Stadt der Lüste
ihrer Rückkehr nach England hatte sich Emma geschworen, dass sie sich nicht so rasch auf jemanden einlassen würde. Doch bei Matt geriet ihr Vorsatz ins Wanken. Solange sie bei Lomax recherchierte, würde eine Beziehung mit ihm allerdings nicht einfach werden. Darüberhinaus würde sie ihm auch erklären müssen, dass sie ihm etwas vorgespielt hatte. Aber schließlich gab es schlimmere Geheimnisse. »Ach Schatz, ich bin übrigens Multimillionärin. Habe ganz vergessen, es dir zu sagen. Bitte entschuldige.«
»Sollen wir die Lagebesprechung jetzt machen?«
Sie sah auf. Malcolm stand vor ihrem Schreibtisch.
»Gern, ich komme sofort«, erwiderte sie.
Die Besprechungsräume von Lomax gehörten zu den elegantesten, die Emma je gesehen hatte. Nic Lawson würde in Raum eins eine VIP-Behandlung bekommen. Der Raum erinnerte Emma an die Besprechungszimmer von Staranwälten, in denen man das Gebäck bis auf den letzten Krümel aß und literweise Kaffee trank, um sicherzugehen, dass man für sein Geld auch etwas bekam. Raum eins hatte mit etwa fünfundzwanzig Quadratmetern genau die richtige Größe und war mit Ahornholzmöbeln im Stil von Frank Lloyd Wright ausgestattet. Am Konferenztisch fanden sechs Leute Platz, und auf der polierten Tischplatte lagen bereits lederne Schreibunterlagen, Notizpapier mit Lomax-Logo und hochwertige Kugelschreiber. Geschmackvolle Aquarelle mit Londoner Ansichten schmückten die Wände, und auf einem Beistelltisch stand ein Kaffeeservice bereit.
Dominic Lester und Catherine warteten bereits auf Emma und Malcolm. Emma hatte bisher noch nicht viel mit Dominic zu tun gehabt, er war jedoch stets hilfsbereit gewesen, wenn sie ihn etwas gefragt hatte. Er war dreißig und galt als »ewiger Junggeselle von Lomax«. Es kursierten Gerüchte, dass er schwul war,doch seitdem er Emma zum ersten Mal angelächelt hatte, bezweifelte sie dies. Sie kannte genug schwule Männer und wusste die Zeichen zu deuten. Als sie mit Malcolm den Raum betrat, erhob sich Dominic. Sie wünschten einander einen guten Morgen und begannen mit der Besprechung.
»Malcolm, klärst du uns bitte über die neuesten Entwicklungen auf?«, bat Catherine.
»Nic Lawson könnte ein sehr wichtiger Kunde für uns werden.« Malcolm klopfte auf eine sandfarbene Mappe, die vor ihm auf dem Tisch lag. »Er ist im Musikund Unterhaltungsgeschäft und offenbar ein gefragter Mann, soweit ich das beurteilen kann.«
»Und was erwartet er von Lomax?«, erkundigte sich Emma.
»Ich glaube, das weiß er selbst nicht so genau«, warf Dominic ein. »Er würde gern ein Haus kaufen, weiß aber weder wo, noch, wie es aussehen soll. Offenbar hofft er, dass wir das für ihn herausfinden. Dafür scheine ich allerdings der falsche Mann zu sein. Meine Vorschläge gefielen ihm alle nicht. Ganz im Gegenteil, er wurde regelrecht wütend.«
»Vielleicht waren wir ein bisschen zu bemüht, ihn in unsere Kundenkartei aufzunehmen, und haben uns dabei zu wenig um ihn selbst gekümmert«, warf Malcolm ein. »Er verfügt über sehr gute Verbindungen, die uns Zugang zu einem neuen Kundenkreis verschaffen könnten. Aber genau das macht die Sache so schwierig.«
»Haben wir Personen in unserer Kartei, die ihn kennen?«, fragte Emma.
»Eine oder zwei«, erwiderte Catherine. »Wir müssen sehr diskret mit Mundpropaganda umgehen. Lomax wurde ihm empfohlen, deswegen gibt er uns noch eine Chance. Unsere besten Geschäfte resultieren aus Verbindungen wie dieser, aber es braucht Zeit, so etwas aufzubauen.«
»Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Dominic und ich die Richtigen für Nic Lawson sind«, erklärte Malcolm.
»Was ist mit Ed?«, fragte Catherine.
Malcolm massierte seine Schläfen. »Du kennst doch Ed. Ich glaube, dass sich Lawson von ihm überrumpelt fühlen würde. Nic Lawson ist ein Selfmademan«, fuhr Malcolm an Emma gewandt fort. »Er ist ein bisschen empfindlich, was seine Herkunft betrifft, und wenn wir ihm Ed vor die Nase setzen, könnte er sich ständig daran erinnert fühlen. Ed hat nun mal einen gewissen … Standesdünkel. Nichts gegen Ed, aber wie heißt es so schön: Schuster, bleib bei deinen Leisten.«
»Zumindest sieht Ed besser aus als wir beide, Malcolm«, warf Dominic ein.
»Was meinst du damit?«, fragte Emma.
»Ach, nichts. Ist nur so ein Gefühl«, erwiderte Dominic.
»Kommen wir mal zurück zu den Fakten«, sagte Catherine. »Was haben wir bis jetzt?«
Malcolm schlug die Mappe auf. »Lawson besitzt zwar ein großes Haus in Essex, aber er
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