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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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während ich auf den Parkplatz des Talymill Inn einbiege. Ich mag gar nicht daran denken, dass Frances jetzt allein zurechtkommen muss. »Und jetzt hat sie auch mehr Zeit für ihre Enkeltochter.«
    »Wahrscheinlich«, sagt Izzy und löst ihren Sicherheitsgurt, »aber das ist bestimmt nicht dasselbe.«
    Als wir aussteigen, höre ich das unheilvolle Klirren einer Schaufel auf hartem Boden, was mich daran erinnert, warum wir hier sind. Edie führt uns in den privaten Garten hinter dem Pub.
    »Clive, Liebling«, ruft sie über den Rasen zu ihrem Mann hinüber, der mit freiem Oberkörper von uns abgewandt im Schatten eines Baumes steht. »Maz ist da.«
    Er kippt eine Schaufel Erde auf den Haufen neben sich, lässt sein Werkzeug fallen und dreht sich langsam zu uns um. Da erst bemerke ich Robbie, der neben ihm liegt.
    Beim Näherkommen erkenne ich ein knapp einen Meter tiefes und etwa eine Hundelänge langes Loch. Robbie bellt, stützt sich auf die Vorderbeine und versucht aufzustehen, aber die hintere Körperhälfte rutscht kraftlos hinter ihm her. Vor Anstrengung keuchend sackt er wieder zusammen. Er schafft es nur noch, Hilfe suchend zu Clive aufzusehen, dann schaut er mich an, als wüsste er, dass etwas bevorsteht. Als wüsste er, was auf ihn zukommt …
    Ich sage meinen Kunden immer, dass sie wissen werden, wann es so weit ist. Manche denken Tage oder Wochen darüber nach. Manche treffen eine Entscheidung und geraten doch wieder ins Wanken, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem sie sich sicher sind. »Es ist Zeit für ihn zu gehen, Maz«, sagen sie dann, oder: »Tun Sie, was nötig ist, schläfern Sie ihn ein, erlösen Sie ihn von seinem Leiden.« Manchmal sagen sie auch gar nichts.
    Clive sieht mich an. Er hat die Hände gefaltet, seine Schultern hängen, und Schweißperlen laufen ihm über die Stirn.
    »Sind Sie sicher?«, frage ich ruhig.
    »Seine vordere Hälfte ist noch in Ordnung, doch die hintere ist nutzlos geworden. Er liegt in seinen eigenen Exkrementen, er hat seine Würde verloren. Ich ertrage es nicht, ihn noch länger kämpfen zu sehen.« Clive dreht sich zu Edie um.
    »Komm schon, Liebster.« Edie berührt ihn an der Schulter. »Du hast dich entschieden – wir sollten Maz nicht unnötig lange aufhalten …«
    »Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen«, sage ich. Was auch immer passiert ist, das hier soll auf jeden Fall richtig ablaufen.
    Ein Schluchzen entweicht aus Clives Kehle. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
    »Sie müssen nicht hierbleiben …«
    Chris fällt auf die Knie, drückt Robbies Ohren liebevoll an seinen Kopf und vergräbt das Gesicht in seinem Fell. »Ich bleibe«, sagt er leise. »Das bin ich dir schuldig, alter Junge.«
    Izzy und ich setzen uns neben Clive und seinen Hund auf den Boden. Izzy reicht mir einen Tupfer und eine Spritze aus dem Arztkoffer und sucht die Vene in Robbies Vorderbein.
    Ich flüstere seinen Namen, als ich die Kanüle in die Vene einführe und vorsichtig den Kolben ein Stück herausziehe, bis ein wenig Blut in den Spritzenkörper wirbelt. Wir sind drin. Ich drücke den Kolben, und Robbie seufzt ein letztes Mal, ehe seine Atmung erlischt und sein Blick starr wird.
    »Es ist vorbei«, sage ich ruhig. Ich ziehe die Kanüle heraus, und Izzy bedeckt die Einstichstelle mit etwas Watte und einem Pflaster. Clive legt Robbies Kopf in seinen Schoß und nimmt ihm das Halsband ab. Seine Hände leuchten in dem Sonnenstrahl, der durch die Bäume fällt. Rosenblätter wehen auf den Rasen. Eines davon verfängt sich in Robbies Fell. Meine Kehle schnürt sich zu.
    Lange sagt niemand ein Wort. Sanft raschelt der Wind in den Bäumen, das Flusswasser schwappt an die Pfosten des kleinen Bootsstegs am Ende des Rasens, und eine Biene schwirrt summend über ein paar Walderdbeerblüten. Robbie hat seinen Frieden.
    Izzy reicht Edie ein Taschentuch und nimmt anschließend selbst eines, um sich die Augen zu wischen. Ich schlucke und zwinkere ein paar Mal, während ich umständlich die Schutzkappe wieder auf die Kanüle stecke. Dann stehe ich auf und gehe zu Edie hinüber. Clive hält den Kopf noch immer über Robbies Schnauze gesenkt.
    Ich schaue von Robbie zu dem Loch und wieder zurück.
    »Können wir Ihnen helfen, Edie?«, frage ich.
    »Das macht Clive schon. Wenn er dafür bereit ist. Kommen Sie noch kurz mit rein?«
    Nachdem Edie uns mit kühlen Getränken versorgt hat, setzen wir uns zu dritt an einen Tisch in der Nähe der Theke. Über Izzys Kopf hängt ein Foto

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