Stadt, Land, Kuss
Anstrengung und der Sonne gerötet, und er ist nicht so groß, wie ich auf den ersten Blick gedacht hatte. Ungefähr gleich groß wie ich.
Izzy klatscht und jubelt, als Nigel Chris zum Sieger erklärt. Auch vom zentralen Wettkampfplatz dringt undeutliches Gejohle herüber.
»Ich könnte eine Krankenschwester gebrauchen, Izzy.« Chris springt von der Bühne und sieht sie sehnsüchtig an. »Um mir meinen armen Rücken einzureiben.«
»Oh nein, das geht auf gar keinen Fall.« Izzy wird knallrot, und ich frage mich, ob ihre Probleme bei der Suche nach Mr Right nicht daher kommen, dass sie in Gegenwart von Männern viel zu schüchtern ist. »Chris, das ist Maz, die Tierärtzin aus dem Otter House. Du weißt schon, Emmas Vertretung.«
»Hallo, Maz.« Chris lächelt. »Ich würde Ihnen ja gern die Hand geben, aber …«, fügt er mit einem Blick auf seine schmutzigen Finger hinzu.
»Schon gut«, sage ich und weiche ein Stückchen zurück. »Danke für Ihre Hilfe bei der Fassadenreinigung.«
»Keine Ursache«, antwortet Chris. »Es tut mir leid, dass ich den Putz teilweise mit runtergespült habe.«
»Das lässt sich bestimmt wieder in Ordnung bringen«, sage ich.
»Es muss auf jeden Fall repariert werden, ehe Emma zurückkommt. Ich will nicht, dass sie den Eindruck gewinnt, wir hätten uns nicht richtig ums Otter House gekümmert«, meint Izzy und sieht mich dabei mit einem Ausdruck an, der mir bewusst macht, dass sie noch immer kein großes Vertrauen zu mir hat. »Ach, Chris«, wechselt sie das Thema, »ich habe mich gefragt, ob ich dich wohl um etwas bitten könnte. Du würdest mir damit einen riesigen Gefallen tun.«
»Du weißt doch, dass ich alles für dich tun würde«, antwortet Chris leichthin.
»Wir haben einen Hund in der Praxis, einen Border-Collie-Welpen, der ein neues Zuhause sucht.«
»Ich könnte tatsächlich einen neuen Hund gebrauchen. Meg wird langsam zu alt zum Schafehüten. Alex hat ihr Tabletten gegen ihre Arthritis gegeben, aber sie wird schnell müde.« Chris kratzt sich die blonden Bartstoppeln und hinterlässt dabei rote Striemen auf seiner Haut. »Ich kann ja bei Gelegenheit in der Praxis vorbeikommen und mir den Welpen anschauen.«
»Oder ich bringe ihn zu dir auf den Hof«, schlägt Izzy vor.
»Gib mir einfach deine Nummer«, sagt er. »Ich melde mich.« Er tippt Izzys Nummer in sein Handy und verabschiedet sich von uns. »Ich muss jetzt los. Stewart und ich laden die Schafe auf den LKW, damit ich sie zum Hof zurückbringen kann.«
Izzy sieht enttäuscht aus. »Und was ist mit Ihnen, Maz?«
»Ich war gerade auf dem Heimweg«, antworte ich und beschließe, das Gespräch über den Scheck zu verschieben, bis ich Nigel bei der Arbeit wiedersehe. Er soll Dienstag oder Mittwoch wieder in die Praxis kommen – ich weiß nicht genau, wann. Er scheint seine wöchentlichen Arbeitszeiten ziemlich eigenmächtig festzulegen, je nachdem, was er sonst noch für Verpflichtungen hat. Er betreibt einen Computernotdienst und lernt gerade angeln – und wie es scheint auch Morristanz.
»Nein, nein, Sie müssen noch bleiben«, entgegnet Izzy. »Kommen Sie schon, feiern Sie mit uns.«
Wahrscheinlich würde ich in Izzys Ansehen noch tiefer sinken, wenn ich es nicht tue, also beschließe ich zu bleiben. Sie scheint sich darüber zu freuen.
»Man weiß nie, wen man noch alles trifft«, sagt sie fröhlich.
Offensichtlich ist heute der Tag der alten Bekanntschaften. Im Bierzelt stellt Izzy mich dem großen, kahl geschorenen Mann vor, der hinter der provisorischen Theke steht. Er trägt Hemd und Krawatte und kommt mir vage bekannt vor.
»Das ist Clive – wissen Sie noch?«, fragt Izzy. »Sie und Emma haben Robbie operiert, als Sie übers Wochenende hier waren. Clive, das ist Maz.«
»Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, Ihnen dafür zu danken, dass Sie mitgeholfen haben, dem alten Jungen das Leben zu retten.« Er sieht über die Schulter zu Robbie, seinem Schäferhund, hinüber, der auf einem Schaffell liegt und abwechselnd hechelt und schlabbernd das Maul in einen Wassernapf hält. Ein paar Hundekuchen liegen unberührt daneben. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn noch einmal mit nach Hause nehmen könnte. Ach übrigens, Sie könnten nicht vielleicht mal kurz nach ihm sehen?«, bittet Clive. »Dann gehen die Getränke natürlich aufs Haus.«
Warum nicht? Ich habe noch nie einen Patienten im Bierzelt untersucht. »Was fehlt ihm denn?«
»Er hat morgens Mühe beim Aufstehen.« Clive lächelt,
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