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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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dafür geben, einen Grund, der darüber hinausging, dass ich mich einsam fühlte und mich nach normalem menschlichem Umgang sehnte, nach Umgang mit einem Mann – und zwar einem Mann, der sich nicht im Handumdrehen in ein Monster verwandelte oder dem mit der Leichtigkeit, mit der andere ihre Hemden wechselten, Muskeln wuchsen.
    Vielleicht würde ich die Gelegenheit dazu nutzen, ihn ein wenig auszuquetschen, darüber, wie der tote Vampir im Leichenschauhaus behandelt worden war. Ja, so würde ich es machen.
    Als ich dann schließlich duschte, klingelte das Telefon erneut. Ich stellte das Wasser ab und ging ran und hinterließ dabei Seifenschaum auf dem Linoleum.
    »Ja?«
    »Hier ist Maxine.«
    »Hallo, Maxine.«
    »Der Protektor wünscht Sie um acht Uhr dreißig in seinem Büro zu sehen.«
    »Okay, danke.«
    »Gern.«
    Ich legte auf und ging wieder unter die Dusche. Der warme Wasserstrahl tat meinen Muskeln gut.
    Das Telefon klingelte erneut.
    Grummelnd ging ich wieder ran, ohne eigens das Wasser abzustellen.
    »Was?«
    »Du hast vielleicht Nerven, mich so scheißfrüh anzurufen«, knurrte Jim.
    »Entschuldige, dass ich dich bei deinem Schönheitsschlaf gestört habe«, knurrte ich zurück.
    »Was, zum Teufel, willst du denn?«
    »Ich will, dass du die Augen offen hältst und mir eine Liste der Rudel-Mordfälle lieferst. Tatort, Tatzeit und so weiter.«
    »Das sind geheime Informationen. Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«
    »Wer ich bin? Ich bin die Einzige, die sich einen Scheiß um euch schert. Schau doch mal aus dem Fenster. Siehst du da eine Schlange von Leuten, die darauf brennen, euch pelzigen Arschgesichtern beizustehen?«
    Ich knallte den Hörer auf die Gabel und ging wieder unter die Dusche. Dass kein Dampf mehr da war, hätte mich warnen müssen, doch so trat ich nichts ahnend unter den eiskalten Wasserstrahl. Während ich telefonierte, war das Warmwasser ausgegangen. Den Duschschlauch zu würgen würde es auch nicht wiederbringen, so gut sich das auch anfühlen mochte, und daher stellte ich das Wasser ab und frottierte mich trocken. Dieser Tag begann ja schon mal bestens.
    Ich saß auf einem Besuchersessel im Büro des Protektors. Diesmal telefonierte Ted nicht. Vielmehr betrachtete er mich wie ein mittelalterlicher Ritter die ihn belagernden Sarazenen.
    Die Augenblicke dehnten sich zu Minuten.
    Schließlich sagte er: »Ich habe mir Ihre Akte von der Akademie angesehen.«
    Ach du Scheiße.
    »Sie hatten die Note E«, sagte er.
    E stand für Elektrum . Eigentlich nichts Besonderes.
    »Wissen Sie, wie viele Knappen mit der Note E in den achtunddreißig Jahren ihres Bestehens zur Akademie gekommen sind?«
    Ja, das wusste ich. Greg hatte es mir so oft gesagt, dass ich es schon nicht mehr hören konnte. Doch den Protektor zu provozieren hätte mir nichts gebracht, und daher hielt ich den Mund.
    »Acht«, sagte er und ließ das Wort erst einmal wirken. »Sie mitgezählt.«
    Ich bemühte mich um einen ernsten Gesichtsausdruck.
    Ted setzte seinen Füllfederhalter fünf Zentimeter weiter links wieder an, betrachtete ihn aufmerksam und richtete den Blick dann wieder auf mich. »Warum sind Sie abgegangen?«
    »Ich hatte ein Autoritätsproblem.«
    »Das aufgeblähte Ego einer ausgezeichneten Studentin?«
    »Mehr als das. Mir ist klar geworden, dass der Orden nicht das Richtige für mich ist, und ich habe den Rückzug angetreten, ehe ich noch irgendwelche größeren Dummheiten begehen konnte.«
    Und im Geiste hörte ich Greg mit vorwurfsvoller Stimme sagen: Und so wurdest du eine Söldnerin, eine Mietkämpferin, die sich vor jeden beliebigen Karren spannen lässt .
    Ted sagte: »Jetzt arbeiten Sie für den Orden.«
    »Ja.«
    »Was ist das für ein Gefühl?«
    »Nun, Doktor, es tut ein wenig weh, und es kribbelt auch hin und wieder.«
    Er tat den Scherz mit einer Handbewegung ab. »Das ist mein Ernst. Was ist das für ein Gefühl?«
    »Es ist ganz nett, ein Basiscamp in der Stadt zu haben. Das Amtshilfeabzeichen öffnet mir alle möglichen Türen. Und es ist eine große Verantwortung damit verbunden.«
    »Stört Sie das?«
    »Ja. Wenn ich auf mich allein gestellt bin und bei einem Job Mist baue, geht halt mein Honorar flöten, und ich lebe von der Hand in den Mund, bis sich der nächste Job anbietet. Wenn ich hier Mist baue, könnten eine Menge Leute dabei draufgehen.«
    Er nickte. »Fühlen Sie sich von der Autorität gegängelt?«
    »Nein. Sie führen mich ja an der langen Leine. Aber ich bin mir bewusst, dass

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