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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Fell war verbrannt, seine Haut voller angehender Brandblasen.
    Ein weiterer Teil der Decke stürzte außerhalb des Kreises zu Boden. Ich hörte den Aufprall nicht, die anderen aber hörten es, zuckten zusammen und sahen zur Decke hinauf. Jennifer krümmte sich zusammen wie ein geprügelter Hund.
    Curran starrte mich an.
    »Raus hier! Sofort raus!«
    Da verstand er. Seine Pranke packte Jennifers Schulter und stieß sie voran. Die Wölfin zögerte noch einen Moment und lief dann los.
    Mir schwand die Sicht. Die Schläge meines Herzens hallten in meinen Ohren wie Glockenschlag. Ich konnte meinen Körper nicht mehr spüren, als gäbe es ihn gar nicht mehr. Blind und taub blieb ich mitten im Saal stehen, während über mir die Untoten die Decke einrissen. Sie gruben sich durch den Stuck und Mörtel bis zu den Stahlträgern durch, welche die fünf Geschosse über uns trugen. Dünne Arme packten die Träger und zerrten mit übernatürlicher Kraft daran.
    Oh, Gott, ich bin kein sehr guter Mensch gewesen .
    Das Metall ächzte.
    Ich hätte mir mehr Mühe geben können. Ich hätte ein besserer Mensch sein können. Doch nun stehe ich vor dir, wie ich bin. Und ich will mich gar nicht groß herausreden .
    Die Träger gaben nach.
    Bitte, hab Erbarmen mit mir, lieber Gott .
    Vor meinem geistigen Auge sah ich die riesenhaften Stahlträger brechen. Ich sah tonnenweise Stuck, Mörtel und Stahl herabstürzen, auf die Vampire, auf mich, uns unter den Trümmern begrabend, und dieses Grab versiegelnd, aus dem nicht einmal ein Vampir zu entrinnen vermochte.
    Ich spürte, wie ihre hasserfüllten, blutgierigen Geister einer nach dem anderen erloschen. Schließlich konnte ich die Kontrolle über sie fahren lassen. Ich löste mich von dieser schrecklichen Last – und verlor das Bewusstsein.

Kapitel 7
    S layer ruhte in seiner Scheide auf einem Nachttisch, neben einem Mann, der in einem alten Taschenbuch las. Auf dem Cover des Buchs hielt ein Mann in einem braunen Anzug und mit einem Fedora auf dem Kopf eine bewusstlose Blondine in einem weißen Kleid in den Armen. Ich versuchte den Titel zu erkennen, aber die weißen Buchstaben verschwammen mir vor den Augen.
    Der Mann, der in dem Buch las, trug einen blauen Kittel, unter dem eine verblichene Bluejeans hervorragte. Ich neigte den Kopf, damit ich seine Füße sehen konnte. Die Jeans steckte in schweren Arbeitsstiefeln.
    Ich legte den Kopf aufs Kissen zurück. Mein Vater hatte recht gehabt: Es gab einen Himmel, und er befand sich in den Südstaaten.
    Der Mann ließ das Buch sinken und sah mich an. Er war mittelgroß und stämmig, hatte dunkle Haut und stellenweise ergrautes schwarzes Haar, das militärisch kurz geschnitten war. Die Augen, die mich durch eine Brille mit filigranem Gestell ansahen, wirkten klug und äußerst gut gelaunt, so als hätte ihm gerade eben irgendjemand einen versauten Witz erzählt und als müsste er sich größte Mühe geben, nicht laut loszulachen.
    »Ein schöner Morgen, nicht wahr?«, sagte er, und seine Stimme klang unverkennbar nach der Meeresküste Georgias.
    Er kam zu mir und ergriff mein Handgelenk. Seine Lippen bewegten sich, zählten lautlos meinen Puls mit, dann betasteten seine Finger vorsichtig meinen Bauch. Schmerz durchfuhr mich. Ich zuckte zusammen und schnappte nach Luft.
    »Auf einer Skala von eins bis zehn – wie sehr tut das weh?«, fragte er und betastete meine Schulter.
    Ich verzog das Gesicht. »Fünf.«
    Er verdrehte die Augen. »Oh, Herr, steh mir bei. Wieder so ein schwerer Fall.«
    Er schrieb etwas auf einen Notizblock.
    Wir befanden uns in einem kleinen Raum, mit cremefarbenen Wänden und einer getäfelten Decke. Durch zwei große Fenster fiel Sonnenschein auf den Boden und auf die hellblaue Decke über meinen Beinen.
    Dann legte der Mann den Stift beiseite. »Also, wer auch immer dir gesagt hat, junge Dame, dass du dir ein W-Set anlegen lassen kannst, um dich gleich darauf wieder in die Schlacht zu stürzen, hat eine gehörige Tracht Prügel verdient. Wenn diese Dinger mit etwas Magischem in Kontakt kommen, weiß man nicht, was sie anrichten können. Und jetzt folge meinem Finger mit den Augen. Nicht den Kopf bewegen.«
    Er fuhr mit dem linken Zeigefinger hin und her, und ich folgte ihm mit meinen Augen.
    »Ausgezeichnet«, sagte er. »Und jetzt zählen wir von fünfundzwanzig rückwärts.«
    Ich tat es, und er nickte zufrieden.
    »Es scheint – scheint, wie ich betonen möchte –, als hättest du keine Gehirnerschütterung

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