Stachelzart
sexy!
Als ich aus dem Bad kam, lief ich Vera über den Weg. Sie war bereits angezogen und frisiert, perfekt wie immer. Sie lächelte süffisant, als sie mich erblickte.
„Na, hast du dich bei Herrn König entschuldigt?“, wollte sie wissen.
Es war typisch für Vera, dass sie mir die alleinige Schuld gab und eigentlich hätte ich sie dafür zurecht gewiesen, aber ich war viel zu glücklich, um mich mit ihr zu streiten. Und außerdem war es sehr taktvoll von ihr gewesen, Kay und mich alleine zu lassen und uns nicht zu stören. Ich beschloss also, ihre Aussage einfach zu überhören.
„Guten Morgen, Vera“, begrüßte ich sie.
Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. Dann seufzte sie. „Du hast vielleicht ein Glück, dass sich jemand wie Herr König für dich interessiert. Ach, wie gerne wäre ich noch einmal in deinem Alter, dann würde ich ihn mir sofort schnappen.“
Ich bezweifelte, dass Kay Interesse an Vera gehabt hätte, selbst wenn sie 20 Jahre jünger gewesen wäre. Ich behielt meine Meinung aber für mich. Gemeinsam betraten wir das Wohnzimmer. Sam war auch schon dort und hantierte in der kleinen Küchenzeile herum. Kay half ihm.
„Guten Morgen, die Damen!“, grüßte Sam.
„Hallo Sam“, antwortete ich. Kay sah mich bedauernd an und zuckte mit den Schultern. Nun, da unser Quartett wieder komplett war, war es leider vorbei mit der Zweisamkeit.
Nach einem kargen Frühstück, das lediglich aus Pulverkaffee, Müsli mit Wasser und etwas selbst gepflücktem Obst bestand, hüpfte ich unter die Dusche. Das Wasser war so kalt, dass ich bereits nach kurzer Zeit entsetzlich bibberte. Ich träumte von einer warmen Dusche oder noch besser einem warmen Bad und einem reichhaltigen Frühstücksbuffet. Sams Vorräte waren leider fast aufgebraucht. Ich beschloss Vera tatsächlich dazu zu überreden, noch ein oder zwei Nächte in München zu bleiben. Was gäbe es Schöneres, als mit Kay im Bett zu frühstücken?
Ich stellte das Wasser ab und rubbelte mich trocken. Dann schlüpfte ich schnell wieder in meine Anziehsachen. Ob ich diese Klamotten nach unserer Rettung jemals wieder tragen wollte, wusste ich noch nicht. Ich hatte sie so was von satt. Ich freute mich schon auf meinen Koffer und eine Auswahl an Kleidung. Als ich aus dem Badezimmer trat, wartete Kay bereits vor der Türe.
„Willst du auch duschen?“, fragte ich.
Er nickte und legte mir eine Hand auf den Rücken. „Kommst du nochmal mit?“
„Ne, lass mal. Das Wasser ist eiskalt. Geh ruhig alleine. Nochmal muss ich das nicht haben!“, antwortete ich.
„Aber wenn wir im Hotel sind, gehst du mit mir zusammen duschen, ja?“
„Klar“, grinste ich. „Wenn wir dazu kommen.“
Kay ging scheinbar fest davon aus, dass Vera und ich mit ihm nach München fahren würden.
„Wir haben Besuch!“ Sam kam mir in der Diele entgegen. Ihm folgte der größte Rucksack, den ich jemals gesehen hatte. Der Rucksack wurde ächzend abgestellt und zum Vorschein kam Henri. Schnaufend wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
„Puh, ich hatte vergessen wie anstrengend es ist, den ganzen Weg mit Gepäck zu Fuß zu gehen“, stöhnte er. „Habt ihr etwas Wasser für mich?“
„Guten Morgen, Henri“, begrüßte ich ihn.
„Hey, Anna“, Henri kam auf mich zu und umarmte mich freundschaftlich. Genau in diesem Moment ging die Badezimmertüre auf und Kay betrat die Diele. Perplex starrte er uns an.
Ich löste mich aus Henris Umarmung. „Kay, das ist Henri. Henri, das ist Kay“, stellte ich die beiden einander vor.
„Sie sind der Vogelforscher?“ Kay kniff die Augen zusammen und musterte Henri von Kopf bis Fuß.
Henri kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. „Ja, der bin ich. Hallo, Henri Schmidt und Sie müssen Herr König sein. Anna hat von Ihnen erzählt!“
„So so, Anna hat von mir erzählt. Das ist ja interessant.“ Kay ergriff widerwillig Henris ausgestreckte Hand. Henri schien Kays offensichtliche Abneigung ihm gegenüber nicht zu bemerken, denn er spazierte munter ins Wohnzimmer und stellte sich nun Vera vor, die auf Sams Sofa saß und Tee trank.
„Das ist der Vogelforscher?“, schnaubte Kay leise, als wir alleine im Flur standen. „Ich dachte, er wäre ein älterer Professor und nicht ein Model aus einer Werbung für Trekkingsachen.“
„Ich habe nicht gesagt, dass Henri ein älterer Professor ist“, verteidigte ich mich.
„Und mit diesem Henri hast du dich herum getrieben, während ich mich um deine Mutter
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