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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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Selbstbewusstsein.
    »Meine Informationen stammen aus mehr als einer Quelle. Ich besuche viele Tierarztpraxen in der Gegend«, beharrt Eloise.
    Ich ringe mir ein Lächeln ab. »Das ist doch nur der übliche Neid unter Kollegen. So etwas finden Sie in allen Berufen.«
    Eloise wirkt nicht überzeugt, aber ehe sie noch etwas sagen kann, mischt sich Alex ein.
    »Niemand nimmt sich eine Vertretung, wenn er es sich nicht leisten kann«, sagt er, während er sein Handy wieder in die Tasche steckt. »Das ist der Grund, warum ich nie in Urlaub fahre.«
    »Nein, das liegt daran, dass dein Vater zu geizig dafür ist, nicht weil ihr euch keine Vertretung leisten könntet«, scherzt Eloise. Alex lächelt erneut, und ich bin ihm dankbar für den Themenwechsel. Eloise wirft einen Blick auf ihre Rolex, und ich frage mich, ob Alex sie ihr geschenkt hat. »Ich fürchte, ich muss los. Ich muss meinen Zeitplan einhalten, wenn dieser Vortrag pünktlich um acht anfangen soll.«
    »Wo sind denn unsere Reste?«, fragt Alex.
    »Den Flur runter und dann links.« Eloise berührt kurz seinen Arm. »Wir sehen uns später.«
    »Wie finden Sie Eloise?«, fragt Alex auf dem Weg zu unserem Essen. »Was ist Ihr erster Eindruck?«
    »Sie wirkt sehr tüchtig. Und charmant«, antworte ich und achte sorgfältig auf meine Wortwahl. Ich möchte Alex nicht beleidigen, indem ich mich unfreundlich über seine Freundin äußere. Sie macht auf mich einen eher schroffen Eindruck, aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass sie in mir eine Bedrohung sieht, was natürlich vollkommen lächerlich ist.
    In einem Seitenflur, der zur Küche führt, entdecken wir einen Tisch mit Getränken und Sandwiches.
    Ich rühre sie nicht an, denn sie sind alle mit Fleisch belegt, und außerdem bekäme ich ohnehin keinen Bissen hinunter aus lauter Sorge, dass an dem, was Eloise gesagt hat, etwas Wahres sein könnte. Stattdessen greife ich nach einem Glas Wein.
    »Sagen Sie bloß nicht, Sie sind auf Diät.« Alex beißt herzhaft in ein Rindfleischsandwich.
    »Nein …« Es gefällt mir nicht, wie sein Blick über meinen Körper wandert.
    »Ach, jetzt fällt es mir wieder ein – Sie sind ja Vegetarierin. Mein Vater hat es mir schon ein paar Mal erzählt. Ich glaube nicht, dass er Ihre ethischen Grundsätze gutheißt. Wir hätten nicht mehr viele Patienten, wenn alle Leute plötzlich Vegetarier würden.« Er schenkt sich ein Glas Orangensaft ein. »Dann essen Sie also definitiv keine Pferde?«
    »Pferde?« Ich weiche zwei Schritte zurück.
    »Ich gebe zu, Dads alte Jagdpferde sind manchmal etwas zäh …« Alex grinst erneut. »Sie sollten Ihr Gesicht sehen. Natürlich essen wir sie nicht. Wir geben ihnen das Gnadenbrot, und ich kreuze immer das ›Nicht für den menschlichen Verzehr geeignet‹-Kästchen in ihren Papieren an. So bin ich erzogen worden – ich glaube, meine Mutter hätte mich mehr geliebt, wenn ich mit braunem Fell und vier langen, schlaksigen Beinen geboren worden wäre.«
    Zehn Minuten später lassen wir uns auf zwei Plätzen im hinteren Teil des Konferenzsaals nieder. Eloise kommt auf die Bühne, verstellt die Lampe am Rednerpult und wendet sich schließlich dem aus vierzig, vielleicht fünfzig Personen bestehenden Publikum zu.
    »Ich möchte Sie ganz herzlich zu unserem heutigen Vortrag über die neuesten Behandlungsmethoden von Herzinsuffizienz begrüßen«, sagt sie. »Leider ist unser ursprünglich angekündigter Redner verhindert. Aber keine Sorge, wir haben für eine würdige Vertretung gesorgt.« Sie macht eine kleine Kunstpause, und ein Schatten tritt aus dem dunklen Gang neben der Bühne. »Darf ich um Applaus bitten für …«
    Eloise braucht ihn nicht vorzustellen. Ich weiß, wer es ist. Ich erkenne ihn an seinem Gang, an der Neigung seiner Schultern, und dann, als er ins Licht tritt, an seinem gewellten Haar und dem kantigen Kiefer.
    »… Dr. Mike Schofield.«
    Sein Blick schweift durch den Saal. Ich rutsche in meinem Sitz nach unten und verstecke mich hinter der Person in der Reihe vor mir.
    »Sehen Sie genug?«, fragt Alex leise.
    »Ja, alles bestens.« Das ist glatt gelogen. Es geht mir miserabel. Tatsächlich könnte der Vortrag für mich zu spät kommen – mein Herz droht zu versagen, als Erinnerungen an die Zeit mit Mike im Schnelldurchlauf durch meinen Kopf schießen.
    Mir wird übel, und ich bin wieder genauso wütend, genauso verletzt wie damals. Das ist der Schock. Ich hatte nicht erwartet, ihn zu sehen, seine Stimme zu hören. Wenn ich

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