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Stadt der Liebe

Stadt der Liebe

Titel: Stadt der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tödlicher Schatten trat er aus dem Schutz des Waldes. Als er die letzten Meter zur Hausmauer überwunden hatte sah er: Das mittlere Fenster stand offen.
    Er drehte sich sichernd um.
    Nichts. Nur irgendwo am Waldrand der Schwingenschlag eines Nachtvogels.
    Mit dem Ellenbogen schob er die Fensterflügel auf, schwang sich katzengleich über die Brüstung und stand im Korridor.
    Es war gut gewesen, die Dämmerung zu wählen. Jetzt wußte er es. Ohne Fackel oder Kerze waren Einzelheiten wenigstens in ihren Umrissen zu erkennen.
    Auf Zehenspitzen schlich Quattroteste den Gang entlang.
    Eine Diele knackte. Wieder verhielt er und lauschte. Aber schließlich, in solchen Häusern knackt es immer.
    Hier – hier war die Treppe.
    Der Duft der fremden Räume umfing ihn. Seine Hand krümmte sich langsam um den Griff des Stiletts, die Scheide steckte in seinem Gürtel. Er würde die Waffe dann ziehen, wenn es notwendig wurde, dann nämlich, wenn er sich des Stichs sicher war, im letzten Atemzug eines fremden Lebens.
    War da etwas? – Nein. Er vernahm das eigene Herz, ein leises Pochen am Hals.
    Quattroteste wandte sich nach rechts.
    Die Zehen ertasteten die erste Stufe. Stein meldeten sie, er atmete erleichtert aus: Steinerne Stufen bleiben diskret.
    Lautlos stieg er nach oben. Selbst der Wind draußen im Garten war geräuschvoller als seine Bewegungen.
    Hier die Tür.
    Seine Hände erfühlten die Kühle der Eisenklinke. Nun, hoffentlich hat der Herr Comte gute Diener. Gott, gib es, daß sie das Federblatt so schmieren, wie es sich gehört.
    Er versuchte es. Das Schloß machte kein Geräusch. Nur ein leises, metallisches Knacken war zu hören, als der Riegel nachgab.
    Na also. – Quattroteste war im Arbeitszimmer des Comte. Er stand in der grauen Lichtbahn, die durch den halb geschlossenen Vorhang kam, stand auf einem dicken Teppich, den er als äußerst angenehm empfand, und sah um sich. In der Dämmerung konnte er einen großen, beinahe quadratischen Schreibtisch mit einem hochlehnigen Stuhl entdecken. Dahinter ein Regal voll Bücher, an den anderen Wänden die dunklen Rechtecke von Bildern – und das Runde, dieser große, sonderbare, schwarze Ballon neben dem Schreibtisch war wohl ein Globus? Der Erdball war es, den die Seele des Herrn Comte nun bald verlassen mußte.
    Wieder sog Quattroteste witternd Luft ein.
    In all den Abenteuern des Kriegsdienstes, vor allem in den langen Jahren, in denen er dem Mörderhandwerk nachging, hatte sich in ihm die Überzeugung gefestigt, nicht nur Gefahr, sondern auch einen nahen Feind riechen zu können. Wie sonst hätte er, was hinter ihm lag, überlebt? Einen Geruch aber kannte er besonders gut: Den Geruch der Todesangst. Gleich würde er ihm begegnen.
    Mit der Linken griff Quattroteste über die Schulter und zog die spitze Kapuze über den Schädel. Die Rechte hielt den Griff des Stiletts.
    Dort eine weitere, schmale, mit Holzkassetten verzierte Tür … Als er sich ihr auf Zehenspitzen näherte, sah er, sie war nur angelehnt.
    Ein ›sei gebenedeit‹ drängte sich ihm auf die Zunge. Quattroteste war fromm erzogen worden. Doch dies war nicht die Stunde der Gebete. Und außerdem: War Gott nicht mit ihm und stand ihm bei? Noch nie hatte ihm die Gunst der Umstände einen Auftrag so erleichtert.
    Die Tür zurückschieben. Gut, sie knirschte ein wenig, aber hier lag schon wieder ein Teppich und schluckte das leise Tappen seiner Sohlen.
    Mit behutsamer Entschlossenheit zog er, den Blick fest auf das Viereck des Himmelbetts gerichtet, das Stilett. Gift daran? Du brauchtest also nicht einmal zuzustechen, ein Ritzer genügte … Das Doppelte deines Lohns will er dir bieten? Und macht es dir auch noch um die Hälfte einfacher.
    Auf dem Bett erkannte er eine dunkle Gestalt. Die Decke war bis zur Hüfte gerutscht. Der halbnackte Mann lag seitlich, den Kopf im Kissen.
    Noch einmal holte Quattroteste tief Atem. Bring's hinter dich!
    Unter das linke Schulterblatt also? – Und ziele gut. Darauf kommt's an. In einer solchen Stellung stößt du nur auf Knochen.
    Quattroteste dachte es, setzte das Knie auf das Bett, ließ den rechten Arm zum Stich hochfliegen, schob sich noch in derselben Bewegung mit der linken Hand den Körper zurecht, indem er ihn vollends nach unten drückte, und stach zu.
    Er traf genau.
    Wie immer.
    Er vernahm kein Schmerzensbrüllen, kein von Grauen geschütteltes »Mon dieu!« und schon gar nicht dieses ekelerregende Stöhnen, Betteln und Flehen, mit dem manche ihr Leben zu

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