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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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zu sagen, um alle zu beschwichtigen. »Ich habe noch zwei Tage später Grashalme in meiner Hose gefunden.«
    »War es bei dem ganzen kalten Wasser nicht schwer, deine ... Konzentration aufrechtzuerhalten?«, sagt Jared.
    »Ich war achtzehn«, sage ich. »Ausgerechnet dir sollte ich nicht sagen müssen, dass es, wenn man achtzehn und verliebt ist, praktisch nichts gibt, was deine ... Konzentration ruinieren kann.«
    Jared und Wayne kichern, während Carly meinen Blick noch ein paar Sekunden festhält, bevor sie leicht mit den Schultern zuckt und mich loslässt.
    Viele unserer gemeinsamen Erinnerungen stammen aus der Zeit, die wir zusammen auf der Highschool verbrachten, aber Wayne scheint es ebenso wichtig, seine Erfahrungen aus den Jahren, die er sich in Los Angeles aufgehalten hat, mit uns zu teilen. In einem fast gleichgültigen Ton erzählt er uns von seinen erfolglosen Vorsprechproben, den vielen Gelegenheitsjobs, denen er nachging, um seine Miete zu bezahlen, und den seltenen Begegnungen mit Prominenten. In keiner dieser Geschichten erwähnt er irgendwelche Freunde oder Liebhaber, was meinen Verdacht bestätigt, dass diese Jahre überaus einsam für ihn gewesen sein müssen. Unter der Oberfläche seiner Erzählung liegt eine stille Bedächtigkeit, als hätte er sich all diese einsamen Jahre mit dem Versprechen getröstet, dass er irgendwann in der Zukunft in der Lage sein würde, diese Jahre rückwirkend mit irgendjemandem zu teilen, und als würde er sich jetzt, als die Uhr abläuft, dieses Versprechen endlich selbst erfüllen.
    Nach einer Weile schläft Wayne wieder ein, und Jared geht nach oben, um an dem Computer im Zimmer meines Vaters ein paar von seinen Freunden eine Instant-Message zu schicken. »Es tut mir Leid, wenn ich dich in Verlegenheit gebracht habe«, sagt Carly. »Wir haben uns Geschichten erzählt, und sie ist mir einfach durch den Kopf geschossen.«
    »Nein, das ist schon in Ordnung«, sage ich. »Ich hatte diese Nacht nur völlig vergessen.«
    »Du willst also sagen, Sex mit mir kann man vergessen?«
    »Durchaus nicht. Aber ich habe über so viele Jahre hinweg so viele unterschiedliche Erinnerungen an uns mit mir herumgeschleppt, und ich nehme an, es gibt da eine Art Rotation. Manche werden öfter hervorgeholt, und andere werden für eine Weile am Boden des Stapels begraben, und man vergisst, dass sie da sind.«
    »Das ist gut zu wissen.«
    »Was?«
    »Dass du auch deine Stapel hast«, sagt Carly und wendet den Blick von mir ab. »Ich wollte nicht die Einzige sein.«
    Ich setze Wasser auf und koche uns Spagetti, während Carly einen Salat klein schneidet, und wir vier essen zusammen in Waynes Zimmer. Wir alle tun, als würden wir nicht bemerken, dass Waynes Portion zum Großteil ungegessen bleibt. Fabia wird ihn später mit allen Nährstoffen, die er braucht, intravenös versorgen, bis es irgendwann so weit sein wird, dass er überhaupt keine Nahrung mehr benötigt. Während wir essen, scheint Wayne einzuschlafen, er hat die Augen geschlossen, und seine Brust hebt und senkt sich mit gleichmäßigen, leichten Atemzügen. Carly, Jared und ich unterhalten uns im Flüsterton weiter, als Wayne ohne jede Vorwarnung die Augen aufschlägt und sich im Bett aufsetzt. »Ich will einen Korb werfen«, sagt er. Wir alle starren ihn an. »Sag das noch einmal«, sagt
    Carly.
    »Ich glaube, ich habe seit der Highschool keinen Basketball mehr angefasst.«
    »Wie, du meinst, seit dem Abend, als du weggegangen bist?«, sage ich. »Als du an die fünfzig Punkte gemacht
    hast?«
    »Zweiundfünfzig Punkte«, sagt Wayne.
    »Der Rekord steht immer noch«, sagt Jared.
    Wayne sieht ihn scharf an. »Im Ernst?«
    Jared nickt. »Im Ernst.«
    Wayne lehnt sich in sein Kissen zurück, in die Gedanken eines Augenblicks verloren. »Ich will noch einen Korb werfen, bevor ich sterbe.«
    »Vielleicht können wir morgen, wenn es warm genug ist, mit dir in die Auffahrt hinausgehen«, sagt Carly zweifelnd.
    »Nein. Nicht morgen, und nicht an einem dämlichen Garagen-Korbring. Ich will es in der Turnhalle tun.«
    »In der Highschoolturnhalle?«
    »Ja.«
    »Es ist nach acht«, sage ich. »Die Highschool ist geschlossen.«
    Wayne runzelt die Stirn und sieht zu Jared hinüber. Einen Augenblick später grinst Jared und nickt mit dem Kopf. »Kein Problem«, sagt er.
    Wir nehmen Carlys Wagen, und Carly besteht darauf, dass ich in der Auffahrt vorfahre und die Heizung zehn Minuten laufen lasse, bevor wir Wayne hinunterbringen. Jared wirft

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