Stachel der Erinnerung
komme gerade von dort. Ich nehme an, ich werde meine Gewohnheiten
ändern müssen – sonst bin ich viel zu leicht zu durchschauen.«
»Vielleicht
macht sich ja dein Alter bemerkbar ... oder du beginnst langsam, ein ehrbarer
Mann zu werden.«
»Himmel,
das hoffe ich nicht.«
Matt
lachte.
»Sag mir,
wie ich dir helfen kann«, forderte ihn Adam auf.
»Ich möchte
dich um deine Begleitung bitten. An den Orten, die dieser Mann aufsucht, ist es
immer gut, jemanden bei sich zu haben, der einem den Rücken freihält.«
»Ich denke,
das läßt sich machen.«
»Hoffentlich
ist das alles, was du für mich tun mußt. Wenn ich erst einmal herausgefunden
habe, wo er ist, werde ich den Rest alleine erledigen.«
Adam
betrachtete den Freund genauer. »Deinem Gesichtsausdruck nach muß dieser Mann
etwas ziemlich Schlimmes getan haben.«
Ein Muskel
in Matts Wange zuckte. »Kann man so sagen. Er hat meine Frau und meine Familie
bedroht. Der einzige Fehler, den ich gemacht habe, ist, gegen den Halunken
nicht schon viel früher etwas unternommen zu haben.«
Adam
nickte. »Wo fangen wir an?«
»Sloane
Street. Der Kerl hat die Tasche voller Geld und einen Beutel voller Juwelen,
die er verkaufen will. Er wird das Geld verspielen und sich dann nach einem
Käufer für die Juwelen umsehen. Und es sieht danach aus, als ob er dafür genau
dorthin geht.« Matt lächelte schwach. »Er denkt, er sei ein Frauenheld. Wir
werden zuerst in den Hurenhäusern nach ihm suchen. Sehr wahrscheinlich werden
wir ihn dort finden.«
Drei
Stunden später standen die beiden im Inneren des Satin Garter, einem
schmutzigen, heruntergekommenen Bierhaus. Dort konnte man im oberen Stock
Zimmer mieten und sich mit einer oder zwei Dirnen den Tag verschönen. An einem
der Tische saß Danny Fox, den Arm um die Taille einer drallen Bedienung
gelegt. Er betrog gerade beim Kartenspiel.
Matt und
Adam waren bereits zum zweiten Mal hier, doch diesmal waren sie nicht allein.
»Bleib
hier«, befahl Matt St. Cere. »Und sorg dafür, daß die Männer draußen bleiben
und sich hier nicht sehen lassen. Ich werde Fox rausbringen.«
Er
durchquerte den Raum, wo der Mann mit den wölfischen Augen beim Whist saß,
beugte sich zu ihm und raunte in sein Ohr. »Ich möchte mit Euch sprechen,
Danny. Entweder kommt Ihr ruhig mit, oder ich hole Euch mit Gewalt hier heraus.
Wie entscheidet Ihr Euch?«
Fox wurde
kreidebleich, doch seine nächsten Worte klangen prahlerisch. »Sieh mal an,
Connie«, wandte er sich an den Mann neben ihm. »Wenn das nicht Seine verdammte
Lordschaft ist.«
Matts Blick
wanderte zu dem dürren Connie Dibble. Er erinnerte sich an ihn aus seinen
Jahren in Bucklers Haven – und erkannte in ihm den Mann wieder, der ihn auf dem
Jahrmarkt angegriffen hatte. »Ihr auch, Dibble. Ich möchte draußen mit Euch
sprechen.«
Fox und
Dibble warfen einander einen Blick zu, der besagte, daß sie sich keine Sorgen
machten. Schließlich war Matt allein. Zusammen würden sie ihn mit Leichtigkeit
überwältigen können. Doch Dibble hakte noch einmal nach.
»Was wollt
Ihr von mir?« fragte er. »Ich habe nichts getan.«
»Ich werde
es Euch gern erklären ... wenn wir draußen sind.« Die beiden Männer schoben
geräuschvoll ihre Stühle auf dem rauhen Holzfußboden zurück. Die Wände des
Raumes waren kahl, durch kleine Spalten im Holz drang von draußen Licht
herein. Dichter Rauch waberte über den nur schwach beleuchteten Tischen.
Matt trat
zur Seite, damit Fox an ihm vorbeigehen konnte. »Nach Euch, Gentlemen.« Er ließ
sie vor sich hergehen und folgte ihnen dann zur Tür. Adam trat unauffällig
neben ihn. Im selben Augenblick, als sie in die Dunkelheit hinaustraten,
wandten Fox und Dibble sich blitzschnell um und holten aus. Fox' Schlag federte
an Matts Schulter ab. Dibble traf ihn überhaupt nicht. Matt packte Fox am
Kragen, drückte ihn gegen die Wand und
hieb ihm die Faust in den Magen. Ein zweiter Schlag ließ ihn gegen die Wand
krachen. Gurgelnd stöhnte er auf. Adam hatte Dibble an den Aufschlägen seiner
Jacke gepackt. Er hielt ihm den silbernen Knauf seines Stockes unter das Kinn
und drückte auf einen verborgenen Knopf. Eine blitzende, furchterregende Klinge
sprang aus dem Knauf hervor.
»Ich würde Euch
raten, Euch nicht zu bewegen«, riet Adam liebenswürdig.
»Nein ...
nein, ich bewege mich nicht.«
Matt
schüttelte Fox wie eine Ratte. »Ich bin sicher, Ihr habt all das Geld
ausgegeben, das meine Frau Euch gegeben hat. Was habt Ihr mit den Juwelen
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