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Stadt der blauen Paläste

Stadt der blauen Paläste

Titel: Stadt der blauen Paläste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bayer
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anderen jungen Mann an einer Gondel herumhämmerte und dabei lachend auf seinen Daumen zeigte, auf den er soeben geschlagen hatte. Als Ludovico den Schatten in der Tür bemerkte, schaute er hoch und lachte.
    »Nicht Padua, sondern ein squerariol! Wunderst du dich?«
    Crestina lachte gezwungen, ging zu den beiden jungen Leuten hinüber und blickte bewundernd auf das glänzende schwarze Holz, das Ludovico jetzt mit hochgestrecktem Daumen abschmirgeln wollte.
    »Sieben Hölzer«, erklärte er dann stolz, »sieben Hölzer: Tanne, Lärche, Eiche, Ulme, Nuss, Mahagoni und –« er sah fragend zu dem jungen Mann hinüber, der inzwischen nahezu ohne aufzublicken an der Gondel weitergearbeitet hatte.
    »Kirsch«, ergänzte der Junge höflich.
    »Kirsch. Und sie müssen alle mindestens eineinhalb Jahre abgelagert sein«, fuhr Ludovico fort, so, als wolle er für diese Gondel gleich hier und jetzt einen Käufer finden.
    »Und«, fragte Crestina freundlich, »wann willst du hier anfangen mit deinem neuen Beruf?«
    Die beiden Jungen lachten.
    »Es ist keine Stelle frei«, erklärte der Junge. »Und er will ja vermutlich auch gar nicht ernsthaft ein squerariol werden.«
    »Das wüsste ich nicht mal genau«, wich Ludovico aus, »aber zunächst will ich es einmal lernen. Für unsere alte Gondel im androne.«
    »Da wird sich Jacopo freuen, wenn er dir helfen kann«, sagte Crestina unbedacht, »er war schon lange der Meinung, dass man hier einmal etwas tun sollte.«
    Ludovicos Gesicht verschloss sich.
    »Ich will es ohne Jacopo machen«, sagte er dann kurz. »Ich bin erwachsen. Ich brauche nicht zu allem einen Helfer.«
    Crestina seufzte.
    »Natürlich bist du erwachsen«, sagte sie dann rasch und erinnerte sich an Bianca, mit der sie dieses Thema zum x-ten Mal in aller Ausführlichkeit erörtert hatte, »es war ja auch nur so eine Idee.«
    »Wenn sie fertig ist, werden wir damit durch die Mercerie fahren«, sagte der junge Mann, der Carlo hieß, lachend, als sie sich bereits zum Gehen wandte.
    »Mit der Gondel? Durch die Mercerie?«
    Crestina blieb abrupt stehen.
    »Beim letzten acqua alta haben wir das getan, weil das Wasser so hoch stand«, erklärte Carlo. »Es hat riesigen Spaß gemacht.«
    Sie hörte das Lachen der jungen Leute noch, als sie bereits um die Ecke gebogen war.
    Nun, solange dieser Spaß Ludovico davon abhielt, im Galopp durch die Mercerie zu reiten oder in den Läden Parfümeier zu kaufen, sie dann irgendwelchen Leuten an den Rücken zu werfen oder sich gar dem Glücksspiel zu ergeben, wollte sie zufrieden sein, dachte sie erleichtert und machte sich auf den Heimweg. Sie hatte inzwischen das Gefühl, dass es zu spät war, ihre Schiffe in der Werft zu besuchen, und sich von ihnen zu verabschieden, wie immer das auch geschehen sollte.
    Also versuchte sie den kürzesten Weg zu ihrem Palazzo zu gehen, durchquerte nahezu im Laufschritt das Sestiere Castello und blieb plötzlich abrupt auf einem kleinen Platz stehen, auf dem in der Nähe einer kleinen Kirche ein Podest errichtet worden war, das sie nie zuvor gesehen hatte.
    Auf dem Podest stand ein Mann inmitten einer Anzahl von Schwarzen, die ganz offensichtlich als Sklaven verkauft werden sollten. Um sie herum standen Männer, Frauen, vereinzelt auch Kinder. Die Männer standen am dichtesten an dem Podest, versuchten die Sklavinnen aus der Nähe zu betrachten, und schon vorweg ihre Stärken und Schwächen zu testen, bevor sie vorgeführt wurden.
    Der Mann, der die Sklaven verkaufte, war Bartolomeo.
    Er war gekleidet wie ein reicher Handelsherr aus der Levante, trug ein seidenes weißes Hemd und eine mit winzigen Perlen bestickte Weste aus schwarzem Samt. Dazu Stiefel aus Krokodilsleder. An einer Kette um den Hals hing eine goldene Uhr. Eine mehrschwänzige Peitsche – vermutlich eine Neunschwänzige, wie sie bei verschiedenen Anlässen üblich waren – steckte in einer Hülle am Rande des Podests.
    Crestina hatte einige Minuten gebraucht, um Bartolomeo zu erkennen. Dann war sie halb hinter eine Säule getreten, um das Geschehen unbeobachtet betrachten zu können. Bartolomeo war soeben dabei, eine junge Frau nach vorne zu schieben. Er ließ sie zunächst einige unbeholfene Schritte machen, die die Frau mehr widerwillig als geneigt absolvierte, dann ließ er sie den Mund öffnen. Der Mann, der zu ihm nach oben gekommen war, konnte die Zähne sehen, sie befühlen. Dann sagte er missbilligend, dass einer fehle.
    Bartolomeo lachte, klatschte der Frau auf das

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