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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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Antwort nicht ab, sondern setzt gleich hinzu: »Ich habe gehört, Sie haben Blueboy einen Kurzhaarschnitt verpasst. Cheryl hat meinen Vater gerufen, damit er seine posttraumatische Belastungsstörung behandelt. «
    »Das hat mir gerade noch gefehlt.« Stöhnend schrumpfe ich in meinem Sitz zusammen. Jetzt stehe ich vor Alex Fox-Gifford wie ein kompletter Trottel da.
    »Keine Angst, Maz. Er hat ihr gesagt, sie soll sich gefälligst zusammenreißen.« Alex bremst kurz ab. »Ziehen Sie den Bauch ein.«
    »Wie bitte?«
    »Das sage ich immer zu meinen Kindern. Wir kommen gleich an die gewölbte Brücke von Balls Cross – ein Wahrzeichen dieser Gegend. Sie mögen es, wenn ich schnell darüberfahre.«
    »Ach so. Aber doch nicht zu schnell, hoffe ich.«
    »Na gut, Ihnen zuliebe fahre ich etwas langsamer – aber nicht zu langsam. Es gibt eine Legende, die besagt, dass jeder, der Schlag Mitternacht über die Brücke fährt, von den Haarigen Händen von Talyton erwürgt wird.«
    Die blühenden Hecken liegen im sanften Sommerlicht da, und es fällt mir schwer, an einem so schönen Abend an böse Zauberei zu glauben.
    Unwillkürlich muss ich lachen. »Das klingt wie Warzen wegbeten. Sie müssen die Strecke doch schon Hunderte Mal gefahren sein.«
    »Ja, aber niemals Schlag zwölf.« Er verstellt den Rückspiegel, als suchte er nach diesen monströsen, behaarten Händen, und fährt weiter, bis wir auf die Hauptstraße kommen, die uns in ein Gewerbegebiet am Rand von Exeter führt. Dort biegen wir ab, folgen der Beschilderung zu einem Konferenzzentrum und parken.
    In der Lobby sieht es aus, als wären die Vandalen eingefallen: Die strahlend weißen Tischdecken sind mit umgefallenen Weingläsern und leeren Tabletts übersät, auf denen nur noch ein paar Krümel und durchweichte Kressebüschel übrig sind.
    »Keine Panik, Alex.« Eine Frau in dunkelgrünem Seidenkleid und dazu passenden hochhackigen Schuhen gleitet wie ein menschenfressendes Krokodil auf uns zu. Ihr Deckhaar hat die gleiche Farbe wie das Fell eines hellen Labradors, darunter ist es schokoladenbraun. Sie schnippt mit den Fingern. »Komm mit. Ich habe dir etwas aufgehoben.«
    »Eloise, du bist ein Engel.« Alex küsst sie auf beide Wangen, wie wenn sie nur gute Freunde wären, aber vielleicht bleiben sie ja in der Öffentlichkeit auf Distanz. Meine Brust zieht sich unvermittelt vor Neid zusammen. Alex ist aufmerksam, Eloise schaut mit ihren großen blauen Augen liebevoll zu ihm auf, und ihre Hand schwebt in der Luft, als wollte sie gleich nach seinem Arm greifen.
    »Das ist Maz«, sagt Alex, und Eloise dreht sich zu mir um. Dabei berührt sie kurz die goldene Kette an ihrem langen, schlanken Hals.
    »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen«, erwidert sie. »Ich wurde dazu verdonnert, diesen Sponsorenabend zu organisieren.« Sie lacht unbeschwert.
    »Und ich bin die Tierarztvertretung im Otter House«, antworte ich. Frances hatte recht – Alex’ Freundin ist nicht nur schön, sondern auch glamourös.
    »Wie mutig von Ihnen, hier mit Alex aufzutauchen«, entgegnet Eloise. »Emma würde sich nie im Leben öffentlich mit der Konkurrenz sehen lassen.«
    »Komm schon, Eloise, du weißt, ich beiße nicht«, meint Alex. »Mein Vater ist der alte Brummbär. Ich gebe ja zu, dass ich nicht gerade begeistert war, als Emma im Otter House ihre Praxis eröffnet hat, doch ich habe erkannt, dass es durchaus von Vorteil sein kann, eine zweite Praxis vor der Haustür zu haben.« Verschmitzt legt er den Kopf auf die Seite. »Und sei es nur, um unsere schwierigen Patienten zu entsorgen.«
    Ich denke an Cheryl und Mr Brown und lächele schmerzlich.
    »Ich habe Gerüchte über das Otter House gehört«, sagt Eloise heimtückisch. »Die Großhändler sollen ihre Lieferungen eingestellt haben.«
    »Oh, das ist längst geklärt«, gebe ich zurück und bemühe mich um Geistesgegenwart. »Es war alles bloß ein Missverständnis.«
    »Ich habe auch gehört, die Praxis stünde kurz vor der Pleite, weil Emma sich übernommen hat und es nicht genug Tierhalter gibt, die bereit sind, ihre überhöhten Preise zu zahlen …« Eloise zieht ihre perfekt geformten Augenbrauen hoch und wartet auf eine Antwort, während Alex höflich mit seinem Handy herumspielt und so tut, als hätte er nichts gehört.
    »Ach, das sind nur Gerüchte«, versuche ich abzuwiegeln, aber ihre Bemerkung ist wie eine riesige Zecke, die sich in meine Haut bohrt und mein Blut aussaugt – und in gleichem Maße auch mein

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