ST - New Frontier 5: Ort der Stille
beim Schwertkampf beinahe einen Arm verloren, und nun versuchte er, lebend sein Schiff zu erreichen. Der heutige Tag gehörte eindeutig zu den schwierigeren seines Lebens.
Nach der Landung blieb er einen Moment lang in der Hocke, um sich zu vergewissern, dass er sich keinen Fußknöchel verstaucht oder sich auf andere Weise verletzt hatte. Er konnte keine neuen Verletzungen entdecken. Daher hob er das Schwert auf und baute sich vor der Tür auf, die aus dem Schacht hinausführte. Er setzte die Klinge genauso ein, wie er es bei der Lifttür getan hatte.
Ausgerechnet in diesem Moment setzte sich die Liftkabine wieder in Bewegung. Natürlich nach unten, genau auf ihn zu. Schließlich wäre es völlig undenkbar gewesen, dass sie sich in die entgegengesetzte Richtung bewegt und ihm ein weiteres Problem erspart hätte.
Er verstärkte seine Bemühungen an der Tür. Diesmal drang die Schwertklinge nicht so mühelos zwischen die Türhälften. Er arbeitete so schnell er konnte und versuchte, nicht an die schwere Liftkabine zu denken, die sich ihm näherte. Trotzdem hatte er das Gefühl, ihr erdrückendes Gewicht bereits spüren zu können. Am unteren Ende des Liftschachts zogen sich die Wände enger zusammen, also gab es für ihn nirgendwo genügend Raum, um sich vor der Kabine in Sicherheit zu bringen.
Wütend stemmte er sich gegen das Schwert und knurrte vor Wut, als er sah, wie die Kabine auf ihn zukam. Er würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen.
In seiner Verzweiflung warf er sich auf den Boden. Er konnte nur noch auf den Moment warten, wenn er von der Kabine zerquetscht wurde und alles zu Ende war (eine Entwicklung, die ihm in diesem Augenblick gar nicht mehr so unangenehm erschien). Xyon machte sich so flach wie möglich, schloss die Augen, biss die Zähne zusammen und wartete. Jetzt kam es ihm nur noch darauf an, nicht vor Zorn oder Schmerz aufzuschreien.
Oder vielleicht doch – aber nur vor Schmerz und nicht aus Verzweiflung.
Der Lift kam näher … und näher … und nun konnte er spüren, dass die Kabine genau über ihm war. Er presste die Augenlider fest zusammen und machte sich bereit.
Die Liftkabine kam ein oder zwei Zentimeter über seinem Kopf zum Stehen.
Er öffnete die Augen, doch sein Verstand weigerte sich, das Geschehene zu glauben. Die Kabine blieb eine Weile in dieser Position, und er hörte Schrittgeräusche. Höchstwahrscheinlich Erlöser, die aus dem Lift stürmten und in den Korridor rannten.
Er hatte unglaubliches Glück gehabt. Andererseits erschien es ihm im Nachhinein völlig vernünftig, dass die Liftkabine knapp über dem Boden des Schachts angehalten hatte. Sonst würde das Ding jedes Mal, wenn es das untere Ende erreichte, gegen den Boden knallen. Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, nicht zerquetscht zu werden, dass er nicht einen Moment daran gedacht hatte, dass die Konstrukteure derartige Rücksicht genommen haben könnten. Jetzt musste er erkennen, dass überhaupt keine Gefahr bestanden hatte.
Nach einer Weile setzte sich die Kabine wieder in Bewegung und fuhr nach oben. Xyon war im nächsten Moment aufgesprungen, und da er dieses Mal nicht unter Zeitdruck arbeiten musste, hatte er es bald geschafft, die Tür mit dem Schwert aufzuhebeln. Er bereitete sich innerlich darauf vor, in ein Sperrfeuer der Erlöser zu geraten, die hier unten auf ihn warteten. Wenn das geschah, hätte er nichts, womit er sich angemessen verteidigen könnte. Anschließend würde er große Ähnlichkeit mit einem kraterübersäten Asteroiden haben.
Aber dazu kam es nicht. Im Korridor hielt sich gnädigerweise niemand auf. Er verließ den Schacht und ließ die Tür hinter sich zugleiten. Mit einem Stoßgebet gab er seiner Hoffnung Ausdruck, nie wieder in einem Turboliftschacht herumkriechen zu müssen. Dann packte er sein Schwert und rannte durch den Gang.
Und während er lief, spürte er, wie das ganze Schiff erzitterte. Es war eine Serie von kurzen Erschütterungen, und er glaubte, aus der Ferne das Zischen entweichender Luft zu hören. Dann begriff er, was geschah, und widerstrebend musste er die Hunde für ihren Einfallsreichtum bewundern. Sie schienen mit Schiffen gekommen zu sein, die sich wie Parasiten an die Hülle des Erlöserschiffs setzten, um dann Löcher hineinzubrennen, durch die sie einsteigen konnten.
Andererseits …
Was war mit den Schilden des Erlöserschiffs? Besaßen die Hunde eine Methode, die Deflektoren zu überwinden? Es war durchaus denkbar, dass sie auf irgendeine
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