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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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glücklich. Zumindest glaubte ich das.
    Alles zerbrach, als mein Vater etwa eine Woche später einen Stapel Drehbücher vorbeibrachte. Ich sollte mir die Zusammenfassungen der Inhalte ansehen und später diejenigen Bücher lesen, die als nächstes Projekt infrage kamen. Zwischen den Seiten eines Drehbuchs fand ich einen handgeschriebenen Zettel. Zunächst ging ich davon aus, dass es sich um eine Rezension handelte, obwohl die normalerweise gedruckt werden. Eigentlich neige ich nicht dazu, die private Post anderer Leute zu lesen, aber nachdem ich einen Blick darauf geworfen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Es war ein Brief von ihr an meinen Dad und der schriftliche Beweis dafür, dass die beiden für etwa sechs Monate eine Affäre gehabt hatten, ehe ich auf den Plan trat. Er hatte sie im gleichen Studio kennen gelernt wie ich, es aber anscheinend vorgezogen, sich zurückzuziehen, als ich mit ihr auszugehen begann. Sie war darüber nicht glücklich, denn sie schien ihn wirklich gern zu haben – was ich angesichts ihres Altersunterschiedes pervers fand. Wie dem auch sei, in ihrem Brief stand Folgendes: »Ich fürchte, ich muss sehr vorsichtig sein, wenn ich weiterhin in dieser Stadt arbeiten will. Sollte ich nicht haargenau das tun, was er von mir verlangt, wird dein rachsüchtiger Zwerg von Sohn mich bei jedem Studio, jedem Sender und jeder Produktionsgesellschaft unmöglich machen. Mit etwas Glück allerdings muss ich seine Pickel und seinen schlechten Atem nicht mehr lange aushalten, denn seine Aufmerksamkeitsspanne reicht nicht über die eines Flohs hinaus – ganz zu schweigen von seiner sexuellen Leistungsfähigkeit. Eigentlich sollte man Mitleid mit ihm haben – diesem Platzbuttergesicht von einem Teenager, der sich allen Ernstes für einen Hengst hält.«
    Um den Schock zu verdauen, musste ich hinaus in den Garten gehen und mich eine Weile hinsetzen. »Rachsüchtiger Zwerg«. Ich sagte zwar bereits, dass ich nicht gerade hoch gewachsen, aber ganz gewiss kein Zwerg war.
    »Platzbuttergesicht von einem Teenager«. Richtig, ich spielte meist in Komödien, aber das lag an meiner unglaublichen Begabung für das nötige Timing und nicht etwa an der Tatsache, dass mein Gesicht eine gewisse fröhliche Rundung aufwies. Außerdem: Tausende Mädchen und Jungs verliebten sich in mich und gaben Millionen für meine Musik aus – und nun sagen Sie mir bitte, wie viele »Platzbuttergesichter« das von sich behaupten können.
    Was nun die »Pickel und den schlechten Atem« angeht – selbst die schönste Haut weist dann und wann einmal eine Unreinheit auf; das ist nur natürlich. Aber nach diesem verleumderischen Geschreibsel zu urteilen, hätte ich eine wandelnde Eiterpustel sein müssen, und das empfand ich nicht nur als Gemeinheit mir gegenüber, sondern auch als Verunglimpfung meines Hautarztes – dem besten in ganz Beverly Hills. Jedenfalls hatte mein persönlicher Maskenbildner nie Probleme, mein Gesicht sowohl für die Kamera als auch für öffentliche Auftritte herzurichten. Und der schlechte Atem war nichts als eine infame Lüge.
    Nur in einer Beziehung hatte die Schnepfe Recht: Sie fand nie wieder Arbeit in der Stadt.
    Was meinen Dad anging … Nun, ich warnte ihn, mich nie mehr – wirklich nie mehr! – anzulügen. Und dann ließ ich ihn stehen. Er murmelte Entschuldigungen und sah aus wie eines dieser Dinger, mit denen man den Boden aufwischt.
    In den folgenden Tagen dachte ich viel über den Vorfall nach. Es gab da etwas, was mir noch größere Sorgen bereitete als die Tatsache, dass ich lächerlich gemacht worden war: Viel wichtiger schien mir, dass auch meine Fans lächerlich gemacht worden waren. Indem ich mich hatte reinlegen lassen, hatte ich sie enttäuscht. Millionen junger Leute in aller Welt blickten zu mir auf. Ich war eine Ikone, das Symbol dafür, dass ihre Hoffnungen und Wünsche Wirklichkeit werden konnten. Ich trank nicht, rauchte nicht und nahm keine Drogen. In meinen Liedern beschrieb ich ihre Gefühle. Ich war ihre Stimme. Mir wurde klar, dass ich keine andere Wahl hatte, als ihnen zu zeigen, was sie und ich schon immer gewusst hatten, was aber immer unter den Tisch gekehrt worden war.
    Die Verwandlung geschah ganz allmählich: Man nahm ein wenig von der Nase weg und fügte am Kinn ein wenig hinzu. Die Implantate in den Wangenknochen gaben meinem Gesicht zusammen mit der Veränderung meines Mundes und der Verbreiterung des Kiefers eine völlig neue Form. Danach entschloss ich mich zu

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