Stachel der Erinnerung
Entschuldigung drucken zu lassen
oder alles zu tun, was der Herzog sonst noch wünschte. Dann hatte er seinem
Vater geschrieben und ihn in dieser Angelegenheit um Hilfe gebeten. Immerhin
hatte der alte Herr letztlich seinen Willen bekommen. Diese Heirat hatte er
sich die ganze Zeit über gewünscht. Und im übrigen war er weitaus
diplomatischer als Matt.
Sein
nächster Schritt hatte sogar ihn selbst überrascht. Er hatte an seinen direkten
Vorgesetzten geschrieben, Admiral Cornwallis, und seinen Abschied eingereicht,
über den er bereits zuvor mit dem Admiral gesprochen hatte – natürlich unter
dem Vorbehalt, daß er ihm seine Dienste anbot, falls die Seeschlacht gegen die
Franzosen Wirklichkeit werden würde.
Er war
jetzt ein verheirateter Mann, mit neuen Verantwortungen. Zwar wurden seine
Pläne total umgeworfen, aber nach allem, was geschehen war, würde er sich an
diesen neuen Zustand gewöhnen müssen.
Er ging die
Treppe zum Haus hinauf, in einem wesentlich freieren Gefühl, als er es
verlassen hatte, und betrat die mit Marmor ausgelegte Eingangshalle. Er reichte
seinen Hut und die weißen Handschuhe dem Butler, der neben der Tür wartete.
»Guten
Abend, Euer Lordschaft.«
»Guten
Abend, Osgood. Ich möchte Lady Strickland sehen. Hat sie sich schon nach oben
zurückgezogen?« Heute hatte er mit Caroline und ihrem Vater Frieden
geschlossen. Er hatte dem Herzog und Admiral Cornwallis geschrieben. Es blieb
nur noch ein Mensch übrig, mit dem er jetzt reden mußte.
»Im
Augenblick, Euer Lordschaft, zieht sich Lady Strickland gerade zum Essen um.
Sie hat darum gebeten, daß das Essen um acht Uhr serviert wird ... wenn das die
Zustimmung Eurer Lordschaft hat.«
Er
betrachtete Samuel genauer. Der Ausdruck von Beunruhigung in den Augen des
Mannes entging ihm nicht. Irgendwie hatte die Dienerschaft herausgefunden, daß
er noch nicht mit seiner Frau geschlafen hatte, und sie schienen nicht glücklich
darüber.
Matt
schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid, aber das paßt mir nicht. Ich möchte,
daß das Essen in meiner Suite serviert wird – und es soll etwas ganz Besonderes
sein. Ich möchte Blumen und Kerzen auf dem Tisch haben.« Er wandte sich ab, um
nach oben zu gehen. »Und stellt auch eine Flasche Champagner dazu. Eure Herrin
könnte nervös sein, denn das soll ihre Hochzeitsnacht werden.«
Über das
Gesicht des großen, distinguierten Butlers flackerte wirklich ein breites
Grinsen. »Jawohl, Mylord. Ich werde persönlich dafür sorgen.«
»Danke«,
Matt lächelte, »Ozzie.«
Die Ohren
des Mannes erstrahlten in sattem Rot, doch er nickte nur und ging dann schnell
davon. Matt lief die Treppe hinauf in sein Zimmer. Dort hatte sein Kammerdiener
bereits seine Kleidung für das Abendessen auf dem riesigen Bett mit dem
goldenen Himmel bereitgelegt und ihm ein heißes Bad vorbereitet. Schnell zog
er seine Uniform aus, kletterte in die Wanne und lehnte sich entspannt zurück.
Zum ersten Mal seit seiner Hochzeit nahm er sich Zeit, über Jessie
nachzudenken.
Er hatte
sie in den letzten Tagen nahezu ignoriert. Sein Gewissen hatte ihn sehr
geplagt, und Jessie war der Grund dafür gewesen. Er wußte, es war nicht ihr
Fehler, dennoch machte er ihr Vorwürfe. Wenn sie nur nicht so verdammt
wunderschön wäre ... wenn er sie nur nicht so verdammt heftig begehrt hätte ...
Nun, die
Wirklichkeit war, daß er jetzt mit ihr verheiratet war. Jessie war seine Frau,
aber diese Tatsache war noch nicht so recht zu ihm vorgedrungen. Heute abend
hatte er die Absieht, sie
für die Zurücksetzung der letzten Tage zu entschädigen. Die Zweifel, die er
nach wie vor an ihrer Unschuld hatte, ließen ihn zögern. Doch die Wahrheit
würde in Kürze ans Licht kommen. Bis dahin mußte er ihr glauben.
Er dachte
an die Nacht, die er mit ihr in dem Gasthaus verbracht hatte, und hoffte, daß
sie wirklich die unerfahrene Jungfrau war, die sie zu sein behauptete, daß er
in seiner Betrunkenheit nicht so abstoßend auf sie gewirkt hatte, daß sie ihn
jetzt dafür verachtete. Selbst wenn das der Fall war, so würde er sie mit etwas
Geduld dazu bringen, den Liebesakt zu genießen.
Es genügte
allein, daran zu denken, und schon reagierte sein Körper. Er wollte Jessie Fox;
jetzt, wo sie seine Frau war, verlangte er noch mehr nach ihr als jemals
zuvor. Er konnte förmlich schmecken, wie sich ihre sanften, blassen Brüste mit
der cremig zarten Haut unter seinen Lippen anfühlen würden, wie es sein würde,
wenn er ihre rosigen Knospen küßte.
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