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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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gewusst hätte, dass er hier sein würde, hätte ich mich darauf vorbereiten können. Er tritt auf die Bühne.
    Ich versuche, nur auf den Vortrag zu achten, nicht auf den Redner. Es wird immer stickiger, und die Luft füllt sich mit dem Geruch von Desinfektionsmittel, Meerrettich und Alkohol. Während Mike über Belastungsintoleranz und Kreislaufkollaps doziert, sitzt Alex mit geschlossenen Augen neben mir. Das Kinn ist ihm auf die Brust gesunken, und er schnarcht leise vor sich hin. Als Mike seinen Vortrag beendet, stoße ich Alex leicht an, woraufhin er aufschreckt und mich mit seinen sanften, dunklen Augen ansieht. Ein zarter Schauer rinnt über meinen Rücken. Dann gähnt er.
    »Langweile ich Sie?«, frage ich leise.
    Er schüttelt den Kopf. »Sie nicht, aber der Kerl da vorne.«
    »Pst!«, mahne ich, doch es ist unwahrscheinlich, dass Mike ihn hört, denn die eine Hälfte des Publikums klatscht, während die andere schon aufsteht, um mit den Gratiskugelschreibern und der Teilnahmebestätigung nach draußen zu verschwinden.
    Alex steht auf und streckt seinen großen, straffen Körper. Dabei rutscht ihm das Hemd aus der Jeans, und für einen Moment sehe ich einen Streifen seines muskulösen Bauchs.
    »Sie gehören dringend ins Bett«, sage ich, und als mir gleich darauf klar wird, dass die Formulierung vielleicht nicht ganz glücklich war, füge ich hinzu: »So wie Sie aussehen, meine ich.« Alex legt den Kopf schief und grinst. Warum kommt es mir nur immer so vor, als lachte er mich aus? »Mir macht es nichts aus, gleich zu fahren, wenn Sie nach Hause wollen.« Ehrlich gesagt würde ich am liebsten sofort aufbrechen. Je länger wir hierbleiben, umso größer ist die Chance, dass ich Mike über den Weg laufe.
    »Ich habe Eloise versprochen, noch kurz etwas mit ihr zu besprechen, ehe wir fahren«, meint Alex, verschwindet in Richtung Bar und lässt mich allein zurück. Ich schließe mich den übrigen Zuhörern an, die aus dem Saal strömen, und hoffe, in der Menge unterzugehen, aber als ich die Tür schon fast erreicht habe, höre ich hinter mir eine Stimme, die meinen Namen ruft.
    »Hey, Maz, du bist es ja wirklich …«
    Widerstrebend drehe ich mich um.
    »Hallo, Mike«, sage ich.
    »Ich war mir erst nicht sicher …« Er mustert mich von Kopf bis Fuß, und ich frage mich, wie er sich nicht sicher sein konnte. Er hat mit mir zusammengewohnt, er hat mich nackt gesehen.
    Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, dass er es war. Er sieht gut aus in seinem karierten Hemd mit Krawatte, der Cordhose und den blank geputzten Schuhen, doch seine Kopfhaut schimmert rosa durch das schütter werdende Haar. Das Alter holt ihn ein, und es ist nicht gerade gnädig.
    »Das war ein … äh … toller Vortrag«, meine ich. »Sehr lehrreich.«
    »Danke«, antwortet er. »Wie geht’s dir?«
    »Oh, ganz gut.«
    »Wie lange musst du noch hierbleiben?«
    »Bis Ben und Emma aus ihrem Urlaub zurückkommen. Na ja, Urlaub ist etwas untertrieben. Sie machen eine sechsmonatige Weltreise.« Ich rede einfach drauflos und suche verzweifelt nach einer Ausrede, um mich von ihm loszueisen. »Ein verspätetes Auslandsjahr, wenn du so willst, nur mit Geld und Stil und ohne den Rucksack. Was gibt es Neues bei Crossways?«
    »Janine ist schwanger«, antwortet er beiläufig.
    »Ach ja. Schön.« Seiner selbstzufriedenen Miene nach zu urteilen scheint er sich darüber zu freuen. Mir kommt ein Vorfall in den Sinn, der sich ereignete, kurz nachdem wir zusammengezogen waren. Ich hatte ihm gesagt, dass ich mir vorstellen könnte, ewig so mit ihm zusammenzuleben, nur wir beide. »Wir beide und ein Baby. Ein kleines Mädchen mit deinen blonden Haaren«, ergänzte er, und ich antwortete: »Nein, keine Kinder.« Wir lagen im Bett, und ich erinnere mich, wie seine Hand, die gerade noch meinen Schenkel gestreichelt hatte, plötzlich zu erstarren schien und er sich von mir wegrollte.
    »Warum denn nicht?«, fragte er, und ich versuchte ihm zu erklären, wie es damals gewesen war, als ich mich um meinen kleinen Bruder hatte kümmern müssen. Obwohl ich den Jungen abgöttisch liebte, wusste ich, wie schwierig es war, ein kleines Kind ständig zu beschäftigen und aus allem Ärger rauszuhalten. Ich wusste, dass ich keine eigenen Kinder wollte. Ein umwerfender Freund und eine tolle Karriere – das reichte mir.
    »Gratuliere«, sage ich.
    Mike nickt. »Ich sollte noch schnell zu Eloise rübergehen und mich von ihr verabschieden. Ich muss einen Aufsatz umschreiben –

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