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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sein, dafür würde er höchstpersönlich sorgen – ganz egal,
welche Wahrheit er hinterher herausfinden würde. »Das Wichtigste ist im
Augenblick, daß wir so schnell und so unauffällig
wie möglich hier verschwinden, Ein Freund von mir lebt in Weybridge. Dort
können wir uns frisch machen und uns saubere Kleidung besorgen.«
    Sie nickte
und wandte sich ab, suchte ihre Kleidung zusammen und trug dann alles hinter
den Wandschirm. Dabei war ihr Gesichtsausdruck
fast genauso unnahbar wie der seine. Als sie das Kleid
übergestreift hatte, kam sie zu ihm und wandte sich um, damit er die Knöpfe
schließen konnte. Es war eine eigenartig intime
Geste, wenn man bedachte, daß er sich nicht mehr daran erinnern konnte, was er
mit ihr gemacht hatte. Eine Geste, die sein Verlangen nach ihr weckte. Er
wünschte, daß er dabei wäre, ihr das Kleid auszuziehen, statt es zuzuknöpfen.
    Matthew
holte tief Luft. Es fiel ihm schwer zu glauben, daß er tatsächlich Jessie Fox
heiraten würde, etwas, das er sich vor noch gar
nicht langer Zeit sehnlich gewünscht hatte. Er ergab sich nun seinem Schicksal,
obwohl es ihn störte, wie die Dinge sich
entwickelt hatten. Er hatte den Namen Belmore in einen Skandal verwickelt und
Jessie zu einer Heirat gezwungen, die sie gar nicht wollte.
    Doch
vielleicht war es ja genau die Ehe mit dem Erben Belmores, die sie gewollt
hatte, etwas, worauf sie von Anfang an spekuliert hatte. Sein Vater hatte
behauptet, Jessie würde Belmore genausosehr lieben wie Matt selbst. Als seiner
Frau würde der Besitz eines Tages ihr gehören.
    Um ehrlich
zu sein, er wußte nicht, was er glauben sollte. Und in diesem Augenblick
hämmerte es in seinem Kopf so sehr, daß ihm alles gleichgültig war.

14
    Als
Jessica einige Tage
später in Belmore ankam, war sie eine verheiratete Frau. Na ja, wenigstens auf
dem Papier verheiratet. Die Ehegelöbnisse waren gesprochen worden, doch die Ehe
war noch nicht vollzogen. Sie versuchte sich einzureden, daß dazu noch keine
Zeit gewesen war.
    Jessie lief
unruhig auf und ab in ihrer neuen Suite in Belmore Hall, einer luxuriös
eingerichteten Zimmerflucht. Ihr Zimmer war in Elfenbein und Gold gehalten.
Daneben lag das elegante und sehr maskulin eingerichtete Zimmer des Grafen. Die
Wände waren mit Holz getäfelt, die Möbel mit Goldbrokat bezogen. Doch leider
war der Raum unbewohnt.
    Wie Matt
versprochen hatte, waren sie nach Weybridge gefahren, in das Landhaus eines
alten Schulfreundes aus Oxford, Adrian Kingsland, Lord Wolvermont. Wolvermont
war zwar zur Zeit nicht in seinem Haus, doch trotzdem wurden sie willkommen
geheißen. Die Haushälterin, eine dürre, krähenhafte Person, kannte Matt von
früheren Besuchen her. Sie bot ihnen Gästezimmer an, in denen sie ein Bad
nehmen konnten, und besorgte ihnen neue Kleidung.
    Matthew
hatte Jessie danach allein gelassen und war zu dem Vikar der örtlichen Kirche
geritten. Der hatte eine Nachricht an den Erzbischof gesandt, der wiederum für
fünfzig Guineen – dem doppelten Preis der sowieso schon horrenden Gebühr – eine
Sondergenehmigung für die Heirat erteilte.
    Jessie
konnte sich kaum an die Hochzeitszeremonie erinnern, die am folgenden Morgen in
der Kapelle der kleinen, mit Efeu bewachsenen Kirche stattgefunden hatte. Sie
wußte nur, daß sie völlig anders gewesen war als die extravagante Feier in der
St. James Cathedral. Es war nur eine schnelle, schlichte Zeremonie gewesen, die
mit einem kurzen, leidenschaftslosen Kuß geendet hatte. Während der ganzen Zeit
war Matthew ausgesprochen förmlich und höflich bemüht um sie gewesen, doch
unerträglich reserviert. Jessie hatte sich gefühlt, als wäre sie in Watte verpackt.
    Sobald die
Zeremonie vorüber war, machten sie sich auf den Weg nach Belmore. Matt hatte
die ganze Zeit geschwiegen, hatte nur stumm aus dem Fenster gestarrt und sie
nur berührt, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
    Das war ein
schlechtes Vorzeichen gewesen.
    Sie wußte,
daß er über die Ungeheuerlichkeit dessen nachdachte, was er getan hatte.
Vielleicht fragte er sich ja auch, ob sie ihm die Wahrheit gesagt hatte. Er
fühlte sich gewiß grauenvoll wegen des Skandals, den er heraufbeschworen
hatte. In vierhundert Jahren hatte niemals auch nur der Hauch eines Skandals
den Namen von Belmore befleckt. Daß ausgerechnet der pflichtbewußte, steife
Matthew der erste war, der eine solche Lawine ins Rollen brachte, mußte ihn
bis in die Grundfesten erschüttern.
    Er gab ihr
die Schuld dafür, das wußte Jessie. Doch

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