Stachelzart
Mimi denn in meinem Bett ? , dachte ich noch halb schlafend und gähnte herzhaft. Mein Gehirn begann sich zu sortieren und mir fiel ganz langsam alles wieder ein: Kay – Wetten was? – Svea – Desaster ….
„Keine Ahnung! Mir auch egal“, antwortete ich nuschelnd und vergrub das Gesicht in meinem Kissen. Ich hatte nicht vor, heute auch nur ansatzweise am öffentlichen Leben teilzunehmen. Ich würde einfach im Bett bleiben – für immer!
Mimi hüpfte aus dem Bett, tapste zum Fenster, zog den Vorhang ein Stück auf und lugte nach draußen.
„Ach du Scheiße!“, rief sie.
Ich nahm das Kissen von meinem Kopf und blickte hoch. „Was ist denn los? Warum schreist du so rum?“
Mimi hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, um besser sehen zu können und zeigte mit dem Finger auf irgendetwas, das sich in meinem Vorgarten befinden musste. „Komm her und sieh selbst“, sagte sie. „Aber sei vorsichtig!“
Was konnte da draußen schon los sein? Vielleicht stritt das Pärchen aus dem Erdgeschoß wieder auf offener Straße oder die alte Dame, die unter mir wohnte, versuchte erfolglos einzuparken? Der Lautstärke nach tippte ich eher auf das Pärchen, denn draußen war nun lautes Gemurmel zu hören.
Ich stellte mich neben Mimi und spähte aus dem Fenster.
„Oh, mein Gott!“, entsetzt schlug ich mir die Hand vor den Mund und riss dann mit einem kräftigen Ruck den Vorhang wieder zu. Im Vorgarten unseres Mietshauses hatten sich ungefähr ein Dutzend Journalisten und Kameramänner versammelt. Der Medien-Alptraum hatte begonnen!
„Oh nein, oh nein, oh nein“, jammerte ich und wanderte dabei wie ein eingesperrter Tiger ziellos durch mein Schlafzimmer. „Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann auf keinen Fall rausgehen. Und wir haben noch nicht einmal Frühstück für uns beide da. In meinem Kühlschrank herrscht gähnende Leere!“
Mimi begann gerade ihre Klamotten vom Vortag wieder anzuziehen. „Im Moment haben wir noch einen entscheidenden Vorteil – nämlich mich. Mich haben die Journalisten nicht auf dem Schirm. Ich gehe jetzt erst einmal für dich einkaufen und dann überlegen wir ganz in Ruhe, was du tun kannst.“
Seufzend stimmte ich Mimi zu und beschloss erst einmal eine erfrischende Dusche zu nehmen. Vielleicht konnte ich danach besser denken, im Moment waberte ein grauer Nebel durch meinen Kopf, der meine Gehirnzellen blockierte.
Frisch geduscht fühlte ich mich schon ein wenig besser. Ich rubbelte gerade meine nassen Haare trocken, als mir einfiel, dass ich gestern alle Telefone ausgeschaltet hatte. Vermutlich hatten etliche Freunde und Bekannte die Sendung gestern gesehen und versuchten nun, mich zu erreichen. Wenn ich mich gar nicht melden würde, könnte es sein, dass der eine oder andere sich Sorgen um mich machen und vorbeikommen würde. Und das wäre gerade nicht besonders hilfreich, wenn eine Meute Journalisten vor meiner Haustüre lauerte. Nicht auszudenken, wenn beispielsweise Vera ihnen in die Arme lief. Sie würde sich garantiert nicht zurück halten, sondern aus dem Nähkästchen plaudern. Wollte ich das verhindern, blieb mir nichts anderes übrig als meine Telefone wieder einzuschalten.
Und: Richtig getippt. Sowohl das Haustelefon, als auch mein Handy blinkten hektisch, als ich sie einschaltete. Auf meiner Mailbox hatten sowohl Vera als auch einige meiner Freundinnen Nachrichten hinterlassen, 'sie hätten Wetten was? g esehen und was das denn gewesen sei?'. Vera befahl mir noch, sofort zurück zu rufen. Das würde ich nach dem Frühstück wohl tun müssen.
Platz Nummer 1 an Anrufen und hinterlassenen Nachrichten belegte aber Kay höchstpersönlich. Seine Worte reichten von „Anna geh ans Telefon!“ bis hin zu „Es ist nicht so, wie du denkst!“. Ich schnaubte verächtlich und drückte dann auf 'Nachrichten löschen'. Der Typ hatte doch einen Knall!
Was wollte er denn noch von mir? Sollte er doch diese Barbie-Puppe heiraten und mich, die erfolglose Schnulzen-Autorin, in Ruhe lassen. Ich wurde auf einmal richtig wütend. Und das war ein gutes Zeichen. Wütend war besser als tieftraurig.
Als Mimi mit den Einkäufen zurückkam, hatte ich mich gerade so richtig schön in Rage gebracht. „So ein elender Scheißkerl“, schimpfte ich. „Das ist doch die Höhe!“
„Hast du etwa mit ihm telefoniert?“, fragte Mimi vorsichtig.
„Natürlich nicht, der kann mich mal!“, antwortete ich.
Mimi grinste. „Sehr gut, so gefällst du mir schon viel besser. Werd e ruhig
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