Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
meine Neutralität wahren zu können. »Ich will, dass eins klar ist. Was auch immer geschieht, du wirst deine Gestalt nicht wandeln, es sei denn, dir bleibt keine andere Wahl. Sie können dich nicht wittern, denn du hast dich ja geduscht, und solange du dein Fell stecken lässt, können sie nicht erkennen, dass du dem Rudel angehörst, und dabei würde ich es gerne belassen.«
    »Wieso?«
    »Erstens möchte ich nicht, dass alle Welt weiß, dass ich mit dem Rudel kooperiere. Das würde nämlich einen unseriösen Eindruck machen.«
    »Und das Volk wäre auch nicht gerade begeistert, wenn sie wüssten, dass du einen Wolfsmenschen bei dir hast.«
    »Ja.« Und Ted wäre auch nicht sehr erbaut. »Und zweitens: Wenn du dich verwandelst und kämpfst, musst du anschließend gefüttert werden und brauchst einen friedlichen Ort, wo du das wegpennen kannst. Und ich kann dir gerade keinen friedlichen Ort bieten.«
    »Verstanden.«
    »Gut.«
    Die Stadt lag still und friedlich im Licht- und Schattenspiel des siegreichen Monds. Vielleicht würde der Wunderknabe es ja tatsächlich schaffen, im Casino seine Menschenhaut anzubehalten. Ich setzte jedenfalls meine Hoffnungen darauf.
    Die Magie hatte einen wählerischen Geschmack. Wenn es um Bauten ging, nagte sie zuerst die Wolkenkratzer ab, von oben nach unten, und stürzte sich anschließend auf alles, was groß, komplex oder neu war. Die Bank of America Plaza musste als Erstes dran glauben, gefolgt vom SunTrust-Gebäude. One Atlantic Center, das Peachtree Plaza, ja selbst das neue Coca-Cola-Gebäude stürzten ein. Der Georgia Dome folgte, ehe sich der sprichwörtliche Staub gelegt hatte, und anschließend beeilten sich die übrigen Monumente der menschlichen Ingenieurskunst angesichts des Ansturms der Magie, gemeinschaftlichen Selbstmord zu verüben. Als daher eines Tages das Georgia World Congress Center zu rumpeln begann, dann wie ein hervordrängender Milchzahn erbebte und schließlich in einer riesigen Staubwolke in sich zusammenfiel, wunderten sich die Einwohner der Stadt über gar nichts mehr.
    Kaum jemand hätte gedacht, dass das Volk das Grundstück erwerben würde. Und niemand hätte gedacht, dass sie binnen fünf Jahren die Trümmer forträumen und an gleicher Stelle einen eigenen Taj Mahal errichten würden. Und als sich schließlich die reich verzierten Tore dieses Zauberpalastes zum ersten Mal auftaten und die Leute drinnen die Reihen blinkender Spielautomaten erblickten, nun, da musste die Stadt, die angeblich schon alles gesehen hatte, doch einmal innehalten und sich das Ganze aus der Nähe anschauen. Der Schock hielt bloß, bis der ersten Dumpfbacke einfiel, dass sie ein paar Dollar in der Tasche hatte. Mittlerweile war das Casino nur noch eines der sieben Wunder von Atlanta, und die Massen strömten hinein, um die Dummensteuer zu entrichten. Zu Dereks und meinem Glück war es nun schon spät, selbst nach den Maßstäben der zähesten Zocker, daher mussten wir uns, als wir uns Natarajas kleinem Nest näherten, nicht durch Menschenmengen drängen.
    Ich hatte das Casino schon oft gesehen, und doch erstaunte es mich immer wieder aufs Neue. Wie eine Himmelsburg, die einer Fata Morgana über dem Wüstensand entstammte, überragte das Hauptquartier des Volks die Stadt. Alabasterweiß bei Tage, leuchteten die Mauern nachts in Gold und Indigo.
    Das Volk hatte einige Umbauten vorgenommen. Statt der ursprünglichen vier ragten nun insgesamt acht Minarette rings um das von einer Kuppel gekrönte Hauptgebäude in den Himmel. Hohe Mauern umschlossen das ganze Gelände, immer wieder unterbrochen von Wachtürmen, die mit Haubitzen und magischen Geschützen bestückt waren. Auf den Brustwehren patrouillierten Wachen und hin und wieder auch Vampire. Der ganze Laden stank förmlich nach nekromantischer Magie.
    Wir gingen zwischen Messingstatuen fremder Götter hindurch, die sich über große, rechteckige Springbrunnenbecken beugten. Einige davon erkannte ich, aber hinduistische Mythologie war nie meine große Stärke gewesen.
    Die größte dieser Statuen stand in einem eigenen, runden Springbrunnenbecken direkt vor dem Haupteingang. Es war eine seltsame Figur, während eines leidenschaftlichen Tanzes festgehalten, mit einem Fuß auf einem hässlichen Dämon. Zwei Armpaare ragten aus ihren Schultern. Der erste Arm hielt eine Flamme, der zweite schlug eine Trommel, der dritte wies auf den erhobenen Fuß und der vierte spendete einen Segen. Ein kosmischer Tänzer, die Ignoranz der Welt

Weitere Kostenlose Bücher