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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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»Einverstanden. Frances kann dich danach ins Krankenhaus fahren. Hast du einen Termin?«
    Ich nicke. Wenn es nach mir ginge, könnten die Verbände an meinen Armen auch noch einen Tag länger dranbleiben, aber wer hört schon auf mich? Ich bin bloß Tierärztin, kein Arzt, und außerdem liefert mir der Termin im Krankenhaus eine Ausrede, um Alex zu besuchen, an seinem Bett zu sitzen und auf ihn aufzupassen, seine Hand zu halten und ihm durch die schwere Zeit hindurchzuhelfen … Ich versuche, mich auf die Arbeit zu konzentrieren, und rufe meinen ersten Kunden herein.
    Als Clive das Sprechzimmer betritt, bessert sich meine Laune. Er ist ohne Termin vorbeigekommen und stellt einen großen Pappkarton auf den Tisch.
    »Ich bin immer etwas besorgt, wenn jemand mit einem so großen Karton ankommt – ich weiß nie, was mich darin erwartet«, sage ich.
    »Unsere Gäste haben eine Sammlung organisiert«, erklärt Clive. Er öffnet den Deckel des Kartons, und darunter kommt eine bunte Mischung aus Konservendosen und Schachteln mit Tierfutter zum Vorschein. Er wirkt fröhlicher als bei unserer letzten Begegnung.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll«, meine ich gerührt. »Das ist so lieb. Alle wollen uns helfen.«
    »Eines habe ich während der letzten Woche über die Menschen in Talyton St. George gelernt«, sagt Clive. »Sie benehmen sich zwar manchmal wie ein Rudel bösartiger Hündinnen und zerreißen sich das Maul über alles, was sie nichts angeht, aber wenn jemand in Schwierigkeiten steckt, zeigt sich ihr Herz aus Gold.« Er macht eine Pause. »Darum bleiben wir auch hier. Edie dachte, ich würde alles hinschmeißen – nach Robbie …«
    Bitte nicht weinen, beschwöre ich ihn stumm, sonst kommen mir bei der Erinnerung an jenen schönen Tag am Fluss und die Rosenblätter, die über den Rasen wehten und sich in Robbies Fell verfingen, auch die Tränen.
    Clive zieht ein zerknittertes weißes Taschentuch aus der Hose und putzt sich geräuschvoll die Nase.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ich es schaffen würde, noch einmal hierherzukommen, und jetzt bin ich doch da«, fügt er hinzu. »Schritt für Schritt geht es vorwärts …«
    »Warum kommen Sie nicht mit nach hinten und schauen sich die Tiere an?«, schlage ich vor und habe dabei insbesondere Petra im Sinn.
    »Ich will keinen anderen Hund mehr«, sagt Clive, der mir gedanklich einen Schritt voraus ist. »Robbie war unersetzlich.«
    »Ich habe doch nicht gemeint, dass Sie ihn ersetzen sollen«, entgegne ich, ein wenig verletzt, dass er mir so etwas zutraut, und ich wünschte, ich hätte das Thema nicht so unvermittelt aufgebracht. Ich muss ziemlich gefühllos wirken, aber Clive und Edie könnten einem dieser armen Hunde ein wunderbares Zuhause geben. »Ich habe mich nur gefragt, ob Sie vielleicht einen der geretteten Hunde aufnehmen könnten.«
    »Nein. Es ist nett von Ihnen, dass Sie an mich gedacht haben, Maz, aber nein. Meine Entscheidung steht fest. Ich habe genug mit dem Pub zu tun. Ich will das Rad und den Mühlenbach wieder instand setzen lassen. Ein neuer Hund wäre da wirklich zu viel.«
    Ich bin enttäuscht. Es wird nicht leicht sein, einen neuen Besitzer für Petra zu finden.
    »Ich habe gehört, was mit Stewarts Hund passiert ist«, fährt Clive fort. »Sie sind eine gute Tierärztin, Maz, und ich hätte mir keine bessere für Robbie wünschen können. Ich wollte, dass Sie das wissen.«
    »Danke, Clive.« Ich sehe ihm nach, als er das Sprechzimmer verlässt und auf dem Weg nach draußen noch kurz mit Frances plaudert. Ich wünschte, andere hätten so viel Vertrauen zu mir wie Clive.
    Zurück im Sprechzimmer säubere ich den Tisch, wasche mir die Hände und logge mich in den Computer ein. Meinem Terminkalender zufolge habe ich jetzt keinen Patienten, aber da ist eindeutig jemand draußen am Empfang.
    »Oooohhh!« Das schrille Heulen erinnert mich an einen Werwolf. »Oooohhh, was soll ich bloß den Kindern sagen?«
    Ich haste nach draußen, um nachzusehen. Frances hält einen Schuhkarton in der Hand, Ally Jackson eine Box mit Taschentüchern. Allys Haar ist völlig verwuschelt, und ihr Rock ist hinten gerafft.
    »Beruhigen Sie sich, meine Liebe«, sagt Frances. »Wollen Sie ihn wieder mit nach Hause nehmen?«
    Ally verzieht das Gesicht. »Ich glaube, das schaffe ich nicht.«
    »Dann mache ich das für Sie.« Frances sieht zu mir herüber. »Ich fürchte, es ist zu spät, Maz. Harry ist«, sie senkt die Stimme, »von uns

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