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Stadt der Lüste

Stadt der Lüste

Titel: Stadt der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariah Greene
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aufgegeben.«
    »Du hast mich angerufen?« Er klang überrascht und erfreut zugleich. »Warum?«
    »Um hallo zu sagen.«
    Emma stellte erstaunt fest, dass sie so schüchtern und zögerlich miteinander redeten wie zwei verknallte Teenager. Seit der Loftbesichtigung in Soho – bei der Erinnerung an den nachmittäglichen Sex wurde Emma immer noch warm – hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Als sie ihre Privatnummern ausgetauscht hatten, war Matt sofort aufgefallen, dass ihrAnschluss in Chelsea lag. Es würde nicht einfach sein, ihn zu täuschen, nicht, wenn es ihr ernst mit ihm war. Normalerweise hätte Emma nach nur einem Treffen niemals an etwas Ernstes gedacht. Doch das Unbehagen, das sie verspürte, als sie sich Matt zu erklären versuchte, zeigte ihr deutlich, wie stark ihre Gefühle für ihn waren. Andererseits wollte sie nicht, dass er sich zu einer Frau hingezogen fühlte – der schlichten Emma Fox –, die in Wahrheit gar nicht existierte.
    »Heute Abend findet eine Art Willkommensumtrunk für mich statt«, sagte Emma. »Er ist von letzter Woche auf heute verschoben worden, und aus dem ursprünglich geplanten Abendessen sind ein paar Drinks im Pub geworden, aber das passt mir eigentlich auch viel besser. Ich kenne die meisten Kollegen bereits gut genug.«
    »Können wir uns irgendwann treffen?«
    »Gern. Hast du schon eine Entscheidung bezüglich des Lofts getroffen?«
    »Meine Mutter ist für einige Tage auf einer Konferenz. Sobald sie zurückkommt, werden wir einen Familienrat abhalten. Danach erfolgt die Abgabe der Stimmzettel, die Briefwahl und die Auszählung. So ist es jedes Mal«, erklärte er.
    »Kann sich dein Vater inzwischen für Loftwohnungen erwärmen?«
    Matt lachte.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Er kann sich eher für dich erwärmen. Er wäre ziemlich eifersüchtig, wenn er es wüsste.«
    Keiner von beiden hielt es für notwendig, zu erklären, was es zu wissen gab.
    »Ruf mich am Wochenende an«, sagte sie.
    »In Ordnung.«
    Sie hörte die Enttäuschung in seiner Stimme.
     
    Der Willkommensumtrunk für Emma fand in einem Pub ganz in der Nähe von Lomax statt. Er erinnerte vage an eine amerikanische Bar, und Emma fragte sich, ob Catherine ihn deswegen ausgewählt hatte. Malcolm und Tony, die beide Familie hatten, würden nicht lange bleiben können, und Dominic Lester hatte sich entschuldigt. Jane Bennett saß auf einem übergroßen Mahagoni-Barhocker und ließ die Beine baumeln. Sie schlürfte ihren Gin Tonic durch einen Strohhalm wie einen Milch-Shake und unterhielt sich mit Catherine und Sonia. Die drei wirkten in einer Kneipe seltsam fehl am Platz. Malcolm und Ed lieferten sich einen witzigen verbalen Schlagabtausch, und Ian und Nicola waren in ein Gespräch vertieft. Aus großen Boxen an der Decke drang gitarrenlastige Rockmusik. Am anderen Ende der Bar spielte eine Gruppe junger Männer eine Partie Liar’s Poker. Emma hatte schon lange niemanden mehr dieses Spiel spielen sehen. Sie seufzte und hatte nicht gerade den Eindruck, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand.
    »Also dann: Herzlich willkommen.«
    Die Worte kamen von Tony Wilson, der einzigen anderen Person außer ihr selbst, die sich nicht angeregt mit jemandem unterhielt. In der Agentur redete er nur wenig, trotzdem integrierte er sich hervorragend in das Team. Er strahlte Ruhe und Gelassenheit aus und bildete damit einen Gegenpart zu Eds Arroganz, MalcolmsMangel an Selbstsicherheit und Dominics Lebhaftigkeit. Emma hatte sich darüber hinaus noch keine Meinung über ihn gebildet, ihr war lediglich eine gewisse Ähnlichkeit mit Bob Cratchit aus Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte aufgefallen.
    Ed hatte Tony einmal als Leichenbestatter bezeichnet, weil ein permanenter Bartschatten sein Kinn und seine Wangen zierte und seine Haare deutlich weniger Gel und dafür öfter mal eine Pflegespülung hätten vertragen können. Tony war kein unangenehmer Mensch, aber auch nicht wirklich sympathisch. »Das ist alles die Schuld seiner dämlichen Frau«, hatte Ed ihr gegenüber behauptet. »Sie sollte sich mal mehr um ihn kümmern.«
    »Es tut mir leid, aber ich kann nicht länger bleiben. Die Familie ruft«, sagte Tony.
    »Wie lange bist du schon verheiratet?«, fragte Emma.
    »Nicht ganz vier Jahre. Du scheinst dich bei Lomax ganz gut einzuleben. Gefällt es dir bei uns?«
    »Auf die Frage muss ich jetzt mit ja antworten, selbst, wenn es nicht so wäre, oder?« Emma lächelte.
    »Nicht unbedingt«, erwiderte er ein

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