Stadt, Land, Kuss
soll ich es wirklich gestehen? – Sehnsucht und Neid zusammen.
»Sie sieht wütend aus«, sage ich zögernd.
Lynsey lächelt. »Ganz die Mutter.«
Ich lege eine Hand auf ihren Arm. »Herzlichen Glückwunsch. «
Plötzlich fallen mir der Bauunternehmer und sein Hund wieder ein, und ich gehe hastig nach vorn an den Empfang.
»Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Ist das ihr Pickup da draußen auf der Straße?« Ich schaue zwischen den Gerüststangen vor dem Fenster hindurch. Der Krankenwagen fährt los, gefolgt von Stewarts Traktor. Cadbury steht neben Stewart in der Kabine, und seine Ohren flattern im Wind.
»Ja, der gehört mir.« Er steht auf, stellt sich vor und gibt mir eine Karte mit der Aufschrift: DJ Appleyard & Co. Bauunternehmen – Wir versprechen nichts, was wir nicht halten können . »Ich habe Magic mit reingebracht. Bei der Hitze wollte ich sie nicht draußen im Wagen lassen. «
»Wissen Sie, dass Sie auf einer doppelten gelben Linie parken?«, frage ich besorgt. Aus leidvoller Londoner Erfahrung weiß ich, dass Parkkontrolleure ständig auf der Lauer liegen und nur darauf warten, innerhalb von Sekunden einen Strafzettel an die Windschutzscheibe zu klemmen.
»Machen Sie sich darüber mal keine Sorgen, Liebes. Hier müssen Sie schon mindestens zwei Tage dastehen, ehe es überhaupt jemandem auffällt.« DJ grinst. Seine Zähne haben Nikotinflecken, und ein nervöser Tick im rechten Augenlid lässt ihn aussehen, als würde er die ganze Zeit zwinkern. »Hier geht das alles etwas langsamer. «
»Oh, na gut. Dann zeige ich Ihnen jetzt den Schaden«, sage ich, und er folgt mir im Schneckentempo vors Haus. Ich frage mich, ob auch der Stoffwechsel langsamer wird, je länger man in Talyton lebt. Manchen Menschen mag das gefallen, aber mich macht es wahnsinnig.
»Wie viel wird die Reparatur kosten?«, frage ich schließlich, als DJ grübelnd auf seinem Kaugummi herumkaut wie eine wiederkäuende Kuh. »Ich brauche eine grobe Schätzung für die Versicherung.«
Er lässt den Blick über die Fassade des Otter House und die tiefen Narben im Putz wandern. »So viel, wie es eben kostet«, antwortet er.
»Und wie lange wird das dauern? Ungefähr?«
»Gut Ding will Weile haben, Liebes.« Er sieht mich an und zwinkert erneut. »So lange, wie es eben dauert.«
»Feiern Sie mit uns?« Izzy winkt mit einer fettigen Papiertüte in unsere Richtung. »Wir stoßen mit einer Runde Doughnuts und Tee auf das Baby an.«
»Ich kann nicht, ich muss weiter«, entgegnet DJ.
»Aber Sie kommen doch wieder?« Ich spiele mit dem Gedanken, ihn zu kidnappen und in einen Käfig zu sperren, bis er einwilligt, sofort mit der Arbeit anzufangen.
»Sicher.«
»Wann genau?«
»Morgen. Vielleicht am Montag. Auf jeden Fall vor Ende nächster Woche.« Er kneift die Augen zusammen und schaut zum Himmel auf. »Die Federwolken da oben – das könnte Regen bedeuten. Dann verzögert sich alles um ein paar Tage, aber machen Sie sich keine Sorgen, ich bin fertig, ehe Ihre Freundin zurückkommt. Wussten Sie, dass wir auch das Talymill Inn umgebaut haben? Ich habe Clive gesagt, meine Mannschaft hätte die Mühle rechtzeitig zur Eröffnung fertig, und so war es auch. Vertrauen Sie mir. Ich komme, sobald ich kann.«
Wir besiegeln unsere Abmachung mit einem Handschlag. Was bleibt mir auch anderes übrig? Ich sehe ihm nach, als er mit seinem Hund im Schlepptau davonmarschiert, und gehe anschließend zu Izzy und Frances in den Aufenthaltsraum.
»So, alles wieder blitzblank«, meint Frances. »Kein Mensch würde vermuten, dass das hier gerade noch ein Kreißsaal war, was?«
»Danke, Frances.« Ich kann sie doch jetzt nicht entlassen. »Sie waren wunderbar.«
»Ich habe meiner Schwiegertochter bei Rubys Geburt geholfen«, sagt sie errötend. »Unentbehrlich ist mein zweiter Vorname.«
»Ich weiß wirklich nicht, wie wir das ohne Sie überstanden hätten.«
»Chris hätte gewusst, was zu tun ist.« Izzy sieht aus dem Fenster. »Ich darf ihm nächstes Frühjahr beim Lammen helfen.«
»Ich habe noch nie ein Schaf nach einer Periduralanästhesie rufen hören«, entgegne ich.
»Oder dass sie den Bock erschießen wird, da er sie in diese Lage gebracht hat«, ergänzt Frances. »Meine Güte, war das ein aufregender Tag – ich liebe Krisen.«
»Ich hoffe, davon stehen uns nicht noch mehr bevor.« Izzy, die gerade Milch in die drei Teetassen rührt, sieht auf. »Übrigens, Maz, ehe ich es vergesse, es wird Zeit für Tripods zweite Impfrunde. Er
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