Stacee's Soldat (German Edition)
aber
nicht. In unserer WG bestand schließlich das Gebot, dass wir
immer die Räume sauber halten. (Lesh hatte ja extra diesen
Putzplan erstellt...) Aber da gerade Examen-Saison vorbei war, hatten
wir währenddessen unsere Zeit nicht direkt mit putzen verbracht.
Brenda
und Joe verstanden sich offenbar mittlerweile ganz gut, aber meine
Eltern waren ihr gegenüber immer noch recht vorsichtig. Alte
Gewohnheiten legten sich offensichtlich schwer ab. In diesem Moment
war mir die Spannung zwischen den beiden Parteien relativ
gleichgültig.
„ So
das war's. Es ist nichts besonderes, aber wir mögen es so, wie
es ist.“, beendete ich meine Wohnungstour.
„ Wieso?
Ihr habt es doch gemütlich hier.“, meinte Joe. Er lächelte
mich aufmunternd an.
Scheinbar
waren ihm die Differenzen zwischen Mom, Dad und Brenda auch schon
aufgefallen.
Er
hatte schließlich eine ziemlich lange Autofahrt mit den dreien
hinter sich. Darum beneidete ich ihn nicht. Wahrscheinlich hatten
sich die drei die ganze Zeit über angeschwiegen oder sich nur
gestritten.
„ Danke.
Der Tee sollte jetzt auch fertig sein. Ich geh nur schnell und hole
die Kanne, okay?“, murmelte ich verlegen.
„ Ja,
klar. Brauchst du jemanden, der dir hilft die Becher zu tragen?“,
fragte Bree.
„ Ähm,
das wäre nett, danke Bree.“
„ Cool.“
„ Wie
wäre es, wenn ihr euch schon mal ins Wohnzimmer setzt? Das ist
schließlich der größte Raum hier...“, schlug
ich vor.
„ Perfekt.
Kann ich dir noch helfen?“, erkundigte sich mein Bruder.
„ Nein,
ist schon gut. Ich bin geübt im Tassen tragen, weißt du
doch, Joe!“
„ Wenn
du meinst...“
Er
lotste unsere Eltern zurück ins Wohnzimmer, wo sie sich
wahrscheinlich gerade einen Platz auf der Couch frei schaufeln
mussten.
Zum
einen lagen da immer noch diverse Kuscheldecken von unserer letzten
gemeinsamen Filmnacht herum (nicht nur von Brandon und mir), zum
anderen hatte ich ganz vergessen, die leere Popcornschüssel
wieder wegzuräumen, nachdem ich das restliche Popcorn
aufgegessen hatte.
Lee
würde nicht begeistert sein.
In
unserer winzigen Küche hatten kaum Bree und ich genug Platz, um
die Becher aus dem Schrank zu holen und parallel den heißen
Teebeutel aus der Kanne zu entfernen.
Als
Mom und Dad gerade damit beschäftigt waren, wieder aus den doch
sehr tiefen Sofakissen aufzutauchen, nahm mich Brenda in den Arm.
Diese Umarmung war anders als die von vorhin. Sie sagte alles das,
was sie nicht in Anwesenheit meiner Eltern laut aussprechen konnte.
Aber
ich verstand sie trotzdem.
Und
auf einmal kamen die Tränen wieder zurück. Ich Esel hatte
geglaubt, diesen Punkt schon überwunden zu haben, aber von
wegen! Es war, als hätte man eine Pumpe in meinen Tränendrüsen
angeschaltet, die nun mit voller Kraft arbeitete. Gegen mich.
„ Sch...
Schon gut. Lass es raus. Dir wird es danach schon viel besser gehen,
du wirst sehen.“ „Danke, Bree.“, wollte ich sagen.
Aber stattdessen kam nur ein sonderbares Schluchzen aus meinem Mund.
Sie
rubbelte über meinen Rücken. Erfahrungsgemäß
half das gegen den schlimmsten Krampf. Taktvoll wie sie waren, hatten
die anderen darauf verzichtet nach ihrem Tee zu sehen.
Brenda
schnappte sich die ersten Becher und gab mir so die Chance noch
einmal meine Nase zu putzen, bevor ich wieder in das Wohnzimmer ging.
Doch
als ich gerade die beiden übrigen Becher in die Hand genommen
hatte, klingelte das Telefon. Nicht, dass es selten klingelte. Aber
doch nicht mehr um halb Elf.
Besonders
weil alle, die die potentiellen Anrufer sein könnten, gerade auf
einem Date/einer Party/im Wohnzimmer waren.
Vielleicht
hatte sich ja jemand verwählt? Oder Gina brauchte „ganz
dringend“ Hilfe bei der Kleiderwahl für ihre heutige
Clubtour. Warum auch immer, aber sie liebte es, bevorzugt
Samstagabends, nach einem Tag voll Hausarbeiten, noch durch die Clubs
zu ziehen. Wobei das bei ihren Kursen vermutlich sogar als etwas
nützliches zählte.
Ansonsten
war niemand verrückt genug, noch um diese Zeit anzurufen –
dachte ich zumindest.
Und
Gina hatte bei mir nicht gerade den größten Stein im
Brett, mit den vielen spät-abendlichen Anrufen, weshalb ich
langsam auch wirklich genervt von ihr war.
In der Annahme, sie sei es mal wieder, hob ich den Hörer ab. (Wir hatten schließlich kein tragbares Telefon, sondern noch eines mit Schnur, das an der Wand hing.) Etwas grummelig meldete ich mich mit: „Hallo? Hier ist Stacee. Was kann ich denn heute Abend für dich tun?“
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