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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Klauen spielen. Ein rötliches Haarbüschel fiel auf das Tablett. Ich stellte es auf die Untersuchungsplattform. Grüne Lichtstrahlen blitzten auf, und der Drucker begann zu arbeiten. Schließlich hielt er inne, und ein Streifen Papier wurde aus einem Schlitz geschoben. Ich betrachtete den Ausdruck. Da waren die Linien: Eine Reihe kurzer, schwacher Farbstriche. Aber sie waren an der falschen Stelle. Ich drehte das Papier hin und her, versuchte es ins beste Licht zu rücken. Ein helles Gelbgrün. Keine Entsprechung. Tja, das war’s dann wohl mit meinem einzigen Verdächtigen.
    »Zufrieden?«, fragte Curran.
    »Ja. Er war’s nicht.«
    Currans Nicken gehorchend, erhob sich Corwin und ging hinaus.
    »Wir hatten uns auf einen Tauschhandel geeinigt«, sagte Curran.
    »Ich erinnere mich. Was kann ich für dich tun?«
    Curran sah zu der offen stehenden Tür hinüber, und Derek kam herein, sehr unsicher auf den Beinen. Er lehnte sich an den Türrahmen, das Gesicht abgespannt. Er sah aus, als könnte er ein paar Stunden Schlaf und ein gutes Essen gebrauchen. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Er war weiter nichts als ein erschöpfter Junge, der in einen unsinnigen Wettstreit zwischen seinem Chef und mir hineingeraten war.
    »Du kannst ihn mitnehmen«, sagte Curran.
    »Als was?«
    »Als Leibwächter. Oder als Verbindungsmann zum Rudel. Such’s dir aus.«
    »Nein.«
    Curran sah mich nur unverwandt an.
    »Wir haben uns auf einen Informationsaustausch geeinigt«, sagte ich. »Ich habe nie gesagt, dass ich jemanden mitnehmen würde. Und außerdem, was, zum Teufel, sollte ich denn mit einem Wolf, der alles, was ich mache, bei dir verpetzt?«
    »Ich werde ihn mit einem Bluteid binden. Er wird nichts tun, was dir schaden könnte, körperlich oder anderweitig. Und er wird dich nicht bespitzeln.«
    Derek verkrampfte sich ein wenig, und ich versuchte, vernünftig zu sein. »Selbst wenn ich dir das glaube, kann ich ihn nicht mitnehmen. Schau ihn an. Er ist ein kleiner Junge. Wenn ich in einen Kampf verwickelt werde, weiß ich nicht, wessen Hals ich retten soll – seinen oder meinen.«
    »Ich hau sie alle um«, sagte der Junge heiser.
    »Du kannst mich nicht zwingen, ihn mitzunehmen«, sagte ich. »Ich will sein Blut nicht an den Händen haben.«
    »Wenn du ihn nicht mitnimmst, wirst du sein Blut auf jeden Fall an deinen Händen haben.« Curran verschränkte die Arme vor der Brust. »Du bist schuld an der ganzen Sache. Du hast vor dem gesamten Rudel Besitz von meinem Wolf ergriffen.«
    »Du hast mir keine andere Wahl gelassen. Hätte ich dich um Hilfe anflehen sollen? Ich bin ohne böse Absicht hierhergekommen und bin hier in einen Hinterhalt geraten. Die Verantwortung liegt allein bei dir.«
    Curran überhörte das und fuhr ungerührt fort. »Du hast Zweifel an meiner Autorität aufkommen lassen. Ich kann das nicht einfach dulden. Mir bleiben jetzt drei Möglichkeiten. Ich kann dir öffentlich eine Lektion in Sachen Demut erteilen, und das würde ich herzlich gerne tun.« Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte. »Andererseits muss ich dich erdulden, weil du die Verbindungsperson zum Orden bist. Ich kann ihn bestrafen, was ich nicht will. Oder ich kann ihn dir mitgeben und bekannt machen, dass er dir schon seit unserem letzten Treffen gehört. Du sahst völlig verängstigt aus, und der Bluteid hat dazu geführt, dass er übergeschnappt ist. So könnte er sein Gesicht wahren.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich nehme ihn nicht mit.«
    »Dann bringe ich ihn um«, sagte Curran.
    Aus dem Gesicht des Jungen wich schlagartig alle Farbe. Er stieß sich von der Wand ab und stand kerzengerade da.
    »Er hat mir nicht gehorcht«, sagte Curran. »Er hat dich angerührt. Und daher wäre ich vollkommen im Recht.« Fell überzog Currans Arm. Krallen schossen aus seinen riesigen Pranken hervor und berührten die Haut unter Dereks Kinn. Der Junge zuckte zurück.
    »Ich mag ihn.« Currans Stimme war nun beinahe ein Schnurren. »Es wird mir nicht leichtfallen, ihn zu töten.«
    »Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, werde ich dich aufspießen wie ein Spanferkel«, sagte ich durch zusammengebissene Zähne.
    »Nein, du wirst es nur versuchen. Du wirst hier mit deinem Schwert herumfuchteln und alle möglichen wilden Drohungen ausstoßen und dann im letzten Moment doch zurückweichen. Und dann werde ich dir – und ihm – das Genick brechen.«
    Sichelförmige Krallen tanzten über Dereks Halsschlagader. Es wurde Zeit,

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