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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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fesseln, Curran.«
    Ein qualvoller Laut drang aus Corwins Bett herüber, das heisere Heulen eines Tiers im Todeskampf. Für einen Moment sah Curran so aus, als würde er gleich mit der Faust auf die Wand einschlagen, doch das ging sehr schnell vorüber, und sein Gesicht wirkte wieder ganz ruhig.
    »Bring ihn dazu, dass er sich benimmt«, sagte Curran. »Dann binde ich ihn los.«
    Ich ließ mich auf der Bettkante nieder. Der Blick des Einzelkämpfers wirkte ein wenig wahnsinnig. Alle Einzelkämpfer waren wahnsinnig. Wenn man nicht wahnsinnig war, konnte man diesen Job nicht machen. Wenn er sich in diesem Moment aus seinen Fesseln befreit hätte, hätte er versucht, alle im Raum Anwesenden zu töten.
    »Ich weiß, wer der Upir ist«, sagte ich. »Und ich weiß, was er will.« Der Mann starrte mich an. Wenn er einen so ansah, einem unverwandt in die Augen sah, brach man unweigerlich in Schweiß aus, spannte die Muskeln an und wusste, dass einem nur noch zwei Möglichkeiten blieben: Kampf oder Flucht. Doch jetzt bedachte er mich nicht mit diesem Blick. Jetzt hörte er zu. »Der Upir kann nicht fortbleiben«, sagte ich. »Er wird bald herkommen, und dann werde ich gegen ihn kämpfen.« Ich wies auf Curran. »Und er wird auch kämpfen. Und während Curran und ich kämpfen, wird hier ein Mann liegen, ans Bett geschnallt, weil er zu störrisch war, um mit sich reden zu lassen.«
    Da meldete sich der Einzelkämpfer zu Wort. »Sie haben mir die Waffen abgenommen.«
    Curran nickte. »Er kann sie wiederhaben, wenn er verspricht, meine Leute nicht anzugreifen. Und in der Festung zu bleiben. Ich kann jetzt nicht zulassen, dass er hier herumläuft und irgendwelchen Blödsinn anstellt. Entweder er kooperiert, oder er bleibt ans Bett gefesselt.«
    Ich sah zu dem Einzelkämpfer hinüber. Der Wahnsinn in seinen Augen leuchtete noch einmal auf und verglomm. »Einverstanden«, sagte er.
    Ich zog ein Messer aus meinem Gürtel und schnitt die Fesseln durch. Der Einzelkämpfer setzte sich auf und rieb sich die Handgelenke. Ich bot ihm mein Messer an, und er schnitt sich die Fesseln an den Fußgelenken auf.
    »Wie heißt du?«, fragte ich.
    »Nick«, sagte er. Er trug den beim Rudel üblichen Trainingsanzug und roch sauber.
    Ich sah zu Curran hinüber. »Habt ihr ihn etwa gezwungen, sich zu waschen?«
    »Wir haben ihn untergetaucht«, erwiderte Curran. »Er hatte Läuse.«
    »Meine Waffen«, sagte Nick.
    Curran wies uns mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen. Er führte uns einen Flur entlang in ein kleines Zimmer. »Ich muss jetzt weg«, sagte er zu mir, die Hand auf der Türklinke. Dann wandte er sich an Nick, und die beiden Männer starrten einander an. »Du bleibst hier«, sagte Curran.
    »Das wird er«, sagte ich. Einzelkämpfer waren zwar wahnsinnig, aber sie waren dennoch Ritter des Ordens. Ihr Wort galt.
    Curran öffnete uns die Tür und ging dann fort, während wir das Zimmer betraten.
    An der Wand stand ein schmales Bett, daneben eine kleine Kommode und ein Schreibtisch mit einem Haufen Metall darauf. Der Raum sah nicht bewohnt aus – keine persönlichen Gegenstände auf den Möbeln, keine herumhängenden Kleidungsstücke. Ein schwerer Sandsack zum Boxen hing von der Decke, und ich fragte mich, ob der wohl zur Standardausrüstung der Zimmer hier in der Festung gehörte. Nick ging zu dem Schreibtisch, und ich setzte mich aufs Bett.
    Er war wie für die Bärenjagd bewaffnet gewesen, als die Gestaltwandler ihn aufgegriffen hatten. Ein Dutzend Haifischzähne lagen auf dem Tisch, daneben eine Sig-Sauer 9mm, eine Pistole Kaliber 22, eine Flinte, etliche Ladeclips und einige Schachteln mit einem Sortiment sonstiger Munition. Und neben der Flinte lag eine zusammengerollte Kette. Silber, wenn ich mich nicht irrte. Auf der anderen Seite lag ein wie ein Gladius geformtes Kurzschwert, flankiert von etlichen Dolchen und einer halbmondförmigen, gezackten Klinge, die zum Halsabschneiden bestimmt war. An einer Ecke des Schreibtischs lag ein Gewirr aus Schnüren und Holzteilen – eine Garotte. Dann waren da noch ein Waffengürtel, zwei lederne Armschutze mit Haltevorrichtungen für die Haizähne, eine Rückenscheide, ein W-Set und Verbandsmaterial.
    Nick entblößte seinen muskulösen, vernarbten Oberkörper. Seine linke Schulter war bandagiert. Er riss den Verband ab, wobei eine noch frische, ausgefranste Wunde zum Vorschein kam, und klatschte sich das W-Set drauf. Dann nahm er eine frische Mullbinde vom Tisch und begann sich die Schulter neu

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