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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Henz
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geschickt werden sollte, um von der Entführung zu berichten. Mitten in diese Unterredung platzte einer der Sklaven, mit der Nachricht herein, dass ein Fremder den Jarl zu sprechen wünsche.
    Froh über die Unterbrechung, ließen sich die Männer Bier nachschenken und der Jarl befahl, den Bittsteller hereinzubringen.
    Nick nahm einen Schluck aus seinem Trinkhorn und blickte zur Tür. Der Mann, der den Raum betrat, zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Er stand in Größe und Statur keinem der Anwesenden nach, aber sein Haar war lang und schwarz und seine Haut schimmerte wie Mahagoni. Mit vor der Brust verschränkten Armen blieb er breitbeinig vor der Tafel stehen und blickte in die Runde. Er inszenierte sich mit unglaublicher Präzision, wie Nick mit widerwilliger Bewunderung zugeben musste. Gespannt wartete er darauf, was weiter passieren würde.
    „Was ist dein Begehr?“, fragte der Jarl schließlich.
    „Ich bin Schwertmeister. Ich fertige Schwerter, die den Besitzer unbesiegbar machen.“ Seine Stimme hallte eigenartig, als stünde er in einem riesigen Kuppelsaal und nicht in einem einfachen Holzhaus. „Und ich biete euch meine Dienste an.“
    Der Jarl lehnte sich in seinem Stuhl zurück und strich über seinen Bart. „Nun, einen Schmied können wir gebrauchen, die Schmiede steht seit letztem Winter leer. Du kannst dich gerne hier niederlassen“, sagte er gönnerhaft.
    „Ich bin Schwertmeister“, wiederholte der Mann. „Ich beschlage keine Gäule und keine Boote.“
    Eine unbestimmbare Vorahnung ergriff von Nick Besitz. Dieser Mann bedeutete Gefahr. Langsam beugte er sich vor. „Wie …“, er musste ein zweites Mal beginnen, da ihm seine Stimme nicht gehorchte. „Wie ist dein Name?“
    „Mein Name ist Kaldak.“
    Nick starrte ihn an. Kaldak. Meldis’ Mörder. Hier. Wo Tessa das Mädchen in Sicherheit geglaubt hatte.
    Der Jarl blies die Backen auf. „Du kannst gerne Schwerter schmieden, Kaldak, wenn du unsere Pferde beschlägst und den Schiffsbauern lieferst, was sie brauchen. Sonst ist es besser, du ziehst weiter.“
    „Das wäre zu eurem Schaden, Jarl, und zu dem eurer Männer. Ihr plant eine Fahrt im Frühjahr. Wollt ihr nicht euren Gegnern mit Waffen entgegentreten, die euch unbesiegbar machen?“
    „Woher wissen wir, dass deine Versprechungen nicht nur leere Worte sind?“, fragte Lars.
    „Schickt mir eure besten Kämpfer, und ihr werdet sehen, was ihr von meinen Worten zu halten habt“, entgegnete Kaldak ruhig. „Ich bleibe eine Woche hier, in eurer Schmiede. Wenn sich bis dahin keiner von euch eingefunden hat, dann ziehe ich weiter und biete meine Dienste jenen an, die sie zu schätzen wissen.“
    Ohne auf eine Erwiderung zu warten, wandte er sich ab und verließ den Raum.
    Nick starrte ihm wie alle anderen am Tisch nach. Er musste mit Tessa reden. Vorkehrungen treffen – aber welche?
    „Unverschämter Kerl“, stellte Ole neben ihm fest. Die anderen Männer murmelten beifällige Kommentare. „Wer überzeugt sich, dass er tatsächlich Schwerter schmiedet, die unbesiegbar machen?“
    Der Jarl blickte Nick aufmunternd an, aber der schüttelte den Kopf. Schließlich wusste er nicht einmal, wie man ein Schwert hielt, geschweige denn damit kämpfte. „Lass einen der jungen Welpen den Test machen, Ole. Ich bin ein alter, müder Mann“, sagte er deshalb mit einem gespielten Gähnen. „Aber ich bin gerne Schiedsrichter, damit wir wissen, dass auch alles mit rechten Dingen zugeht.“
    „Das ist ein Wort, Serre.“ Der Jarl hieb ihm auf die Schulter. „Such dir ein paar Männer zusammen und unterzieht den Schwertmeister einer Probe, damit wir wissen, woran wir mit ihm sind.“
    „Gut.“ Nick stand auf. „Wir sehen uns.“
    Er verließ die Jarlsfeste und machte sich auf den Weg zur alten Schmiede. Dabei scharte er ein paar der jungen Recken um sich und informierte sie in wenigen Worten, worum es ging. Eifrig holten sie ihre Schwerter und schlossen sich dann dem Zug an. Zu siebent erreichten sie schließlich die Schmiede.
    Die Tür und die Fenster standen weit offen, Kaldak selbst kniete vor der steinernen Esse und fegte die kalte Asche und den Schmutz mit einem Reisigbesen zusammen. Sein Schwert in der ledernen Scheide lehnte an der Hauswand. Die Jungen umringten es flüsternd, während Nick Kaldak beobachtete.
    Der bemerkte die Neuankömmlinge, erhob sich und trat auf Nick zu. „Ihr wollt es versuchen?“
    „Wie soll der Beweis aussehen? Ich will nicht, dass einer meiner Männer zu

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