Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
nicht mal ein Ritter.
    Es war durchaus denkbar, dass alle vier Damen mittlerweile Fell und Krallen besaßen und Curran mit »Herr« ansprachen, und in diesem Fall lag die Schlussfolgerung nahe, dass sie vermisst wurden, weil sie zu den sieben toten Gestaltwandlern zählten. Ich rief bei Jim an, um das zu verifizieren, aber er war entweder nicht zu Hause oder hatte beschlossen, meine Anrufe nicht anzunehmen. Ich hinterließ keine Nachricht.
    Da mir weiter nichts zu tun blieb, legte ich die Akte wieder fort. Es war schon fast Mittagszeit, und ich war mit einem Facharzt für plastische Chirurgie verabredet.
    Der Ausstatter des Las Colimas musste ein großer Verehrer sowohl des frühen aztekischen wie auch des späten Taco-Bell-Stils gewesen sein. Das Restaurant war ein einziges Durcheinander aus farbenfrohen Sitznischen, grellbunten Piñatas und künstlichen Grünpflanzen. Ein Kunstharz-Schädelregal, einem jener Regale nachempfunden, in denen die Azteken die Totenköpfe ihrer Menschenopfer auszustellen pflegten, krönte den langen Büfetttisch. Terrakotta-Nachbildungen kleinerer Reliquien lagen auf den Fensterbrettern inmitten von Plastikobst, das sich aus Korbgeflecht-Füllhörnern ergoss.
    Doch auf die Inneneinrichtung kam es nicht an. Sobald ich das Restaurant betrat, hüllte mich ein köstlicher Duft ein, und ich eilte an der mannshohen Terrakotta-Abscheulichkeit vorbei, die den legendären Xochipilli darstellen sollte, den Gott der Blumen. Eine rothaarige Kellnerin stellte sich mir in den Weg.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie mit einem Lächeln, das ihr gesamtes Gebiss entblößte. »Sind Sie Kate?«
    »Ja.«
    »Sie werden bereits erwartet. Hier entlang, bitte.«
    Als sie mich an dem Büfetttisch vorüberführte, hörte ich einen Mann eine Kellnerin fragen: »Gibt’s auch Soße dazu?«
    Die Südstaaten. Man muss sie einfach lieben.
    Die Kellnerin lieferte mich an einer Sitznische hinten in einer Ecke ab, wo Crest bereits saß und die Speisekarte studierte.
    »Ich habe sie gefunden, Doktor!«, verkündete sie. Die Leute an den Nachbartischen sahen zu mir herüber. Wenn das Restaurant nicht so gut besucht gewesen wäre, hätte ich die Kellnerin an Ort und Stelle erwürgt.
    Crest blickte von der Speisekarte hoch und warf ihr ein Lächeln zu. »Sie haben tatsächlich dran gedacht«, sagte er und klang dabei höchst erstaunt. »Vielen Dank, Grace.«
    Sie kicherte. »Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie irgendetwas brauchen.«
    Abgang Grace. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Frau mit einem so knochigen Hintern derart mit dem Po wackeln konnte, aber man lernt ja nie aus.
    Ich nahm Platz. »Sie sind gerade mal fünf Minuten hier, und die Kellnerinnen machen Ihnen schon schöne Augen«, sagte ich. »Das muss eine ganz besondere Begabung sein.«
    Er entfaltete seine Serviette, nahm ein Messer mit abgerundeter Spitze von seinem Besteck und tat, als würde es ihm ins Herz gerammt. »Nein, mit Begabung hat das nichts zu tun«, erklärte er und fuchtelte mit dem Messer. Die Schneide sah scharf aus. »Die meisten Leute behandeln Kellnerinnen wie den letzten Dreck. Sie bringen einem das Essen und bedienen einen, daher müssen sie ja wohl irgendwelche Untermenschen sein, die man getrost schikanieren kann.«
    Ich nahm ihm das Messer weg, ehe er sich noch damit wehtat, und legte es auf den Tisch zurück.
    Die rothaarige Grace kam wieder, blendete uns erneut mit ihrem Lächeln und fragte, ob wir bereits gewählt hätten. Ich bestellte, ohne einen Blick in die Speisekarte zu werfen. Crest orderte in akzentfreiem Spanisch Churrasco mit Chimichurri. Grace sah ihn verständnislos an.
    »Ich glaube, er hätte gerne das Filet mignon mit der Knoblauch-Petersilien-Sauce«, sagte ich. »Die Spezialität des Hauses.«
    Da strahlte sie wieder. »Und was möchten Sie trinken?«
    Wir bestellten beide eisgekühltes Wasser, und sie ging mit energisch wackelndem Po.
    Crest verzog das Gesicht.
    »Ein plötzlicher Meinungsumschwung?«, fragte ich.
    »Ich hasse Inkompetenz. Sie arbeitet in einem lateinamerikanischen Restaurant. Da sollte sie wenigstens wissen, wie die Namen der Speisen ausgesprochen werden. Aber sie gibt wahrscheinlich ihr Bestes.« Er sah sich um. »Ich muss sagen, das ist nicht gerade ein lauschiges Plätzchen.«
    »Haben Sie ein Problem mit meinem Geschmack?«
    »Allerdings.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Sie geben sich rech t … feindselig.« Er sagte das nicht vorwurfsvoll. Es klang eher belustigt.
    »Hätte ich einen stillen

Weitere Kostenlose Bücher