Stadt, Land, Kuss
werden sie ihm bestimmt nicht.« Ich gebe auf. Er würde doch nicht auf mich hören. Er wird meine Meinung ignorieren und die Mittel so oder so kaufen.
»Danke, Maz. Sie waren mir eine große Hilfe.« Er nimmt die Brille wieder ab, und ich seufze innerlich vor Erleichterung, dass seine kurze Frage damit beantwortet ist. Doch meine Erleichterung hält nicht lange an.
»Da wäre noch etwas«, setzt er an.
»Was denn?«
»Ich habe einen Knoten an Pippins Nacken entdeckt.« Er tastet im wuscheligen Fell des Hundes herum. »Ich wollte ihn erst herausziehen, weil ich dachte, es sei eine Zecke. Ah, da ist er. Ich habe die Stelle mit einem Tropfen vom Nagellack meiner Frau markiert, damit ich sie wiederfinde.«
Ich sehe mir den Knoten an. »Das ist eine Warze, Mr Brown, nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Ich kann sie herausschneiden, falls sie Pippin stört.«
»Ach, ich möchte Sie damit nicht behelligen, Maz. Meine Frau und ich haben uns lange darüber unterhalten, und wir wollen nicht, dass Pippin operiert wird.« Er sieht sich im Sprechzimmer um und erschauert, als sähe er Cadburys Geist vor sich. »Wir wollen sein Leben nicht in Gefahr bringen.«
Er vertraut mir nicht mehr. Er hat den Glauben an mich verloren.
»Ich rufe Mrs Wall an – sie wird sie für uns wegbeten«, fährt er fort. »Ich nehme an, Sie verlassen uns wieder, wenn Ihre Kollegin zurückkommt?«
»Ja.« Wenn nicht schon vorher, denke ich, traurig darüber, dass sogar Mr Brown, den ich trotz seiner weitschweifigen Art eigentlich recht sympathisch finde, es offenbar kaum erwarten kann, dass ich wieder abreise. Ich sehe ihm nach, als er mit Pippin das Sprechzimmer verlässt, und mir kommt der Gedanke, dass es hier nichts gibt, für das es sich zu bleiben lohnt. Aus einem unerfindlichen Grund sehe ich plötzlich den zerkratzten, müden Alex mit Tripod im Arm vor mir, und das Bild weigert sich, wieder zu verschwinden.
Je schneller ich Talyton St. George hinter mir lasse und wieder in die Zivilisation zurückkehre, desto besser. Ich werde mein inneres Gleichgewicht wiederfinden und kann mich mit dem Gedanken trösten, dass ich mich nicht zu billig verkauft habe. Ich werde nicht verantwortlich sein für eine weitere Kerbe an Alex Fox-Giffords Bettpfosten, stattdessen bin ich reif für die Heiligsprechung: Sankt Maz, die Ungewollt Tugendhafte.
Später kaufe ich Sandwiches, eine Cola light und eine Packung Kekse mit Vanillecremefüllung im Genossenschaftsladen, wo ich auf Gloria Brambles treffe, die sich gerade in ein Paar fingerlose Handschuhe kämpft, ehe sie mehrere Packungen Tiefkühlfisch in einen Fahrradkorb packt.
»Wie geht es Ginge?«, frage ich sie. »Er müsste allmählich zur Nachuntersuchung kommen, nicht wahr?«
»Ach, ich schiebe das immer wieder vor mir her, er geht doch so ungern in die Transportbox.« Ich vermute, es hat eher damit zu tun, was mit Cadbury passiert ist. »Es scheint ihm schon viel besser zu gehen«, fährt sie fort, »und ich habe noch so viele Tabletten übrig – Sie wissen schon, diejenigen, die ich abgeholt habe, nachdem Sie mich wegen der Resultate der Blutuntersuchung angerufen haben.«
»Geben Sie ihm auch die richtige Dosis?«, frage ich, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass die Tabletten inzwischen aufgebraucht sein müssten.
»Natürlich«, erwidert sie schroff, und aus Angst, sie würde mir gleich einen Stoß mit der Spitze ihres Gehstocks versetzen, den sie quer auf das Band an der Kasse gelegt hat, weiche ich ein Stück zurück. »Ich habe schon länger Katzen, als Sie ein warmes Frühstück bekommen, junge Frau.« Sie lächelt. Dabei verwandeln sich ihre Augen in Schlitze, und ihre Zähne schieben sich nach vorn, sodass sie mich an Albert Steptoe erinnert. »Ich habe gehört, Sie hätten Frances entlassen müssen.«
Ich antworte nicht darauf. Ich mache mir Sorgen um Ginge, und wenn Gloria ihn nicht zu mir bringen will, werde ich wohl oder übel zu ihr fahren müssen.
Auf dem Weg zurück ins Otter House kaufe ich im Zeitschriftenladen eine Zeitung und reihe mich in die Schlange derer ein, die sich mit einem Lotterielos den Weg aus ihrem tristen Alltag erkaufen wollen. Sarah, die Frau hinter dem Tresen, tut so, als würde sie mich nicht kennen. Als ich mit gesenktem Kopf und zutiefst verletzt den Laden verlasse, fange ich zufällig einige Fetzen des Gesprächs zwischen einer Kundin und ihrem Mann auf.
»Geschieht denen ganz recht, so gierig wie die waren … haben die Tierbesitzer
Weitere Kostenlose Bücher