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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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gekrümmt. Der Ball segelt vorn über den Ring und fällt mit einem leisen, befriedigenden Zischen durchs Netz. »Na bitte!« Waynes Stimme hallt laut durch die Turnhalle.
    »Ohne Ringberührung«, sagt Jared, fängt den Rebound und spielt ihn zu Wayne zurück.
    Wayne lächelt und wirft noch ein paar Körbe, die er alle mit demselben schwirrenden Geräusch versenkt. »Er macht es mit geschlossenen Augen!«, sagt Jared.
    Ich trete einen Schritt vor und sehe, dass es tatsächlich stimmt. Wayne sieht zwischen den Würfen auf den Korb, aber von dem Augenblick an, in dem Jared ihm den Rebound zuspielt, hat er die Augen in einem fast verzückten Glücksgefühl geschlossen. »Freiwürfe zielt man mit dem Körper«, deklamiert er. »Nicht mit den Augen.«
    Nach ein paar Würfen schwankt Wayne auf einmal zur Seite, und Carly und ich springen vor, um ihm zurück in den Rollstuhl zu helfen. Sein Gesicht ist in einer Schweißschicht gebadet, die in dem matten Licht genauso scheint wie der Polyurethanlack auf dem Hallenboden, und seine Stirn ist vor Anstrengung zerfurcht, aber er strahlt von einem Ohr zum andern. »Ich hab's noch in mir«, sagt er heiser jubelnd, während Carly den Mantel wie eine Decke um ihn legt.
    »Ja, das hast du«, sage ich. »Bist du jetzt so weit, dass wir nach Hause können?«
    »Nö«, sagt Wayne und fährt sich mit einem Ärmel über das Gesicht. »Spielt ihr jetzt ein paar Minuten mit dem Ball herum. Ich will mich nur ein bisschen ausruhen und dann noch ein paar Körbe werfen.«
    Ich nehme den Ball, gehe zur Spitze des Drei-Sekunden-Raums und werfe ihn hoch. Er schlägt hinten auf den Korbring auf und prallt nach links ab, wo Jared ihn fängt. Er drückt ihn sich an die Brust und setzt zu einem kräftigen flachen Wurf an, der schwungvoll durch den Ring schwirrt und dann eindrucksvoll durchs Netz rauscht. »Schöner Wurf«, sage ich und werfe ihm den Rebound zu. Jared dribbelt zurück und nach rechts und wirft dann noch einen Korb, hinter der Drei-Punkte-Linie hervor, mit derselben kraftvollen, geübten Bewegung. Swish. Beeindruckt werfe ich ihm den Ball wieder zu und sehe dann völlig verblüfft zu, wie er noch sechs Körbe hintereinander versenkt. »Ich dachte, dein Vater hätte gesagt, du hättest es nicht ins Team geschafft«, sage ich.
    »Ich habe es nie versucht.« Jared fängt meinen Pass und wirft noch einen perfekten Korb aus Weitdistanz. »Das ist so ein wunder Punkt bei meinem Dad.«
    Ich fange den Rebound und halte den Ball fest. »Warum hast du es nie versucht?«
    Er zuckt die Schultern. »Keine Lust.«
    »Hast du gedacht, du würdest es nicht schaffen?«
    Er kommt zu mir herüber, reißt mir den Ball aus den Händen und sprintet dribbelnd zum Korb vor. Als er näher kommt, wirft er den Ball leicht gegen das Korbbrett und springt dann hoch, fängt ihn auf, als er wieder herunterkommt, dreht den Arm senkrecht einmal im Kreis und knallt den Ball kraftvoll durch den Korb.
    »Es ist also keine Frage des Selbstvertrauens«, sage ich.
    »Wohl kaum«, sagt er sarkastisch, während der Ball langsam von ihm fortrollt und bei Waynes Füßen liegen bleibt. »Ab und zu ruft mich Dugan immer noch in sein Büro, um sein Warum-du-ein-Cougar-sein-solltest-Seminar abzuhalten.«
    »Und warum willst du nicht?«
    Jared kratzt sich am Kopf und sieht mich an. »Weißt du noch, wie du in deinem Buch geschrieben hast, du würdest .nicht zu meinem Dad und Gramps passen, weil sie immer nur Basketball im Kopf hätten und du nicht? Naja, ich hatte auf der Junior High immer nur Basketball im Kopf, und auch später, als ich hierher kam, in die Juniorenauswahl. Ich war der Beste im Team, und mein Vater war begeistert. Aber dann kam irgendwann der Punkt, an dem es das Einzige war, worüber er noch mit mir redete, und es ging einfach nonstop, Mann, verstehst du? Ich meine, meine ganze Beziehung zu meinem Vater bestand nur noch aus Basketball. Alles andere, was ich tat, alles andere, was mich interessierte, war ihm scheißegal. Solange ich der Star des Teams war, war das alles, was für ihn zählte.« Jared hält einen Augenblick inne und sieht sich verlegen um, als ihm auf einmal bewusst wird, dass Carly, Wayne und ich wie gebannt zuhören. »Jedenfalls«, sagt er und räuspert sich, »entschied ich, dass ich nicht mehr nur Basketball im Kopf haben wollte. Es gab noch andere Dinge, die ich mit meiner Zeit anfangen wollte, außer zu Trainings zu gehen und mit den Sportskanonen herumzuhängen. Ich dachte mir, mein Dad

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