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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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meistens der Fall war. Er hat etwas Besseres verdient.«
    »Was hast du denn jetzt vor? Willst du die Praxis aufgeben? «
    Emma zuckt mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Das kannst du nicht machen.« Tripod, der am anderen Ende des Sofas vor sich hin döst, hebt den Kopf, als meine Stimme lauter wird.
    »Warum denn nicht?«
    »Sie ist das, wovon du immer geträumt hast. Dein Leben.« Das Otter House ist das Ziel, auf das sie ihr Leben lang hingearbeitet hat.
    »Sie ist Teil meines Lebens. Aber Ben hatte recht, sie braucht nicht mein ganzer Lebensinhalt zu sein.« Emma lehnt sich gegen die Anrichte.
    »Und was wird aus Izzy? Wo soll sie denn arbeiten? Es gibt nicht so viele Stellen hier in der Gegend. Sie wird pendeln müssen.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Emma beißt auf ihrer Unterlippe herum, dann wendet sie sich wieder mir zu. »Trotzdem verstehe ich nicht, warum du so entsetzt darüber bist. Izzy hat mir erzählt, dass du am Tag vor dem Brand selbst kurz davor warst, die Praxis zu schließen. Ich habe deine Nachrichten bekommen, aber was du gesagt hast, ist irgendwie nicht ganz zu mir durchgedrungen. « Ich öffne den Mund und will etwas erwidern, doch da spricht sie schon weiter: »Nigel hat mir erzählt, was du getan hast – dass du es dir anders überlegt und die offenen Rechnungen aus eigener Tasche bezahlt hast, damit der Gerichtsvollzieher wegbleibt. Er hat mir erzählt, dass du sogar Frances entlassen musstest. Ich wünschte, ich hätte dich nicht in diese Situation gebracht.«
    »Das war schon ziemlich unangenehm«, gebe ich zu und lächle trotz meiner Anspannung.
    »Sie kann ziemlich Furcht einflößend sein, was?«
    »Das war nicht der Grund.« Ich habe Frances’ sanftere Seite kennengelernt. »Sie arbeitet nicht, weil es ihr Spaß macht, sondern weil sie das Geld braucht. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen.«
    »Es war nicht deine Schuld«, antwortet Emma, doch das lindert meine Gewissensbisse nicht.
    »Ich hätte jede Behandlung in Rechnung stellen müssen. Ich hätte die Leute nicht einfach so gehen lassen dürfen, ohne zu bezahlen. Ich habe den Haarschnitt von Cheryls Kater vermasselt. Und dann habe ich auch noch Cadbury umgebracht, das war das Schlimmste von allem.«
    »Du hast ihn nicht umgebracht. Nigel hat mir erzählt, was passiert ist.«
    »Aber alle anderen denken, dass ich für seinen Tod verantwortlich bin«, erwidere ich und sehe dabei vor allem Izzy vor mir. »Darum bringt auch niemand mehr seine Tiere zu uns.«
    »Du übertreibst«, entgegnet Emma. »und jetzt kommen sie sowieso alle wieder zurück. Die ganze Stadt weiß, dass wir Glorias Tiere aufgenommen haben und uns um sie kümmern.« Sie zögert. »Freundinnen?«
    Ich nicke. Nichts wird daran jemals etwas ändern.
    »Was hast du denn jetzt vor?«, frage ich und meine damit eigentlich ihre Pläne für das Otter House, aber Emma versteht mich falsch – mit Absicht, vermute ich.
    »Ich mache mich wieder an die Arbeit. Nach der Sprechstunde stehen noch drei OPs an, also sollte ich mich lieber beeilen.« Emmas Blick fällt auf das Ende des Sofas, wo Tripod lang ausgestreckt auf dem Rücken liegt. »Was macht der Kater hier?«
    »Äh … schlafen.«
    »Und wie ist er reingekommen?«
    »Durch die Katzenklappe.«
    »Wir haben keine Katzenklappe.«
    »Doch, seit Neuestem … Hast du sie nicht gesehen?« »Ist mir nicht aufgefallen. Ich war wohl zu sehr in Gedanken.« Emma seufzt. »Wie heißt er?«
    »Tripod. Ich wusste, dass du kein Praxistier haben wolltest, doch es ist schwer, eine dreibeinige Katze zu vermitteln – die meisten Leute wollen ein komplettes Tier. Ich habe mich wirklich bemüht, hart zu bleiben, aber nachdem er sich erst einmal eingewöhnt hatte, habe ich es nicht mehr übers Herz gebracht, ihn rauszuwerfen. «
    Emma krault Tripods Brust. Er öffnet ein Auge, miaut und schließt es wieder.
    »Du bist wieder auf die Füße gefallen, was? Zumindest auf die drei, die dir noch geblieben sind«, sagt sie leise, und ich glaube, damit ist zumindest ein Problem gelöst. Allerdings macht mir ein sehr viel größeres Problem Sorgen. Ich kann nicht fassen, dass sie tatsächlich darüber nachdenkt, ihre geliebte Praxis aufzugeben. Was wird dann aus ihren festen Kunden und ihren Patienten? Was sollen sie ohne sie machen?
    »Ich kann die Sprechstunde übernehmen«, schlage ich vor, und mir fällt ein, dass mein Stethoskop in Flammen aufgegangen ist.
    Emma sieht mich etwas blass und zweifelnd an, doch dann sagt sie:

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