Stachel der Erinnerung
war.
Seine
nächsten Worte waren für Matt bestimmt, der gar nicht bemerkt hatte, daß sie
neben ihm stand. »Wenn dieses liebliche Wesen deine Frau ist, mein Freund, dann
kann ich sehr gut verstehen, warum du sie Milton weggeschnappt hast.« Es war
das erste Mal, daß jemand wagte, eine Bemerkung über den Skandal in der Kirche
zu machen. Matthew warf Wolvermont einen mißbilligenden Blick zu.
»Das kann
ich mir vorstellen«, brummte er und legte besitzergreifend einen Arm um
Jessies Taille.
Wolvermont
lachte nur, ein tiefes, rauhes Lachen. »Lady Strickland, es ist mir in der Tat
ein Vergnügen.« Er beugte sich übertrieben
tief über ihre Hand. In seiner perfekt geschneiderten, scharlachroten
Kavallerieuniform machte er eine ausnehmend gute Figur.
Matthew
mußte Jessies entzückte Gedanken erraten haben, denn nach wenigen Augenblicken
der Unterhaltung schlenderte er mit ihr wie zufällig zu anderen Gästen.
Einer davon
war ihr bekannt, der reiche, junge Landedelmann Sir Thomas Perry. Auch wenn er
nicht ganz so groß war wie Wolvermont, war er doch auf seine etwas
zurückhaltende, vornehmere Art beeindruckend. Er war etwa Mitte Zwanzig, hatte
helles braunes Haar und haselnußbraune Augen, war intelligent und arbeitete
hart. Jessie kannte ihn zwar nicht sehr gut, aber sie mochte und respektierte
ihn.
»Guten
Abend, Mylord«, begrüßte er Matthew. »Lady Strickland, es ist schön, Euch
wiederzusehen.«
»Ich freue
mich, daß Ihr kommen konntet, Sir Thomas.«
Matt
runzelte verwundert die Stirn, als er dem jungen Mann die Hand schüttelte. »Ich
wußte gar nicht, daß Ihr und Lady Strickland einander kennt.«
»Wir haben
uns eines Tages bei einem Ausritt getroffen«, erklärte Sir Thomas. »Lady
Strickland besuchte einige der Pächter Belmores.« Er lächelte Jessie warm an.
»Die Lady ist eine erstaunliche Frau.«
Jessie
erwiderte sein Lächeln. »Sir Richard ist seither ein paarmal auf Belmore
gewesen.«
Matts
Blicke trafen sich mit denen des Mannes. »Aber nicht in letzter Zeit«, meinte
er sanft – zu sanft. »Nicht, seit ich zu Hause bin.«
Jessie
wurde sofort rot, als sie Matthews unterdrückten Zorn spürte.
Sir Thomas
lächelte ein wenig gequält. Ihm war die Zurechtweisung nicht entgangen, und
Matthews Anspielung wurmte ihn. »Ich entschuldige mich, Mylord – Ihr habt
recht. Ich war unbesonnen, ich hätte schon viel früher meine Aufwartung machen
sollen. In Zukunft werde ich daran denken.« Er bedachte Jessica mit einem
freundlichen, viel zu verständnisvollen Lächeln.
»Es war mir eine Freude, Lady Strickland.« Mit diesen Worten wandte er sich ab.
Jessie sah
zu Matthew auf. Ihr entging nicht der zuckende kleine Muskel in seiner Wange.
»Du hast Perry nie erwähnt. Wie lange kennst du ihn schon?«
»Ich ...
ich bin ihm das erste Mal begegnet, als ich aus dem Internat kam.«
»Und er hat
dich auf Belmore besucht?«
»Er hat
halt seine Aufwartung gemacht ... bei Papa Reggie und bei mir.«
Matt
starrte dem jungen Mann nach, der in der Menge verschwand. »Ich frage mich, ob
er wohl damit weitermachen wird ... jetzt, wo du verheiratet bist.«
Jessie
ärgerte sich über die Unterstellung, die in seinem Ton lag. »Sir Thomas war
immer ein perfekter Gentleman. Er verdient es nicht, daß du ihn beleidigst,
und ich verdiene es auch nicht.« Sie hätte zu diesem Thema noch mehr sagen
wollen, doch war jetzt nicht die Zeit, sich mit Matthew zu streiten.
»Entschuldige mich«, sagte sie statt dessen. »Ich sehe grade Lady Bainbridge.
Es sieht so aus, als würde sie mich suchen.«
Matthew
lächelte, doch es war kein freundliches Lächeln. »Warum gehen wir nicht
gemeinsam zu Lady Bainbridge?«
Caroline Winston stand an der Tür des
Ballsaals und beobachtete Matthew, der neben Jessie Fox stand. Er hatte eine
Hand besitzergreifend um ihre Taille gelegt und malmte jedesmal mit den
Kiefern, wenn ein Mann Jessie auch nur ansah.
Caroline
krallte ihre Hände ineinander. Sie hatte gewußt, daß Matthew verliebt war in
diese Frau – die schreckliche Szene in der Kirche hatte das sehr deutlich
gemacht. Dennoch tat es ihr weh, zu sehen, daß seine Gefühle für diese Frau
sich nicht verringert hatten, sie waren womöglich noch stärker geworden.
Ich
verfluche dich, Jessica Fox. Ich wünsche dich zu den Feuern des Hades. Wie war es ihr nur gelungen, Matthew
so vollkommen zu verführen? Zweifellos hatte sie dazu ihren Körper eingesetzt.
Sie hatte ihn mit ihren hohen, vollen Brüsten in Verbuchung
geführt
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