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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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gesehen, seit sie sie »zur Strafe« nach Bellezza gebracht hatten, und Arianna war immer noch nicht sicher, wie diese Strafe genau aussehen sollte.
    »Ich komme doch mit«, sagte Leonora fest. »Wir fangen in Merlino an, und wenn wir deine Brüder finden können, fragen wir sie, ob du auf Torrone willkommen bist.«
    Lucien war enttäuscht. Wenn ihre Tante dabei war, konnte er Arianna nicht erzählen, was er entdeckt hatte. Doch Ariannas Begeisterung war ansteckend. Sie hatte plötzlich Heimweh nach den Inseln und Sehnsucht danach, den muffigen Gestank der bellezzanischen Kanäle gegen den reinen Geruch von Salzwasser einzutauschen. Eifrig sprang sie um ihre Tante herum, die rasch einen Picknickkorb zusammenstellte. Dann machten sie sich auf zur Piazzetta, um ein Ruderboot und einen Fährmann zu finden, der Zeit hatte.

    In der remanischen Botschaft musste Enrico eine ganze Weile warten, bis er vorgelassen wurde. Der Botschafter war auf einmal sehr beschäftigt, als er hörte, wer im Vorzimmer saß. Enrico zuckte mit den Schultern; er konnte warten. Er begriff, dass der Botschafter verärgert über ihn war. Er dachte wahrscheinlich, dass Enrico seinen Posten verlassen hatte, als Rodolfo ihn meilenweit fortgezaubert hatte. Aber di Chimicis Ton würde sich schon ändern, wenn er hörte, was ihm sein Spitzel zu berichten hatte. Enrico rollte sich so bequem wie möglich auf der harten Holzbank zusammen, schlug den blauen Umhang um sich und machte ein Schläfchen.
    In dem rosenfarbenen Palast war die Näherin gerade damit fertig, bei der Duchessa für ein neues Gewand Maß zu nehmen, und ging knicksend mit den Armen voller purpurnem Satin aus dem Raum. Die Duchessa gähnte und streckte sich ganz unherzoglich, dann trat sie ans Fenster.
    Dort unten auf dem Platz vor dem Dom sah sie Lucien, der einen großen Korb für eine rundliche, respektabel wirkende bellezzanische Dame trug. Doch es war die Dritte im Bunde, die ihren Blick auf sich zog: ein hüpfendes, lachendes, braunhaariges Mädchen, das bei ihnen war. Sie musste wohl unter sechzehn sein, denn sie trug keine Maske. Und sie sah unerträglich vertraut aus.
    »Sieh an«, raunte die Duchessa. »Das ist die kleine Gespielin, die Rodolfo für unseren jungen Freund gewählt hat.«
    Sie rief ihre jüngste Zofe, Barbara, zu sich – diejenige, die vor der Vermählung mit dem Meer so aufgeregt gewesen war.
    »Siehst du die Gruppe, die dort über den Platz geht? Die Frau und den Jungen und das Mädchen? Ich will, dass man ihnen folgt. Kümmere dich sofort darum.
    Und ich will alles über das Mädchen wissen, was herauszufinden ist.«
    Während die Zofe aus dem Zimmer eilte, drückte die Duchessa ihre Stirn an die kühle Fensterscheibe. Ihre Schläfen pochten. In diesem Moment hätte sie gern alles gegeben, um mit dem unbeschwerten Mädchen, das dort auf die Piazzetta zuhüpfte, zu tauschen.

    Kapitel 7
    Wo Schönheit eine Maske trägt
    Ariannas Herz jubilierte, während der Fährmann sie in die salzigen Gewässer der Lagune ruderte. So fasziniert sie auch von der herrlichen Stadt war, die wie ein Traum am Rand ihrer Kindheit schwebte, war sie doch eine wahre Tochter der Inseln.
    Sie mussten um die südliche Stadt herumfahren in Richtung Nordosten, wo Merlino lag. Doch zuvor kamen sie an einem mit Zypressen gesäumten Inselchen vorbei und Arianna war zum ersten Mal, seit Lucien am Morgen in das Haus ihrer Tante gekommen war, still.
    »Was ist los?«, flüsterte Lucien ihr zu.
    Doch Leonora antwortete ihm. »Dort bestatten wir unsere Toten. Die ganze Insel ist inzwischen ein Friedhof. Das war nicht immer so, aber als die Pest kam, benötigten wir viele Grabstätten. Jetzt reicht der Platz nicht mehr aus und man redet davon, nach einem neuen Friedhof auf dem Festland zu suchen. Die Isola dei Morti, sagen wir – die Toteninsel. Mein Mann liegt ebenfalls dort.«
    Alle senkten instinktiv den Kopf, während der Fährmann langsam im Windschatten der Zypressen vorüberruderte. Lucien konnte mitten auf der Insel eine kleine Kirche sehen, außerdem ein oder zwei riesige Marmormausoleen, die zwischen den Bäumen hervorsahen. Er schauderte unwillkürlich, obwohl die Insel selbst ganz ruhig und friedlich wirkte.
    Ihre Stimmung hob sich wieder, als sie die traurige Insel hinter sich ließen und vor ihnen die größeren Umrisse von Merlino auftauchten. Das Boot schob sich in den engen Hafen und der Fährmann war sichtlich froh über eine Pause. Leonora verhandelte mit ihm über ihre weiteren

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