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Stachelzart

Stachelzart

Titel: Stachelzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Wollesen
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ein heißes Bad und ein weiches Bett!“
    Damit sprach sie mir aus der Seele. Ich würde auch alles für ein warmes Bad geben. Obwohl ich es etwas frech von ihr fand, über Sams Bett zu lästern. Immerhin war sie die einzige, die überhaupt ein Bett zum Schlafen hatte. Aber sie war auch die einzige mit einem Herzleiden. Ich musste wohl einfach etwas cooler werden, wenn sie einen ihrer Sprüche losließ.
    „Dass du so viel Zeit mit diesem Henri verbracht hast, kann ich gar nicht verstehen. Er ist irgendwie ein komischer Typ“, plapperte Vera ungefragt weiter. „So ein Naturbursche. Ich kann mit solchen Männern gar nichts anfangen. Herr König findet ihn auch komisch, nicht wahr, Herr König?“
    Kay blickte betreten auf seine Schuhspitzen. Scheinbar hatten Vera und er über Henri gelästert. Das gefiel mir gar nicht. Ich hatte schon eine spitze Bemerkung auf den Lippen, doch ein knatterndes Geräusch lenkte mich ab. War es tatsächlich das, wofür ich es hielt?
    „Habt ihr das gehört?“, fragte ich aufgeregt.
    „Ja, was war das?“ Vera spitzte nun ebenfalls die Ohren.
    Das Geräusch wurde lauter.
    „Da, seht doch! Ein Hubschrauber!“, Kay deutete auf einen Punkt am Himmel, der langsam näher kam. Wir hoben die Arme und winkten. Der Hubschrauber kreiste einen Moment lang über unseren Köpfen und setzte dann zur Landung auf der Wiese neben Sams Scheune an.
    „Endlich!“, seufzte Vera. „Wir werden gerettet!“
    Im Stechschritt eilten wir zum Landeplatz. Sam und Henri hatten den Hubschrauber ebenfalls gehört und traten gerade aus dem Haus.
    Als der Hubschrauber aufgesetzt hatte, drehten sich die Rotorblätter noch einen kurzen Moment. Dann stiegen zwei Männer mit roten Notarztwesten aus.
     
    „Mein Gott“, rief der eine Mann erstaunt. „Ihr seid ja ganz viele. Wir haben mit höchstens zwei Personen gerechnet. Ist denn Herr Henri Schmidt dabei?“
    Henri trat einen Schritt vor. „Ja, das bin ich“, antwortete er.
    „Ihr Kollege hat uns informiert, dass Sie von der Außenwelt abgeschnitten sind. Es scheint hier einen Erdrutsch gegeben zu haben. Ist jemand verletzt?“
    Wir verneinten seine Frage und erklärten unsere Anwesenheit. Dann deuteten wir darauf hin, dass Vera zu Beginn etwas Probleme mit ihrem Herzen gehabt hatte, es ihr nun aber wieder besser gehen würde. Die Männer bestanden dennoch darauf, Vera einem kurzen Gesundheitsscheck zu unterziehen. Dazu begleiteten sie sie in Sams Hütte. Vera schien die ihr zuteilwerdende Aufmerksamkeit zu genießen und ging brav mit den beiden Männern mit.
    Sam, Henri, Kay und ich blickten ihnen stumm nach. Sam brach als erster das Schweigen. „Da hat Henr i wohl doch recht gehabt. Schön, wenn man sich so auf seine Mitarbeiter verlassen kann. Dann ist euer kleiner Urlaub bei mir wohl zu Ende“, meinte er.
    Hörte ich da tatsächlich ein leises Bedauern in seiner Stimme? Hatte er unsere Gesellschaft am Ende doch noch genossen? Ich beschloss diese Frage im Raum stehen zu lassen und einfach zu glauben, dass Sam trotz der Strapazen auch ein bisschen Spaß mit uns hatte.
    Nun gut, mit Vera vielleicht nicht, aber mit Kay und mir hatte er sich doch ganz gut unterhalten.
    Die beiden Rettungssanitäter kamen mit Vera im Schlepptau zurück.
    „Alles in Ordnung. Die nette Dame ist kerngesund“, versicherten sie.
    Meinen die etwa Vera, mit „die nette Dame“ , überlegte ich.
    Vera lächelte kokett. Die beiden Herren waren also auf ihren Pseudo-Charme herein gefallen. Wenn die wüssten, dass sich hinter Veras Fassade ein unkontrollierbares grünes Monster verbirgt, dachte ich.
     
    Dann ging auf einmal alles sehr schnell. Der Hubschrauber hatte insgesamt sechs Sitzplätze, sodass Kay, Henri, Vera und ich die vier freien Plätze füllten und alle auf einmal mitfliegen konnten. Gepäck hatte bis auf Henri niemand.
    Sam wollte auf seiner Hütte bleiben und warten bis der Weg freigeräumt werden würde. Die Sanitäter meinten, dass sie der Bergwacht sofort Bescheid geben würden und Sam den Weg spätestens am übernächsten Tag wieder benutzen könnte. Bis dahin würde sicherlich alles freigeräumt sein.
    Ich umarmte Sam zum Abschied. „Danke für alles!“
    Sam würde mir fehlen. Wir hatten zwar nur wenige Tage miteinander verbracht, aber wir lagen auf einer ähnlichen Wellenlänge, ich mochte ihn wirklich gerne.
    „Du kannst mich jederzeit besuchen kommen, wenn du mal Ruhe brauchst!“, Sam drückte mich. Dann verabschiedete er sich von Kay und danach von

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