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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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habe, bist du.«
    Der Schmerz
schien seine Brust zu zerreißen, er wand sich um sein Herz und drückte es
zusammen. Er starrte Jessie an, dann
blickte er auf den Brief in seiner Hand. Als er ihn zu Ende gelesen hatte,
zitterte seine Hand so sehr, daß er die Buchstaben nicht länger erkennen
konnte. Jessies Zorn war verflogen. Ihr ebenmäßiges Gesicht war
tränenüberströmt und gezeichnet von unendlichem Leid.
    Er suchte
nach Worten. Verzweifelt bemühte er sich, etwas zu sagen. Aber sein Kopf war
völlig leer. Er sah nur einen dunklen, unergründlichen Abgrund ohne das
kleinste Licht, das ihm den Weg zeigen könnte.
    Sie warf
ihm noch einen letzten Blick zu, wandte sich dann um und floh aus dem Zimmer.
Die Tür schloß sich hinter ihr.
    Auch als
das Geräusch der zuschlagenden Tür verklungen war, starrte Matthew noch immer
auf den Brief. Jedes einzelne Wort
verdammte ihn zur Hölle, und nur er allein war schuld daran. Er hatte ihr
unrecht getan. Wieder einmal. Zu Unrecht hatte er sie verurteilt. Wieder
einmal.
    Seine
Eifersucht war schuld daran. Und seine Vorurteile. Seine geheime, unvernünftige
Überzeugung, daß auch Jessie, nur weil
ihre Mutter eine gefallene Frau gewesen war, in diese Richtung tendierte. Ihr
Stammbaum war absolut nicht aristokratisch – wie der von Caroline Winston.
    Doch ihr
Herz war aristokratisch. Es war rein. Er wußte das jetzt mit einer Sicherheit,
die sich ihm bis heute entzogen hatte. Wie hatte er nur so blind sein können?
    Matthew
blinzelte und stellte zu seinem Erstaunen fest, daß Tränen in seine Augen
getreten waren. Er hatte nicht mehr geweint, seit er ein Junge von sechs
Jahren gewesen war. Es war der Tag gewesen, an dem seine Mutter gestorben war.
An diesem Tag hatte sie ihm gesagt, daß sie ihn liebte. Und seit diesem Tag
hatte ihm das nie wieder ein Mensch gesagt, nicht einmal sein Vater. Nicht bis
zum heutigen Abend.
    Sein Herz
war schwer, als er zu der Tür ging, die seine Räume von denen Jessies trennten.
Er drückte die Klinke hinunter, öffnete die Tür und trat ins Zimmer. Dann
blieb er stehen und sah die Frau an, der er so bitteres Unrecht angetan hatte.
Sie stand mit dem Rücken zu ihm am Kamin, schweigend, mit hoch erhobenem Kopf,
doch ihre schlanken Schultern bebten unter dem Druck der Verzweiflung. Wie oft
würde sie ihm noch beweisen müssen, wie sehr er sich irrte, ehe er lernte, ihr
zu vertrauen? Wie lange würde sie vergeblich versuchen, sein Vertrauen zu
gewinnen?
    Er ging
durchs Zimmer. Seine Schritte waren gedämpft durch den dicken Orientteppich.
Hinter ihr blieb er stehen und legte ihr sanft die Hände auf die Schultern.
Behutsam drehte er sie zu sich herum.
    »Jessie ...
Liebling ...es tut mir so leid.«
    Sie
schwieg, senkte nur den Blick und starrte auf sein Hemd.
    »Ich hätte
nicht einfach falsche Schlüsse ziehen dürfen. Ich hätte zu dir kommen und dich
um eine Erklärung bitten müssen. Ich weiß nicht, warum ich das nicht getan
habe. Ich kann dir nur sagen, daß ich noch nie in meinem Leben wegen einer Frau
eifersüchtig gewesen bin. Ich ahnte nicht, was ein solches Gefühl mit einem
Mann macht.«
    Sie hob den
Kopf und sah ilm an. »Du hast mir noch nie vertraut, nicht wahr? Nicht einmal,
nachdem wir verheiratet waren. Du denkst, wegen meiner Mutter ...«
    »Sprich es
nicht aus, Jess.« Er zog sie an sich, nahm sie in seine Arme
und hielt sie ganz fest. Das Herz tat ihm weh, wenn er daran dachte, wie sehr
seine Grausamkeit sie verletzt hatte. Und er fühlte sich ertappt, weil sie die
Wahrheit beim Namen nannte. »Du bist nicht wie deine Mutter. Du bist ganz und
gar nicht wie sie.«
    Sie
befreite sich von ihm, und noch ehe er sie daran hindern konnte, wich sie ein
paar Schritte zurück. »Aber das bin ich doch, Matthew, in vielen Dingen bin ich
genau wie sie.«
    Matt
schüttelte den Kopf, er sehnte sich danach, sie wieder in seine Arme zu nehmen,
ihr die Tränen von den Wangen zu küssen.
    »In der
letzten Nacht, als du in mein Zimmer gekommen bist«, begann sie, »da wußte ich,
daß du wütend warst. Zuerst hat es mir
angst gemacht, aber dann ... dann hast du begonnen, mich zu
küssen, und ich ... ich wollte dich. Lieber Gott, ich wollte dich. Mir haben
die Sachen gefallen, die du mit mir gemacht hast,
Matthew. Es war mir gleichgültig, daß du sie im Zorn getan hast. Ich habe
gebrannt vor Leidenschaft, habe mich danach gesehnt, dich in mir zu fühlen.
Kein Wunder, daß du mir nicht vertraust – ich habe mich nicht besser benommen
als die

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