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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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dem Erdboden gleichgemacht worden, das erste Mal von einem Herrn der Toten, und das zweite Mal von einem Golem, eben dem, der auch den Namenlosen Platz erschaffen hatte, als er bei dem vergeblichen Versuch, die Wehre des Kapitols zu durchbrechen, ringsumher einige Straßenzüge in Schutt und Asche legte.
    Heute, sechs Jahre später, weigerte sich der Stadtrat immer noch, der neu entstandenen Freifläche um das Kapitol herum einen Namen zu geben, mit der Begründung, solange dieser Platz keinen Namen trage, könne auch niemand etwas dorthin beschwören.
    Die neue Leichenhalle hatte man nach dem Motto »Aller guten Dinge sind drei« errichtet. Das Gebäude entsprach dem neuesten Stand der Technik und sah aus wie eine Kreuzung aus einem Zuchthaus und einer mittelalterlichen Festung. Die Anwohner scherzten gern, wenn das Kapitol noch einmal angegriffen würde, könnten die Mitglieder des Stadtrats einfach über den Platz wetzen und im Leichenschauhaus Zuflucht suchen. Wenn man sich das Gebäude ansah, kam einem der Gedanke gar nicht mal so abwegig vor. Es stand, streng und bedrohlich wirkend, inmitten der schicken Fassaden der Firmenzentralen wie der Schnitter Tod auf einer Teegesellschaft. Die merkantilen Nachbarn waren wahrscheinlich nicht allzu froh über seine Gegenwart in ihrer Mitte, konnten aber nichts dagegen ausrichten. Das Leichenschauhaus hatte mehr Kundenverkehr als sie alle zusammen. Auch dies ein Zeichen der Zeit.
    Ich stieg die breite Freitreppe hinauf, ging zwischen Granitsäulen hindurch und trat durch eine Drehtür in eine große Eingangshalle. Die hohen Fenster ließen viel Licht herein, vermochten die Trauerstimmung aber nicht gänzlich zu bannen. Sie sammelte sich in den Ecken und an den Wänden, lauerte darauf, sich auf unachtsame Passanten zu stürzen. Glatte graue Granitplatten bedeckten den Boden. Von der Stirnwand gingen zwei Korridore ab, beide von blauem Feenlampenlicht erhellt. Dort ging der Granit in gelbliches Linoleum über.
    Es roch nach Tod. Nicht der ekelerregende Gestank von verwesendem Fleisch, sondern ein anderer Geruch, einer von Chlor und Formaldehyd und bitteren Arzneien, der einen vage an Krankenhausgeruch erinnerte, den man aber niemals damit verwechseln würde. In einem Krankenhaus hinterließ das Leben seine Spuren. Hier war nur die Abwesenheit des Lebens spürbar.
    Zwischen den beiden Korridoren befand sich ein Auskunftsschalter. Ich ging dorthin und stellte mich einem Angestellten in einem grünen Kittel vor. Er sah sich meinen Ausweis an und nickte. »Er liegt in Sieben C. Wissen Sie, wo das ist?«
    »Ja. Ich war schon einmal hier.«
    »Gut. Gehen Sie hin, ich sorge dafür, dass Ihnen jemand aufmacht.«
    Ich nahm den rechten Korridor, bis ich zu einer Treppe kam, und stieg dann in den Keller hinab. Ich ging an Abschnitt B vorüber und blieb dann am Ende dieses Abschnitts stehen, wo mir ein Stahlgitter den Weg versperrte.
    Gut fünf Minuten später hallten eilige Schritte über den Korridor, und eine Frau in grünem Kittel und fleckiger Schürze kam um die Ecke gelaufen. Sie hielt einen dicken Aktenordner in der einen Hand und einen klimpernden Schlüsselbund in der anderen. Einige blonde Haarsträhnen hatten sich unter ihrem sterilen Haarnetz hervorgestohlen. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihr Teint war alles andere als frisch.
    »Sorry«, sagte ich.
    »Nein, kein Problem«, erwiderte sie und nestelte mit den Schlüsseln herum. »Ein bisschen Bewegung tut ja mal ganz gut.«
    Sie schloss das Gitter auf und ging hindurch. Ich folgte ihr zu einer schweren Stahltür dahinter. Sie öffnete zwei Schlösser, trat einen Schritt zurück und rief: »Ich bin es, Julianne, die dir befiehlt, und du wirst mir gehorchen. Öffne!« Der Zauberbann gab die Tür frei. Julianne öffnete sie. Dahinter lag, auf einem am Boden festgeschraubten Metalltisch, ein nackter Körper. Er bildete einen krassen Gegensatz zu dem rostfreien Stahl und hatte eine sehr seltsame Farbe, ein wie ausgebleicht wirkendes helles Rosa. Ein Geschirr aus Silberstahl umschloss den Brustkorb des Leichnams. Und von diesem Geschirr zu einem am Boden befestigten Ring zog sich eine Kette, die so dick war wie mein Arm.
    »Normalerweise legen wir ihnen nur ein Halsband an, aber bei diesem hie r … « Julianne machte eine vage Handbewegung.
    »Ja.« Ich sah zu dem Halsstumpf.
    »Nicht dass er wiederauferstehen könnte oder so. Nicht ohne Kopf. Aber für alle Fäll e … « Sie wies auf den blauen Alarmknopf an der

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