Stadt, Land, Kuss
für solche Präzision. Ich gratuliere ihm zum Baby.
»Ich habe sie gefragt, Ben«, erzählt Emma ihm, »aber Maz hat gesagt, sie muss erst noch darüber nachdenken.«
»Ich habe dir gesagt, dass du nicht sofort eine Antwort von ihr erwarten darfst, Schatz«, erwidert Ben liebevoll. »Das ist eine schwerwiegende Entscheidung.«
»Ich weiß«, räumt Emma mit gesenktem Blick ein.
»Es ist ein herrliches Fleckchen Erde, Maz«, meint Ben und deutet mit seinem Grillwender auf die grünen Hügel hinter dem Garten. »Sieh dir nur diese Aussicht an.«
Er hat recht. Die Aussicht ist wunderschön, aber könnte ich tatsächlich in Talyton St. George heimisch werden? Wenn nicht, werde ich bald wieder weiterziehen, und ich habe keine Ahnung, wohin mich das Leben als Nächstes verschlagen wird.
Als ich die Möwen am Himmel beobachte, bemerke ich plötzlich eine winzige Rauchfahne, die hinter Bens Rücken vom Grill aufsteigt.
»Ben, da verbrennt etwas«, warne ich ihn hastig.
»Ups.« Er dreht sich um und rettet das Essen, während Emma kurz nach drinnen geht und mit einer Packung Vollkornbratlingen zurückkommt.
»Wehe, du verbrennst die«, warnt sie ihn lächelnd und gibt sie ihm. »Das sind alle, die wir haben.« Emma stellt sich wieder neben mich. »Also, Maz, lass uns das Ganze einmal in Ruhe durchgehen. Was spricht denn dagegen?«
»Die Tierarztpraxis oben im Talyton Manor, zum Beispiel«, sage ich nach einer Weile. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie der alte Fox-Gifford reagieren würde, falls ich hierbleiben sollte.
»Ja …« Emma mustert mich aus zusammengekniffenen Augen. »Sie haben es dir nicht leicht gemacht, was?«
Nein, ganz sicher nicht, denke ich und erröte leicht, wenn auch nicht so, wie Emma vermutet. Ich halte das kühle Glas in meiner Hand kurz an meine Wange.
»Diese verfluchte Sippschaft.« Emma tritt nach einem Erdklumpen. »Sie sind eine wahre Pest. Sie wollen mir noch immer alles kaputtmachen.«
»So schlimm sind sie auch nicht, Emma. Mit der Behandlung von Nutztieren kommt man heutzutage nicht mehr weit. Das Otter House und die Praxis im Talyton Manor brauchen beide ihre Kunden.«
»Man könnte fast glauben, du wärst auf ihrer Seite, Maz«, erwidert Emma verächtlich. »Ich habe Frances gebeten, wieder zurückzukommen. Ist es das, was dir Sorgen macht?«
»Nein, Frances ist gar nicht so übel, wenn man sie erst einmal besser kennt.« Izzy ist das Problem, aber ich weiß nicht, wie ich Emma erklären soll, dass ich mich in ihrer Gegenwart manchmal so unbehaglich fühle. Nach dem, was mit Blueboy und Cadbury passiert ist, vertraut sie mir nicht mehr, und ich weiß nicht, was ich tun soll, um ihr Vertrauen zurückzugewinnen.
»Liegt es am Geld? Ich weiß, als Partner ins Otter House einzusteigen, ist, finanziell gesehen, im Moment nicht gerade reizvoll, doch das ist meine Schuld. Ich wollte, dass die Praxis perfekt ist, und ich habe zu viel Geld in die Einrichtung investiert. Trotzdem bin ich mir sicher, dass wir das wieder hinkriegen.«
»Wie es aussieht, hast du im Moment nicht einmal genug Kunden, um allein davon leben zu können.«
»Die kommen schon wieder zurück«, erwidert sie, »und es ziehen immer mehr Familien nach Talyton.«
»Allerdings kommen sie nur deinetwegen zurück, Em. Sie wollen ihre Tiere lieber von dir behandeln lassen, weil sie mir nicht vertrauen.«
»Was ist mit Ally und Mr Brown? Von denen habe ich keine Klagen gehört.«
»Ich weiß, aber …« Ich verstumme, als Emma mir ins Wort fällt.
»Die Menschen hier sind durchaus in der Lage, sich selbst eine Meinung zu bilden. Sie wissen, dass du bei Cheryls Kater etwas übers Ziel hinausgeschossen bist, doch sie wissen auch, dass Cheryl ein boshaftes Klatschmaul sein kann. Sie wissen, dass Cadbury gestorben ist, nachdem du ihn operiert hast, aber sie verstehen, dass so etwas eben manchmal passiert. Sie sind nicht nachtragend, und ich wünschte, du würdest aufhören, immer alles schwarzzumalen, und stattdessen auch einmal die guten Seiten sehen. Du hast Clive Taylor durch eine schwere Zeit hindurchgeholfen, als Robbie eingeschläfert werden musste, und du hast Glorias Tiere gerettet …« Emma stockt, dann sieht sie mich mit einem belustigten Funkeln in den Augen an. »Ich sollte lieber nicht anfangen, dich herumzukommandieren, sonst kann ich dich wohl nie davon überzeugen, mit mir zusammenzuarbeiten, was?«
»Das Essen ist fertig«, ruft Ben und unterbricht unser Gespräch. Emma geht ins Haus, um eine
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