Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
noch damit beschäftigt gewesen war, methodisch die Sachen seiner Frau auszusortieren. Er hatte keinen Widerstand geleistet.
»Sie dürften eigentlich nicht einmal im Gebäude sein«, sagte Carter entschieden. »Sie sind krankgeschrieben und haben eine Gehirnerschütterung.«
»Ich hatte eine Gehirnerschütterung. Jetzt geht es mir wieder gut. Ich habe nicht einmal mehr Kopfschmerzen! Ich habe eine Beule am Hinterkopf, das ist alles. Und außerdem ist es mein Fall!« Sie tänzelte frustriert auf der Stelle. »Ich will das Verhör leiten!«
»Sie sind Opfer eines tätlichen Angriffs gegen eine Polizeibeamtin durch den Beschuldigten. Wir werden ihn deswegen belangen, Inspector, zusammen mit allem anderen, was wir gegen ihn finden. Sie können ihn nicht verhören, und es wäre unklug und unangemessen, auch nur dabeizusitzen, wenn das Verhör stattfindet.«
»Nicht dabeisitzen? Aber …«
»Inspector!«, unterbrach Carter sie scharf. »Ich mache Gott weiß Zugeständnisse, aber ich erwarte, dass sich meine Beamten gleich welchen Dienstgrads professionell verhalten, ganz egal wie die Umstände sein mögen.«
»Jawohl … Sir «, stieß Jess zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Sie stürmte in ihr Büro davon, wo sie sich zu einem ausgedehnten, kindischen und durch und durch befriedigenden Schmollen hinreißen ließ.
Carter hatte selbstverständlich Recht. Er wusste, dass er Recht hatte, und sie wusste, dass er Recht hatte. Und er wusste, dass sie es wusste, et cetera perge, perge.
Es half nicht.
Glücklicherweise traf in diesem Moment eine Ablenkung in Form eines Anrufs ein. Der Empfang unten informierte sie, dass Penny Gower gekommen war und mit ihr reden wollte.
»Hallo«, sagte Jess, als sie die kleine, ein wenig verwahrloste Gestalt erblickte, die vor Joe Hegartys Empfangsschalter stand. Penny hatte eine dicke blaue Beule auf der Stirn. »Wie geht es Ihnen?«, fragte Jess und deutete auf die Beule.
»Den Umständen entsprechend«, antwortete Penny. »Glaube ich. Die hier …«, vorsichtig betastete sie die Beule, »… ist ein Andenken. Jedes Mal, wenn ich in den Spiegel blicke und sie sehe, muss ich daran denken, wie Andy mir gesagt hat, dass er mich liebt. Ich werde nie wieder einem Mann glauben. Ich bin eigentlich nur vorbeigekommen, um zu sehen, wie die Dinge laufen und wie es Ihnen geht.«
»Auch den Umständen entsprechend«, antwortete Jess. Eine verlegene Pause entstand. »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte Jess, einem Impuls folgend. »Keine Sorge, nicht von uns, so ungastfreundlich bin ich nicht. Es gibt ein kleines Café ein Stück die Straße hinunter, wo der Kaffee besser schmeckt.«
»Ich schätze, Sie dürfen nicht mit mir über den Fall reden«, begann Penny, nachdem die beiden Frauen einen Platz an einem Ecktisch gefunden und ihren Kaffee bekommen hatten.
»Ganz richtig. Abgesehen davon ist mir der Fall quasi aus der Hand genommen worden, weil ich ebenfalls von Ferris angegriffen wurde. Ich vermute, wir könnten einen kleinen exklusiven Club gründen. Die Opfer von Andrew Ferris.« Jess schnitt eine Grimasse.
»Eines seiner Opfer ist tot«, sagte Penny tonlos.
»Das ist richtig. Allerdings muss ich sagen, dass er mich nicht töten wollte. Er wollte mich ruhigstellen und aus dem Weg haben, während er Sie umbrachte. Ich weiß nicht, warum er mich in dieses Haus geschafft hat …« Jess zuckte die Schultern. »Vielleicht ist er davor zurückgeschreckt, eine Polizeibeamtin zu töten. Aber Sie, Penny, sind nur knapp davongekommen, das muss ich Ihnen sagen. Den Reitstall hat es schlimm erwischt. Gott sei Dank sind Sie wohlauf und munter, abgesehen von einer Beule, und die Pferde sind auch alle unversehrt geblieben und in Sicherheit. Es ist nicht das Ende der Welt, Penny. Hören Sie, was ich zu sagen versuche – lassen Sie sich nicht von einer schlechten Erfahrung den Rest Ihres Lebens verderben. Nehmen Sie sich Zeit, um darüber hinwegzukommen. So viel Zeit, wie Sie brauchen. Aber das Leben geht weiter, und eines Tages werden Sie jemand Neuen kennen lernen.«
»Einen Mann kennen zu lernen ist das Letzte, was mir im Sinn schwebt«, antwortete Penny offen und schnitt eine Grimasse. »Wie ich bereits sagte, ich glaube nicht, dass ich nach dieser Geschichte je wieder einem Mann vertrauen werde, und ich könnte nicht mit jemandem zusammenleben, dem ich nicht vertraue, so wie Lindsey.«
»Mark Harper meinen Sie?«
»Ja. Sie hatten einen riesigen Krach. Lindsey fand heraus, dass er
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