Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
dauern, sein Erbe zu ordnen. Ich war in seinem Haus in Cheltenham und in seiner Wohnung in London. Das Haus in Cheltenham ist vollgestopft mit Antiquitäten, genau wie Sie erwähnten. Die Wohnung in den Docklands ist modern eingerichtet, aber auch das sind zweifellos alles Designerstücke, nicht gerade billig. Und es gibt eine Reihe von Gemälden. Ich kenne mich nicht aus mit moderner Kunst, aber ich bin sicher, dass es Originale sind. Das Inventar muss wahrscheinlich geschätzt werden, oder? Sein gesamter Besitz, meine ich, auch sein Wagen. Er fuhr sicher einen teuren Wagen, oder?«
»Ich fürchte, ich habe keine Ahnung«, antwortete Foscott noch immer lächelnd. »Zweifellos haben Sie Recht, was den Wagen angeht.«
Ha! Reggie Foscott war auf der Hut. Er hatte bemerkt, wohin Jess’ sorgfältig formulierte Worte führten, und ihr elegant den Weg abgeschnitten. Falls Foscott gewusst hatte, dass Burton einen silbernen Mercedes fuhr, und falls Selina ihrem Mann auf ihre typische, wortreiche und blumige Weise von dem Beinaheunfall mit einem solchen Wagen bei der Ausfahrt des Reitstalls erzählt hatte – und davon ging Jess aus –, dann hatte sich Foscott vielleicht schon gefragt, ob sein Mandant in die Sache verwickelt war.
Doch vielleicht war sie unfair gegenüber Reggie Foscott. Es gab nicht den geringsten Grund, warum er hätte wissen müssen, was für einen Wagen Burton fuhr.
Ihr kam ein weiterer Gedanke. »Ein Mann wie Burton, mit einem so hohen Einkommen, hat doch sicherlich einen persönlichen Buchhalter, der seine Steuererklärungen für ihn erledigt und dergleichen Dinge?«
»Was seine geschäftlichen Investitionen angeht, so gibt es eine Kanzlei von Steuerberatern in London, deren Adresse ich Ihnen gerne gebe.« Foscott brachte die Hand vor den Mund und hüstelte diskret. »Was seine persönlichen Einkünfte angeht, ja, er hatte einen Einheimischen, der seine Buchführung gemacht und all die anderen finanziellen Dinge für ihn erledigt hat.«
»Einen Einheimischen?« Jess hörte die plötzliche Aufregung in der eigenen Stimme. »Wer ist es? Ich sollte mit ihm reden, so schnell wie möglich.«
»Es ist keine große Firma. Er arbeitet allein, aber er hat einen guten Ruf in unserer Gegend. Sein Name ist Andrew Ferris. Er arbeitet von zu Hause aus, wo er ein Büro hat. Ich kann Ihnen die Adresse gerne geben.«
Foscott war offensichtlich immer für eine Überraschung gut. Jess ordnete in Gedanken ihre bisherigen Informationen neu, wie bei einem jener Computerspiele, wo ein Knopfdruck bunte Klötze in einem neuen Muster anordnet.
»Inspector?«, fragte Foscott unter erhobenen Augenbrauen.
Er hatte bemerkt, dass ihre Gedanken vorübergehend abgeschweift waren. Jess riss sich zusammen.
»Ja. Bitte entschuldigen Sie. Ich hatte sowieso mit Mr. Ferris reden wollen. Ich möchte ihm das Photo zeigen, das ich schon Ihrer Frau gezeigt habe«, sagte sie hastig.
»Ah, tatsächlich?«, fragte Foscott nachdenklich.
»Ich wäre Ihnen sehr dankbar«, sagte Jess, indem sie sich erhob und ihren Rucksack einsammelte, »wenn Sie ihn nicht anrufen und vorwarnen würden, dass ich auf dem Weg bin.«
Foscott errötete. »Das lag nicht in meiner Absicht.«
Kapitel 15
Egal wohin man sieht, die einzelnen Vertreter eines Berufs halten zusammen , dachte Jess grimmig, als sie Foscotts Büro verließ. Meistens sind sie sogar untereinander befreundet. Trotz meiner Bitte, Ferris nicht zu warnen, würde ich es Foscott durchaus zutrauen, dass er in der Bar des Golfclubs oder sonst irgendwo »rein zufällig« in Andrew Ferris rennt und eine Bemerkung von sich gibt wie »Na, wie läuft’s mit der Polizei?«, gefolgt von »Hoppla, das hätte ich eigentlich gar nicht sagen dürfen …«
All das bedeutete letzten Endes, dass sie keine Zeit verlieren durfte und so schnell wie möglich zu Ferris musste. Dieser Fall zog sich bereits lang genug hin. Vielleicht brachte Phil Morton neue Informationen aus London mit, doch Jess zählte nicht darauf.
»Morgen ist Donnerstag. Der Jahrestag des Doppelmords an den Eltern von Eli Smith.«
Erschrocken wurde ihr bewusst, dass sie laut geredet hatte. Natürlich wollten sie die Ermittlungen möglichst schnell abschließen, doch warum hatte sie das Gefühl, es wäre wichtig, vorher damit fertig zu werden? Das Datum ragte drohend über ihnen auf. Es beunruhigte Eli, und es beunruhigte sie. Die beiden neuen Morde – an Eva Zelená und Lucas Burton – schienen förmlich danach zu verlangen ,
Weitere Kostenlose Bücher