Stadt, Land, Kuss
Ahnung, was er machen soll.«
»Ich dachte, dieser Instinkt sei ihnen angeboren.«
»Das dachte ich auch.« Izzy und ich nehmen Tripod mit in den Aufenthaltsraum, damit er ein bisschen herumspazieren und seine verbliebenen drei Beine strecken kann, während wir eine Teepause einlegen. Auch Miff ist da – ich muss vergessen haben, sie oben in der Wohnung einzusperren. Als sie Tripod sieht, kommt sie schwanzwedelnd angelaufen. Tripod macht einen Buckel und faucht sie an. Miff weicht zurück, macht dann jedoch wieder kehrt, und Tripod beschließt, sicherheitshalber auf die Armlehne des Sofas hinaufzuklettern, wobei er Fäden aus dem Chenillebezug zieht. Oben angekommen macht er es sich gemütlich und beobachtet uns blinzelnd.
»Bis jetzt hat sich kein Besitzer bei uns gemeldet«, sagt Izzy.
»Aber zu den Fox-Giffords kann er nicht«, erwidere ich hastig. »Sie wollen ihn nicht haben, und selbst wenn, würde ich sie nicht mehr in seine Nähe lassen.«
»Dann wird er wohl als Praxiskatze im Otter House bleiben müssen. Das wird Emma nicht gefallen, aber wir können ihn doch nach allem, was er durchgemacht hat, nicht einfach rauswerfen.«
»Ich hatte nicht vor, ihn rauszuwerfen.«
»Wir müssen eine Katzenklappe einbauen.«
»Wo soll er … ich meine, wo würde er denn schlafen, falls er tatsächlich hierbleibt?«
Izzy sieht mich an, als käme ich vom Mars. »Oben in der Wohnung, natürlich.«
»Dann braucht er ja auch noch einen Treppenlift!« Izzy lacht, doch mir wird plötzlich klar, dass sie redet, wie wenn die Praxis für alle Zeiten weiterbestehen würde. Ich sehe, wie sie Tripod lächelnd unter dem Kinn krault. Ich frage mich gerade, wie viel sie weiß, als ihr Lächeln unvermittelt erlischt und sie mich ernst anschaut.
»Nigel hat mir von dem Problem mit den Geschäftsbüchern erzählt.« Sie zögert. »Ich dachte mir schon, dass es Schwierigkeiten gab. Emma war nicht sie selbst in letzter Zeit, so als ließe ihr irgendetwas keine Ruhe. Ich dachte, sie hätte vielleicht mit Ihnen darüber gesprochen …«
»Ich wünschte, das hätte sie.« Ich mag keine halben Wahrheiten oder Lügen, aber ich möchte auch Emmas Vertrauen nicht missbrauchen. Wahrscheinlich kommen die Probleme der Praxis auch daher, dass sie nicht schwanger wurde. Das hat sie einfach viel zu sehr beschäftigt.
»Mit mir wollte sie nicht reden. Sie hat immer behauptet, alles sei in Ordnung.« Izzy seufzt. »Die Praxis muss überleben – ich kann es mir nicht leisten, meinen Job zu verlieren.«
Das Telefon klingelt, und ich strecke die Hand aus, um ranzugehen. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Ich werde die Praxis offen halten, koste es, was es wolle.« Ich weiß noch nicht genau, wie das gehen soll, doch ich arbeite an einem Plan. »Was ist los, Frances?«
»Hier ist ein Mann für Sie.« Frances’ Stimme klingt etwas atemlos.
»Ich brauche keinen Mann«, erwidere ich flapsig. »Schicken Sie ihn weg.«
»Es ist der junge Mr Fox-Gifford.«
»Wenn das so ist, schicken Sie ihn rein«, sage ich. »Es ist Alex«, füge ich, an Izzy gewandt, hinzu. »Der kann sich auf etwas gefasst machen.«
»Dann werde ich mal lieber gehen«, meint Izzy.
»Nein, bleiben Sie hier«, halte ich sie auf. Falls Izzy noch immer Zweifel hat, wem meine Loyalität gilt, will ich es ihr beweisen.
»Hallo, Maz. Izzy. Ist der Kaffee schon durchgelaufen? « Lächelnd taucht Alex im Türrahmen auf. Izzy geht zur Kaffeemaschine hinüber, um Wasser nachzufüllen.
»Nicht nötig, Izzy«, gebe ich zurück. »Er geht gleich wieder.«
Alex runzelt die Stirn. Dann klingelt sein Handy. »Hallo? Am Apparat. Wie geht’s Satan?« Er lauscht. »Ich komme heute Abend noch mal vorbei und sehe nach ihm. Ja, klingt ganz so, als hätten wir ihm den Teufel wieder eingetrieben.« Alex lacht. »Ciao, Eloise.«
»Tut mir leid, Maz«, sagt er. »Ich musste rangehen, falls es ein Notfall gewesen wäre, aber das kennen Sie ja …« Er zögert. »Komme ich ungelegen?«
»Sie sind hier nicht willkommen«, antworte ich.
»Aber ich dachte …«
»Da haben Sie falsch gedacht«, entgegne ich kurz angebunden. »Sie haben mir vorgegaukelt, dass Sie mit mir befreundet sein wollen, aber ich wette, jetzt sind Sie bloß hier, um Ihre Schadenfreude zu genießen. Ach, tun Sie doch nicht so, als wüssten Sie nicht, wovon ich rede. Ihr Vater. Im Radio. Ich habe noch nie etwas so Unprofessionelles gehört. Das war einfach erbärmlich.«
»Es tut mir leid.« Alex läuft rot an. »Ich habe
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