Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
seinem Testament als seine Alleinerbin benannt. Wenn ich mich recht entsinne, waren seine Worte: ›Warum nicht? Janice soll alles haben.‹«
Foscotts Tonfall war missbilligend angesichts der großmütigen Art und Weise, wie sein Mandant dieses riesige Vermögen einfach abgetan hatte.
»Ich schlug vor, dass er einen zweiten Erben benennen sollte, für den Fall, dass Janice Grey vor ihm verstirbt. Eine Wohltätigkeitsorganisation beispielsweise, oder irgendeine andere Institution. Mr. Burton reagierte mit sehr deftigen Bemerkungen auf das Thema Wohltätigkeitsorganisation. Kurz gesagt, er wollte auf gar keinen Fall eine derartige Klausel in seinem Testament. Janice Grey sei drei Jahre jünger als er, sagte er, woraus ich schloss, dass sie zum Zeitpunkt der Eheschließung erst sechzehn Jahre alt gewesen war. Kein Wunder, dass die Ehe nicht lange gehalten hat! ›Janice ist gesund und fit‹, sagte Burton. ›So zäh wie ein alter Knobelbecher.‹ Vielleicht nicht sehr galant, aber ein ermutigender Gedanke, wenn man einen Erben benennen muss.
Sie mag von robuster Gesundheit gewesen sein, doch es nutzte ihr nichts. Vor sechs Monaten verlor sie bei einem Autounfall das Leben. Mr. Burton kam zu mir. Er war sehr aufgebracht. Völlig außer sich, das einzige Mal, dass ich ihn so gesehen habe, wenn ich das erwähnen darf. Er instruierte mich, das Testament augenblicklich zu vernichten, und er gab mir seine Kopie, damit ich sie ebenfalls vernichte.«
»Also musste er sich nach einem neuen Erben umsehen«, sagte Jess nachdenklich.
»Ganz recht. Ich wies ihn darauf hin, dass er baldmöglichst mit dem Aufsetzen eines neuen Testaments anfangen sollte. Ich wollte nicht klingen, als wäre ich scharf aufs Geschäft, aber ich dachte, nachdem Mr. Burton sein vorhergehendes Testament vernichtet hatte, würde er mir zu gegebener Zeit den neuen Erben mitteilen. Ich machte ihn so zartfühlend, wie ich konnte, auf die delikate Natur des Schicksals aufmerksam. Zum Zeitpunkt unserer Unterhaltung war Mr. Burton sechsundvierzig Jahre alt. Ich nannte den Tod von Janice Grey als Beispiel.
›Drängen Sie mich nicht, Foscott!‹, lautete seine Erwiderung. ›Lassen Sie mich in Ruhe darüber nachdenken. Ich melde mich wieder bei Ihnen.‹ Und genau das hat er nicht getan.«
An dieser Stelle unterbrach Foscott seinen Bericht und lehnte sich zurück, während er auf einen Kommentar von Jess wartete.
»Sie haben versucht, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, und von seiner Putzfrau erfahren, dass er tot ist«, sagte Jess. »Oder wenigstens haben Sie das Superintendent Carter so zu verstehen gegeben.«
Foscott neigte gesalbt den Kopf. »In der Tat. Ich hatte angefangen, mir Sorgen zu machen. Wenn Mandanten beginnen, Dinge zu verschieben, verliert die Zeit ihre Bedeutung für sie. Im Fall von Lucas Burton waren bereits sechs Monate vergangen, und aus sechs Monaten wird ein Jahr, ehe man sich’s versieht, und dann zwei. Die Aussicht, dass mein Mandant ohne Testament verscheiden könnte, war ein bürokratischer Alptraum. Unglücklicherweise ist es genau so gekommen. Wir haben auch andere Angelegenheiten für Mr. Burton geregelt. Diese Kanzlei verfügt über eine eigene Abteilung, die sich mit Eigentumsübertragungen befasst. Unser Sachbearbeiter hat den Kauf des Hauses in Cheltenham abgewickelt, und wir verwahren die Besitzurkunde von Mr. Burton, zusammen mit anderen Dokumenten privater und geschäftlicher Natur. Er mochte es nicht, sensibles Material zu Hause herumliegen zu haben. Jetzt müssen wir wohl oder übel an der Auflösung der wirren Situation arbeiten, die durch Mr. Burtons frühzeitiges Dahinscheiden entstanden ist.«
Einen Augenblick lang saßen beide schweigend da. Jess dachte nach. Das ist also der Grund, warum wir keinen Wandsafe gefunden haben. Burton hat einfach alles in einen Umschlag gesteckt und zu seinem Anwalt gebracht. Zu öffnen im Fall meines Todes, oder etwas Ähnliches. Foscott trommelte die Fingerspitzen gegeneinander und sah sie ausdruckslos an.
»Lucas Burton war sechsundvierzig Jahre alt«, sagte Jess schließlich. »Er hat seinen Reichtum nicht über Nacht erworben. Wäre es nicht möglich, dass es ein älteres Testament gibt, eines, das nicht von Ihnen aufgesetzt wurde? Vielleicht ein Testament, das er in London geschrieben hat, vor mehr als zwanzig Jahren, auf einem von diesen Formularen, die man bei seiner Bank bekommen kann?«
»Wir halten nichts von diesen Formularen«, antwortete Foscott und sprach
Weitere Kostenlose Bücher