ST - TOS 104: Der Friedensstifter
um entsetzt festzustellen, dass er in die andere Richtung lief. »Nein, Harry, hier entlang!«, rief sie, während Stella im Wesentlichen dasselbe kreischte. Ein Musterbeispiel der Treue! Stella hatte sich mitten in einen Kampf gewagt, um ihren Ehegatten zu retten.
Plötzlich fühlte sie sich zur Seite gestoßen, als die Androidin losstürmte und direkt auf Harry zuhielt. Sie entwickelte ein unglaubliches Tempo, und ihre Füße rissen mit jedem Schritt kleine Löcher in den Rasen, aber sie konnte die Disruptorschüsse nicht überholen. Ein halbes Dutzend Strahlen zischten am Shuttle vorbei, von denen einer Stella genau in den Rücken traf, während Harry von zwei Treffern erwischt wurde.
Stella wurde jedoch nicht einen Deut langsamer, doch Harry stürzte vornüber und entmaterialisierte im Fallen.
Dieser Anblick bewirkte, was der Disruptortreffer nicht geschafft hatte, denn nun hielt Stella an und drehte den Kopf nach links und rechts, als würde sie auf etwas horchen oder nach etwas Ausschau halten, das sich außerhalb ihres Sichtfeldes befand. Dann machte sie kehrt und schien zum Shuttle zurücklaufen zu wollen, doch bevor sie sich in Bewegung setzen konnte, schossen ihr zwei hellrote Phaserstrahlen entgegen. Sie kamen vom baumgesäumten Pfad ein Stück weiter und trafen sie in die Seite und die Brust.
Phaserstrahlen, keine Disruptoren, wurde Lebrun bewusst. Sie wandte den Blick nach links und sah, wie zwei Sicherheitswächter von der
Enterprise
– die sie als Smith und Rusch wiedererkannte – unentwegt auf Stella feuerten.
»Nein, sie gehört zu uns!«, schrie Lebrun, doch es war bereits zu spät.
Oder noch nicht. Zu Lebruns Überraschung drehte sich Stella zum Ausgangspunkt des Feuers um und machte sogar ein paar Schritte in diese Richtung. Dann wurde ihr linker Arm von einem Disruptorstrahl getroffen, der das Glied am Ellbogen durchtrennte. Nun erkannte Lebrun, warum Stella so viele Treffer einstecken konnte. Die Wunde bestand aus zerstörten Schaltelementen und funkensprühenden Drähten.
Die Phaser folgten ihr, als die Androidin sich erneut umdrehte. Der Punkt, auf den sie sich konzentrierten, glühte kirschrot und dann grellweiß, aber sie ging immer noch nicht zu Boden. Allerdings waren ihre Systeme ohne Zweifel beschädigt. Sie lief noch einige wankende Schritte auf das Shuttle zu, bis sie in die Knie ging. Wieder erhielt sie einen Disruptortreffer, diesmal in den Rücken, worauf ihr Kopf zur Seite kippte. Doch sie stand noch einmal auf und ging ein paar weitere Schritte, bis anscheinend ein entscheidendes System versagte und sie erstarrte. Sie stürzte wie ein gefällter Baum mit dem Gesicht nach unten, und der Boden erzitterte unter dem Aufprall.
Lebrun blickte zu Smith und Rusch, die soeben in einem flimmernden Transporterstrahl verschwanden. Sie wartete ein paar Sekunden ab, ob die
Enterprise
auch sie wegbeamen würde, doch als nichts geschah, trat sie wieder in den Eingang des Shuttles. Sie hörte schwere Schritte und laute Rufe, als sich Nevisianer von der anderen Seite näherten.
Obwohl Stella nur ein Androide war und Captain Kirk offensichtlich befohlen hatte, sie zu eliminieren, brachte Lebrun es nicht übers Herz, ohne sie abzufliegen. Schließlich war Stella gekommen, um ihren Mann zu retten. Was immer im Schiff geschehen war, es mochte nur ein großes Missverständnis oder ein Loyalitätskonflikt dahinterstecken. Nach allen Gedanken, die Lebrun sich über die Ehe gemacht hatte – und trotz Harrys unverrückbarer Meinung, dass sein Zusammenleben mit Stella die reinste Hölle war –, konnte sie Stella nicht einfach so zurücklassen.
Doch die nevisianischen Kriegsgötter nahmen Lebrun die Entscheidung aus der Hand. Als sie sich gerade für einen Rettungsversuch bereitmachte, verschwand Stellas Körper. Zurück blieb nur ein etwa zehn Zentimeter tiefer Abdruck im Rasen.
Ein distrellianischer Soldat kam im schnellen Lauf hinter der Schnauze des Shuttles hervor, sah Lebrun und feuerte wie ein Wahnsinniger auf sie. Sie sprang wieder ins Fahrzeug und drückte auf die Kontrollen der Tür, um sie zu schließen. Dann eilte sie nach vorne und leitete den Startvorgang ein, ohne sich die Mühe zu machen, im Pilotensitz Platz zu nehmen. Sie stützte sich an der Rückenlehne ab und schlug auf die Kontrollen für den Notstart. Erst als sie weit genug aufgestiegen war, um nicht mehr ohne Weiteres getroffen werden zu können, kletterte sie in den Sessel und lenkte das Gefährt in den Orbit.
Ihr
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