Stadt, Land, Kuss
schläft in der Waschküche auf einem Stapel frischer Unterlagen, falls Sie das gleich erledigen wollen. Und ich habe Cadburys Blutprobe gesucht, um sie wegzuschicken, aber ich konnte sie nirgends finden.«
»Weil ich bei der ganzen Aufregung vergessen habe, ihm welches abzunehmen.« Ich fluche innerlich, und Izzy starrt mich an, als hielte sie mich für völlig inkompetent. »Ich nehme die Probe, wenn er morgen wiederkommt. Ein Tag Aufschub wird ihm schon nicht schaden.«
Izzy verteilt den Tee und die Doughnuts. Frances nimmt den mit dem Loch – wegen der Figur, wie sie sagt.
»Auf dem Weg zum Bäcker ist mir aufgefallen, dass die Plakate nicht mehr am Fenster des Copper Kettle hängen«, sagt Izzy. »Cheryl muss sie abgenommen haben.«
»Aber sicher nicht aus Rücksicht auf Sie, Maz«, bemerkt Frances. »Sie wollte wahrscheinlich nicht, dass ihre Gäste vom Gedanken an unschöne Vorgänge und Katzenhaare in den Scones abgeschreckt werden.«
»So wie hier.« Ich pflücke ein Haar aus meinem Tee – vermutlich von Tripod, das gehört zu den Nebenwirkungen einer Praxiskatze.
»Ich frage mich, wann Emma und Ben wohl eine Familie gründen. Sie opfert ihre ganze Zeit der Praxis«, meint Izzy. »Hoffentlich bereut sie es später nicht, wenn sie jetzt auf Kinder verzichtet.«
»Bereuen Sie es denn?«, fragt Frances ziemlich taktlos.
»Es gab eine kurze Phase, als ich vierzig geworden bin, doch dann dachte ich, was soll’s. Es war mir eben nicht bestimmt.«
Ich beiße in meinen Doughnut und weiche den Blicken der anderen aus. Lynseys Baby hat mich zum ersten Mal das Ticken meiner biologischen Uhr hören lassen. Bis jetzt wusste ich nicht einmal, dass ich eine habe.
»Arme Lynsey«, fährt Frances fort. »Erst die Wehen und die Demütigung durch ihren treulosen Mann – aber ich habe ja schon immer gesagt, der Kerl bringt nur Ärger –, und jetzt werden ihr auch noch die Hormone zu schaffen machen.«
»Ja, armes Ding«, stimmt Izzy ihr zu.
Ich beteilige mich nicht an ihrem Gespräch. Es gibt nur eines, was schlimmer ist, als seine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit zu waschen: wenn andere das für einen erledigen.
Ich sehe zu Frances hinüber, die uns gerade Tee nachschenkt. Sie gehört einfach ins Otter House. Sie ist Teil der Einrichtung, wie ein leicht abgewetztes, aber farbenfrohes Sofa. Ich kann sie mir nicht mehr an einem anderen Arbeitsplatz vorstellen, und dass die Fox-Giffords ihr ihren früheren Job wiedergeben, ist kaum zu erwarten. Allerdings wäre ich ohne diese grässlichen Fox-Giffords gar nicht erst in dieser Notlage.
»Frances«, setze ich an. Ich denke an den Tag zurück, an dem Mike mir nahelegte, freiwillig zu kündigen und Crossways zu verlassen, und meine Handflächen werden feucht. Das war einer der schlimmsten Tage in meinem Leben, denn obwohl ich wusste, dass persönliche Gründe dahintersteckten, dachte ich unwillkürlich, er hätte bestimmt einen Weg gefunden, mich zu behalten, wenn er wirklich der Überzeugung gewesen wäre, dass ich es in meinem Beruf zu etwas gebracht hätte.
»Ja, Maz?«, fragt Frances.
»Ach, nichts.« Ich will ihr nicht das Wochenende verderben, sondern nehme mir vor, ihr die schlechte Nachricht gleich als Erstes am Montagmorgen mitzuteilen. »Das hat Zeit.«
13
Tod durch Spiderman
»Stewart hat seinen Termin mit Cadbury versäumt. Würden Sie ihn anrufen und ihn bitten, schnellstmöglich einen neuen auszumachen?« Ich drücke mich davor, selbst mit ihm zu sprechen, weil ich mich zum Teil für seinen Ehestreit verantwortlich fühle. Ich hätte vorsichtiger sein sollen. In diesen Slip hätte Lynsey niemals hineingepasst, ganz gleich, wie weit ich meine Fantasie oder den Gummibund gedehnt hätte.
»Für Montag?«, fragt Izzy und greift nach dem Hörer am Empfang, während ich nach dem letzten Patienten der Samstagmorgen-Sprechstunde aufräume.
»Am besten noch heute. Meinetwegen auch morgen – es macht mir nichts aus, die Praxis am Sonntag zu öffnen.« Es ist wichtig, dass er herkommt, vielleicht wichtiger noch für meinen Seelenfrieden als für Cadbury. Die Sorge um den kranken Hund, der Gedanke daran, was Cheryl als Nächstes vorhat, und die Frage, wie ich zusätzliche Kunden in die Praxis locken könnte, zehren an mir. Wenn das noch ein paar Tage so weitergeht, bin ich ein nervliches Wrack. Doch als Izzy Stewart endlich erwischt, ist der auf dem Hof beschäftigt und kann nicht weg. Sein Rinderknecht ist krank, also geht es unmöglich
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