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Stadt der Lüste

Stadt der Lüste

Titel: Stadt der Lüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariah Greene
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wenig trübselig.
    »Gefällt es dir denn?«, fragte sie.
    »Man tut, was man tun muss«, entgegnete er.
    »Du klingst ja wie ein Großvater, der fünf Kinder und dreißig Enkel durchbringen muss. Hast du Kinder?«
    »Hör diesem Elend am besten gar nicht zu«, warf Ed ein und legte Tony den Arm um die Schultern.
    Eds Krawatte hing lose um seinen Hals, und sein Gesicht war vom Alkohol gerötet.
    »Tony ist eben ein richtiger Pantoffelheld«, fügte erprovozierend hinzu, doch Tony war nicht aus der Ruhe zu bringen.
    »Musst du zur Waterloo Station, Tony?«, schaltete sich Malcolm ein.
    Tony nickte.
    »Sollen wir uns ein Taxi teilen?«
    Ein weiteres Nicken.
    Malcolm und Tony verabschiedeten sich und ignorierten Eds bissige Bemerkungen über Pendler.
    »In Ordnung«, rief Ed, nachdem Malcolm und Tony gegangen waren. »Starten wir eine kleine Meinungsumfrage.«
    Er wartete, bis alle Augen auf ihn gerichtet waren.
    »Wer von euch hat jemals Tonys Frau zu Gesicht bekommen?«, fragte er in die Runde.
    »Ed, bitte nicht schon wieder!«, sagte Nicola mit leichter Verärgerung in der Stimme.
    »Ich habe sie noch nie gesehen«, warf Ian mit Unschuldsmiene ein.
    Sonia sah Ed scharf an und ging dazwischen, um Emma den Sachverhalt zu erklären.
    »Tonys Frau ist etwas spröde und in den letzten zwei Jahren auch nicht zur Weihnachtsfeier gekommen. Edward macht sich gern dar über lustig, aber ich finde, wir sollten uns raushalten. Ich telefoniere ab und zu mit ihr, letzten Monat zum Beispiel, und ich glaube, dass sie Probleme hat.«
    »Du bist ihr Liebling«, sagte Ed. »Außer mit dir spricht sie mit niemandem. Ich glaube eher, dass Tony sie umgebracht hat. Stille Wasser sind tief.«
    »Dann besteht ja keine Gefahr, dass Ed jemals zumMörder wird«, flüsterte Ian Emma zu, und sie spürte seinen Atem an ihrem Ohrläppchen.
    »Wahrscheinlich liegt es an Lomax«, fuhr Ed fort.
    »Seht uns doch an: Wir sind alle Singles.«
    »Du vergisst Nicola. Sie ist zwar noch ziemlich jung, aber bereits eine verheiratete Frau«, schnaufte Jane Bennett so laut wie ein Megaphon.
    »O ja, jung und unschuldig«, flüsterte Ian.
    »Vielen Dank«, sagte Nicola in die Runde.
    Ed warf Nicola einen Blick zu, und plötzlich fiel es Emma wie Schuppen von den Augen. Ed und Nicola. Die beiden hatten eine Affäre. Obwohl sie Nicola für eine pampige dumme Kuh hielt, hätte Emma ihr niemals Ed an den Hals gewünscht.
    »Ich meine es ernst«, beharrte Ed. »Jane ist glücklich geschieden, und soviel ich weiß, hat sich Dominic auch noch kein rosa Brautkleid gekauft.«
    Alles stöhnte angesichts der plumpen Anspielung.
    »Also sind wir alle Singles«, schloss er.
    »Einige von uns wären es lieber nicht, Ed.«
    Das kam von Catherine.
    Nicola Morris starrte peinlich berührt auf ihre Schuhe, Jane schien Eds Worte gar nicht zu beachten, und Ian verzog das Gesicht.
    »Und natürlich gehen wir alle davon aus, dass auch Emma Single ist«, fügte Ed hinzu. »Und, haben wir recht?«
    Das war ein bemerkenswerter Kommentar für Ed, denn er lenkte damit die Aufmerksamkeit von sich selbst auf jemand anderen. Jetzt stand Emma auf einmal doch im Mittelpunkt des Interesses.
    »Wenn ich Single wäre, wüsste ich nicht, ob du der erste oder der letzte Mensch wärst, dem ich das auf die Nase binden würde, Ed.«
    Gelächter brach los, doch Ed hatte die Lust an dem Gespräch verloren, da es sich nun nicht länger um ihn drehte. Er bot an, eine neue Runde Drinks zu holen, sozusagen als Wiedergutmachung.
    »Ed ist wirklich ein Idiot«, sagte Ian leise zu Emma, als die Unterhaltung wieder in kleineren Gruppen vonstatten ging.
    »Ich weiß. Schläft er eigentlich mit Nicola?«, fragte Emma ebenso leise. Sie war sich der Gefahr bewusst, die ein derartiges Gespräch in unmittelbarer Nähe der betreffenden Personen darstellte.
    »Du bist ganz schön scharfsinnig. Dabei sollte es eigentlich das bestgehütete Geheimnis der Agentur sein. Ed und Nicola gehen mit einem Abstand von zehn Minuten in die Mittagspause und treffen sich dann heimlich. Wenn man sie zusammen sieht, tun sie so, als würden sie einen nicht kennen. Es ist wirklich traurig.«
    »Und wie ist dieses gut gehütete Geheimnis ans Licht gekommen?«, wollte sie wissen und fragte sich gleichzeitig, ob ihr eigenes Geheimnis tatsächlich sicher war.
    »Wie gesagt, Ed ist ein Idiot, und Nicola ist wahnsinnig besitzergreifend und ziemlich leicht zu durchschauen, besonders, wenn sie betrunken ist. Du wirst schon sehen – noch ein

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