein.«
    Sie betastete seine Stirn. Sie fühlte sich feucht und kalt an. Aber er schob ihre Hand beiseite. »Ich bin von uns beiden der Arzt und sollte eigentlich wissen, ob mir etwas fehlt oder nicht.«
    »Dann sag mir, was geschehen ist. Du siehst nämlich aus, als sei dir ein Gespenst begegnet.« Er lachte zu laut. »Vielleicht ist das ja auch so. Aber dieser Geist gehört nicht zu mir.«
    Diese Antwort ergab nun überhaupt keinen Sinn. Val beunruhigte sie immer mehr, auch als er sich erhob und tief durchatmete.
    Danach schien er wieder der Alte zu sein und brachte sogar ein Lächeln zustande.
    »Nun schau mich nicht so an, Kat e. Ich war es lediglich müde, noch länger auf dich zu warten, und bin in die Kirche gegangen. Wo bist du denn so lange geblieben?« »Tut mir Leid, aber das, was ich für Effie erledigen musste, hat doch länger als erwartet gedauert.« Was war ihr denn da über die Lippen gekommen? Sie hasste es, Val belügen zu müssen. Aber er hob mit zwei Fingern ihr Gesicht und sah sie streng an: »Du warst doch hoffentlich nicht schon wieder mit ihm zusammen, oder?«
    »W-wen meinst du?«, stammelte sie. Wie hatte Val denn von ihrem Treffen mit Prospero erfahren? »Mit diesem Trottel Victor. Wen sollte ich denn sonst meinen?«
    »Ach so. Nein, natürlich war ich nicht mit ihm zusammen.« Kate entspannte sich. Sie war erleichtert, dass ihr Geheimnis gewahrt blieb. Auf der anderen Seite verdross es sie doch, dass er immer noch glaubte, sie habe etwas mit einem anderen Mann.
    Wenn Val seine Eifersucht nicht im Zaum hielt, stand ihr ein langer und schwieriger Monat bevor, bis sie endlich den Zauberbann von Victor nehmen konnte. Sie wollte ihn auf andere Gedanken bringen, legte ihm die Arme um den Hals und wollte ihn küssen.
    Doch er schob sie von sich. »Du solltest besser gehen, ehe der Sturm losbricht.«
    Dabei wäre sie viel lieber bei ihm geblieben. Und sei es nur, um herauszufinden, warum so vieles zwischen ihnen schief zu laufen schien.
    »Du solltest auch gehen«, entgegnete die junge Frau. »Jem sucht dich nämlich schon überall. Mrs. McGintys Enkel ist ins Schieferhaus gekommen. Der Zustand seiner Großmutter hat sich wohl ziemlich verschlechtert.« Kate erhob sich, denn sicher würde Val jetzt gleich aufbrechen - wie er es immer tat, wenn jemand in Not seine Dienste benötigte.
    Doch zu ihrer Verwunderung blieb er einfach stehen. Als er bemerkte, wie sie ihn anstarrte, zuckte er die Schultern. »Mrs. McGinty geht es doch andauernd schlechter. Der Frau fehlt aber nicht wirklich etwas. Sie leidet an Rheuma und seit dem Tod ihres Mannes an Einsamkeit.
    Und ich vermag weder das eine noch das andere zu heilen.«
    »Aber du fährst doch trotzdem

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